Undercover
nützen.“
Wie oft hatte Shane solche Ratschläge in den letzten Tagen bekommen? Er sah über die Terrasse hinüber zu den anderen Häusern.
„Und wie soll ich das anfangen, Don? Mir eine von diesen frisch gemähten Parzellen kaufen und sie nach zwei Jahren wieder verkaufen?“
„Genau so.“ Don lachte gutgelaunt . Shane erinnerte sich, dass Lanksi entweder gute oder schlechte Laune hatte, nie irgendwas dazwischen.
„Vor ein paar Jahren noch, haben sie alle nur an der Gold Coast in diesen Wolkenkratzern Apartments gekauft. Inzwischen ist es aber auch hier nicht mehr billig“, sagte Don.
„Sieht so aus, als ob ich zu spät bin, was?“ Shane musste sich noch nicht einmal besonders verstellen, um einen bitteren Ton mitschwingen zu lassen.
„Es ist nie zu spät, Shane. Lass dir das von einem alten Bullen sagen.“
„Ich werde darüber nachdenken, Don.“
„Tu das, Shane. Das Leben dauert nicht ewig, glaub’ mir. Es ist ein verdammt komisches Gefühl, wenn dich jemand fragt, wie alt du bist. Dann fängst du an nachzuzählen und wunderst dich, denn du kommst auf siebzig. Tja, und dann fällt dir ein, dass du vielleicht noch zehn Jahre vor dir hast. Aber die letzten zehn Jahre sind verdammt schnell rumgegangen, fällt dir dann ein.“
Eine Weile sprachen sie nicht. Der Wind wehte eine wohltuende Brise über die Veranda. D as Motorenbrummen eine Bootes, d as helle Klingen einer Leine, die der Wind an einen Mast wehte, waren die einzigen Geräusche.
„Sag’ mal Don“, begann Shane, „weißt du, was Mick gegen mich hat?“
Don machte eine wegwerfende Handbewegung. „Mick? Mick hat einen M inderwertigkeitskomplex. Nur Brenda verstand ihn. Die beiden k amen prima miteinander klar.“ Lanski sah au f den Fluss, und schien Shanes Anwesenheit zu vergessen. Brenda war Dons verstorbene Frau, erinnerte sich Shane. Er hatte sie nur einmal auf einem Foto gesehen, das Mick ihm in einer Nacht als sie stundenlang einen Hauseingang überwachen mussten, gezeigt hatte.
„Hast du denn Kontakt zu ihm? Er hält sich doch hier an der Sunshine Coast auf.“
„Mick? De r lässt sich nicht blicken.“ Don seufzte. „Wir verstehen uns nicht besonders . Sobald wir uns sehen, streiten wir uns, also sehen wir uns lieber nicht.“ Er drehte sich zu Shane. Seine Augen hatten etwas Trauriges bekommen. „Tja, so ist d as mit Vätern und Söhnen.“ Er setzte ein Lächeln auf. „Ich hoffe, du und Colin kommt besser miteinander aus.“
„Nicht wirklich.“ Shane dachte an die Vorhaltungen und Besserwissereien seines Vaters.
„ Tja ... “ Don spielte mit seiner Flasche .
„Al behauptet, ich bilde mir ein, dass Mick mich beobachten lässt. Er meint, ich leide unter Verfolgungswahn.“
„Verfolgungswahn?“
„Ja. Kennst du das nicht auch das Gefühl, beobachtet zu werden? Fühlst du dich nicht bedroht?“
„Ich? Oh, du meinst die Kamera am Eingang?“
„Ja, und deine furchteinflößenden Löwen.“
„Ach, das Zeug hab’ ich alles vom Vorbesitzer übernommen. Und jetzt hab’ ich mich so daran gewöhnt, dass i ch’s auch nicht mehr abbaue.“ Lanski lachte kurz. Ein Sonnenstrahl traf einen seiner blendend weißen Zähne. „ Noch ein Bier ?“
„Danke, nein, sag mal, wa s machs t du eigentlich den ganzen Tag als Pensionär?“
„Oh, es gibt dauernd was zu tun.“ Lanski ließ einen Blick über das Haus gleiten. „Seit Brenda s Tod reise ich öfter. Sie hasste Reisen. Meine Tochter kommt mit ihrem Sohn oft vorbei. Er ist ein aufgeweckter Kerl. Du solltest ihn mal sehen, mit seinen dreizehn Jahren. Ich geh’ öfter mit ihm fischen. Er hat Talent. Ich bin froh, dass ich für ihn da sein kann, Jess h at sich ja Gott sei dank von diesem nichtsnutzigen Typen getrennt.“
Shane erinnerte sich an die gutaussehende Schwester Micks. Man glaubte nicht, dass sie Geschwister waren.
„Na, ja und dann gibt es da noch Silver.“ Lanski lächelte mehrdeutig. Shane erinnerte sich, dass sein Vater ihm hin und wieder von Dons Affären erzählt hatte. Lanski liebte es nun mal , Frauen zu imponieren, sie zuvorkommend zu behandeln, ohne je Zweifel daran zu lassen, wer das Sagen hatte. Während seiner langen Ehe mit Brenda hatte er immer wieder Geliebte gehabt.
Don Lanski wippte in seinem Deckstuhl, er wirkte entspannt und gutgelaunt, doch plötzlich h ielt er inne und sah Shane an.
„Sag’ mal, was ist das für eine Geschichte mit Tim Wilcox?“
„Du kanntest ihn?“
„ K lar! Du wirst auf ein paar Barbecuepartys
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