Undercover
Lanski, ich meine nicht Mick sondern seinen Vater, Donald Lanski?“
Kim schluckte offensichtlich ihren Ärger hinunter.
„Sicher! Er kommt zu unserer Hochzeit. Er wohnt hier in Noosa. In einem schicken Haus am...“ Sie brach ab. „Tut mir l eid, aber er behauptet auch, es war eine Gelegenheit. Heute ist es fast das Doppelte...“
„Ich war gerade bei ihm.“
„Ist er immer noch so attraktiv?“
„ Kann schon sein .“
„Früher auf di esen Polizeifesten hat er mich immer umschwärmt – und mich mit Champagner versorgt.“
„Wirklich?“
„Shane, hast du das etwa nicht gemerkt?“
Er konnte sich nicht richtig daran erinnern.
„Vielleicht war ich immer so in andere Gespräche...“
Sie seufzte. Kurz darauf blieb sie stehen und sah ihm prüfend in die Augen. „H ast du was mit Carol?“
„Carol? Wie kommst du darauf?“, wiederholte er wie ein Angeklagter, der Zeit für eine Antwort gewinnen wollte. Was sollte er auf diese Frage antworten? Er wusste nicht, was es war, das ihn immer wieder zu Carol zog. Sicher nicht nur sexuelles Interesse, denn dann wäre die Sache ja einfach. Und so antwortete er mit einem entschiedenen „Nein.“
Sie lächelte hintergründig und ging mit ihm im Arm weiter.
„Wie geht es Ann?“, fragte sie auf einmal. „Sie tut mir schrecklich leid. Es ist so furchtbar , dass Jack tot ist . So furchtbar. Weißt du, seitdem das passiert ist, bin ich schon so oft nachts aufgewacht mit dem Gedanken, dass du dort erschossen wurdest. “
Bevor er etwas antworten konnte, zog sie ihn schon weiter.
„Das Sails. Wir gehen vorne rein. Der Besitzer hier war clever. Er hat das letzte Grundstück direkt am Strand erwischt.“
„Verstehe. Eine Gelegenheit.“
„Oh, nein, ich könnte mir eher vorstellen, dass es ziemlich teuer war.“
Immer noch Arm in Arm gingen sie um die Ecke, an der die Straße zum Nationalpark über den dicht mit Bäumen bewachsenen Hügel hinaufführte, an dem luxuriöse Häuser im Dickicht versteckt lagen. Sie traten auf ein kurzgeschorenes Stück Rasen, der zwischen Sandstrand und Häuserfront angepflanzt worden war. Das Sails bestand aus einem großen, trapezförmigen Raum, der sich nach vorne hin zum Strand auf eine breite, sonnensegelüberspannte Terrasse öffnete. Dorthin setzten sie sich.
„Schön, Kim, wirklich schön.“
Sie sah ihn mit einem Aus druck von Stolz an. Die sonnengebräunte Bedienung fragte nach ihren Wünschen. Kim bestellte ein Glas Pinot Grigio, er ein Bier. Die Bedienung entfernte sich , Kim legte ihre Unterarme auf den Tisch und ließ ihren Blick über den Strand schweifen.
„Leben und Tod liegen so eng beieinander. Manchmal wünsche ich mir, einfach irgendwann mal hier zu ertrinken.“
„Was?“ Er sah sie überrascht an.
„Ja, warum nicht. Hier ist doch vor Monaten eine Frau ertrunken, ist einfach von ihrem morgendlichen Bad im Meer nicht mehr zurückgekommen.“
Er erinnerte sich an die Nachricht in der Presse . „Meinst du Sonia O’Hara?“
„Ja, ja, ich glaube, so hieß sie. Kanntest du sie?“
„Nicht direkt.“
Seit den Siebziger Jahren war O’Hara, Nachtclub- und Massagesalonbesitzerin, immer wieder in Verbindung mit prominenten Namen aus der Politik und Verwaltung in die Schlagzeilen geraten. Die meisten Fälle endeten mit dem Rücktritt aus einem Amt, Sonia O’Hara aber hatte man nie etwas Illegales wie Drogenhandel, Prostitution, oder Steuerhinterziehung anhängen können. Sie schien immer rechtzeitig zu den Mächtigeren und Einflussreicheren gewechselt zu haben. In den letzten Jahren, nachdem sie aus dem Geschäft ausgestiegen war, war es ruhig um sie geworden. Sie hatte sich – inzwischen über siebzig – nach Noosa zurückgezogen und lebte von ihrem Vermögen, über dessen Höhe es nu r Spekulationen gab. Eines Morgens , es musste vor etwa einem oder zwei Monaten gewesen sein, war sie von ihrem täglichen Bad im Meer nicht mehr zurückgekehrt. In den Nac hmittagsstunden hatte die Flut ihren toten Körper angespült.
Das Telefon riss Shane aus seinen Gedanken.
„Entschuldige, Kim.“ Es war Roger Spring von den Fidschis . Er hatte schon ganz vergessen, dass er den alten Bekannten, einen sehr trinkfreudigen Journalisten, gebeten hatte, sich nach der Firma Movation umzuhören, die Frank erwähnt hatte.
„Hast du gerade Zeit?“, krächzte es aus dem Hörer. „ Die Firma Movation Import-Export g ehört einem gewissen Jim Bennett aus Neuseeland. Das ist `ne ziemlich interessante Firma, Shane.
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