Undercover
Ein Gebäude mit Hof auf dem kein Auto steht. Ein Büro, in dem ich niemanden angetroffen hab’, ein Telefonanschluss mit Anrufbeantworter, eine Email-Adresse und ein Briefkasten. Ich hab’s fotografiert un d schick’ es dir gleich rüber.“
Shane hörte wie Spring Luft einsog. Er rauchte seit Jahrzehnten Kette .
„Danke, Roger . Und was weißt du noch über diesen Jim Bennett ?“
Spring hustete sekundenlang. Shane entfernte das Handy von seinem Ohr und wartete ab. Kim runzelte die Stirn und formte mi t den Lippen das Wort Wer? Shane schüttelte nur den Kopf. Sie drehte den Stuhl in Richtung Strand , nippte an ihrem Wein und sah ihn nicht mehr an. Endlich beruhigte sich Spring.
„Nada. Das Apartment in der Stadt, in dem er angeblich wohnt, sieht so bewohnt aus wie der Mond.“
„Existiert dieser Mensch überhaupt?“
„Laut Dokumenten ja. Moment...“ Shane vernahm Papierrascheln und wieder das Geräusch des Einsaugens von Luft. Er fragte sich, wie Spring alles gleichzeitig machen konnte: Rauchen, Telefonieren und In-Pa pierstapeln-wühlen.
„So, jetzt h ab’ ich’s“, meldete sich Spring wieder, er klang so als spräche er mit der Zigarette im Mundwinkel und zusamme ngekniffenen Augen, „Jim Bennett , geboren in Christchurch, Neuseeland, am zweiten Juni, der Gute wird nächstes Jahr dreiundsechzig. Zwei Kinder, und von Beruf Kaufmann.“
Shane notierte sich die Daten.
„Danke, Roger .“
„War mir ein Vergnügen.“ Wieder Husten.
„Wie hast du das überhaupt in der kurzen Zeit geschafft?“
„Du kennst das doch mit der einen und der anderen Hand.“
Spring war ein Mensch mit der besonderen Fähigkeit, Kontakte zu allen möglichen Persönlichkeiten herzustellen und auch aufrecht zu erhalten. Er sammelte Informationen, speicherte sie und konnte sie jederzeit abrufen und dazu nutzen, weitere Informationen zu bekommen oder Kontakte zu verti efen. Man konnte sagen, das Roger Spring ein Ausnahmetalent war. Irgendwann bringt mich mal einer um die Ecke, weil ich zuviel über ihn weiß, sagte er hin- und wieder und Shane glaubte ihm aufs Wort.
„Wir bleiben in Kontakt, ja? Wegen der Story.“
„ Geht klar , Roger . Ich brauche vielleicht noch mal deine Hilfe, je nachdem, was ich hier weiter herausbekomme.“
„Sicher. Du weißt ja, ich bin immer erreichbar.“ Er hustete. „Fast immer.“
Shane legte auf.
„Tut mir l eid, Kim.“
Er konnte ihre Augen nicht sehen, da sie die Sonnenbrille aufgesetzt hatte.
„Ach, Shane“, ihre Stimme klang müde , dann lächelte sie auf einmal, „wie hab’ ich’s nur mit dir ausgehalten?“
„Hast du ja nicht.“ Er lächelte auch, hob sein Bierglas und stieß mit ihr an. Gerade wollte er trinken als sein Telefon erneut klingelte. Diesmal wollte er es tatsächlich klingeln lassen, doch Kim zuckte nur die Schultern, und er nahm ab.
„Hier ist Carol.“
Er spürte, wie er rot wurde.
„Glauben Sie wirklich, ich habe ihn umgebracht?“, sagte sie ohne Einleitung.
Sie hatte getrunken.
„ L assen Sie uns nicht am Telefon...“
„Dann kommen Sie vorbei. “
„Ich bin gerade in Noosa.“
„Aber am Abend sind Sie doch wieder zurück? Wir könnten einen Strandsspaziergang...“
„Carol, es ist kein Vergnügen mit Krücken im Sand herumzustaksen.“
Sie unterdrückte ein Lachen.
„Oh, das hab’ ich ganz vergessen.“
„Ich melde m ich auf der Rückfahrt.“ Er verabschiedete sich rasch.
„Scheidet sie denn wirklich als Täterin aus?“, fragte Kim und sah ihn – ohne Sonnenbrille - mit einem ernsten Blick an.
Shane starrte einen Moment vor sich hin . Es quälte ihn selbst, dass er es nicht vermochte, zweifelsfrei hinter Carols Aussage zu stehen.
„Wie hältst du nur ein Leben aus, in dem du jedem misstrauen musst?“, sagte sie mit Bedauern in der Stimme.
Er hielt es ja nicht aus.
„Ich mach’ mir manchmal Sorgen wegen Pam“, sagte er. „Du hast doch mit ihr über Drogen gesprochen?“ Er wollte nicht vorwurfsvoll klingen, aber offensichtlich tat er das, denn ihre Haltung versteifte sich.
„Natürlich!“, sagte sie lauter als notwendig, „Ich bin ja schließlich ihre Mutter.“
„Ist sie denn zu Hause ... ich wollte sie doch mal wieder sehen.“
„Sie ist mit Drew nach Brisbane gefahren.“
Er holte Luft, schluckte aber eine Bemerkung hinunter.
Ohne zu reden betrachtet en sie die Menschen am Strand. Wie sorglos wirkten sie alle auf ihren bunten Badetüchern, in ihren Bikinis, Badeanzügen und Badehosen, als
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