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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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wissen. „Hast du etwas damit anfangen können?“
    „Ich hab’ zwar einen Harry gefunden, aber er ist schon tot.“
    „Ach Shane, meinst du, der Mörder wird jemals gefunden?“
    Bevor er etwas antworten konnte, sagte sie:
    „Übrigens , als ich in seinen Papieren geblättert
    habe, dachte ich, er kommt gleich im nächsten Moment zur Tür herein.“ Das Bild von Jack wie er im Büro am Schreibtisch saß und in seinen Akten und Notizen las, erschien kurz vor ihm, dann löste es sich auf, und er sah ihn wieder in der dunklen, einsamen Straße .

    Im Apartment war es stickig . Er öffnete die Balkon tür . Unten auf der Straße herrschte Betriebsamkeit. Vertraute Küchengeräusche stiegen herauf, Gelächter, Musik, das Zuschlagen von Autotüren und das an- und abschwellende Meeresrauschen. Vom Balkon über ihm kamen Stimmen, und im Apartment links ging das Licht an. Auf einmal war er hungrig. Er humpelte in di e Küche und machte sich ein Schinken-Käse-Sandwich. Zu spät fiel ihm ein, dass das meistens Jacks Lunch gewesen war. Ohne hineinzubeißen warf er das Brot in den Mülleimer, ging zurück ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an.

    Um halb zehn schreckte ihn Läuten an der Tür auf. Vor der Tür stand Carol Wilcox.
    „Ich war draußen am Strand. Ich halte es in dem Haus nich t mehr aus. Es ist so - so unheimlich .“
    Sie zitterte. In diesem Moment glaubte er ihr, doch schon wenige Minuten später als er in der Küche einen Tee machte, während sie eine heiße Dusche nahm, war er sich nicht mehr so sicher. Sie kam ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch, zog die Beine hoch, hielt die Tasse mit beiden Händen und lächelte.
    „Das ist der beste Tee, den ich getrunken habe.“
    Er sah sie nur an. „Und wie soll es jetzt weitergehen?“, fragte er.
    Diese Frage schien sie zu verstimmen .
    „Sie trauen mir nicht“, sagte sie schließlich .
    Stumm starrten sie ein e Weile in den Fernseher, bis Shane das Schweigen nicht mehr aushielt.
    „Carol – ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, herzukommen.“
    „Ich gehe wohl besser.“
    Wie gern hätte er sie zurückgehalten, sie umarmt, ihren Körper und ihre Lippen gespürt, doch er schwieg und blieb sitzen . Als das Schloss hinter ihr einschnappte, ließ er seinen leeren Teebecher auf den Boden fallen. Er hätte sich viele, viele Scherben gewünscht, doch es brach nur der Henkel ab.
    Harry . Auf dem Becher stand Harry , bemerkte er erst jetzt. Shane bückte sich und hob ihn auf. Ohne auf die Schrift zu achten, hatte er ihn aus dem Schrank geholt. Harry. Jack hatte Harry gesagt.
    Trevor Harry Pierce war tot. Doch Jack hatte einen anderen für diesen Trevor gehalten. Wenn er nun Näheres über Trevor Harry Pierce herausfand, würde er vielleicht auch dem rich tigen Harry näherkommen... Warum war ihm das nicht schon früher eing efallen? Halb zwölf , sah er auf seiner Armbanduhr. Egal, dachte er und rief Andrew Ward von der Drogenabteilung in Brisbane an. Shane konnte ihm ein Treffen in Brisbane abringen, um zehn Uhr Morgen früh. Tamara müsste allein zu Glass House Art fahren.

58

    Als Shane am Morgen aufstand und auf den Balkon hinaus ging, hing über einem braungefärbten Meer eine gelbliche Wolkendecke. D ie Wettervorhersage hatte stark en Regen angekündigt. Er trank rasch einen Kaffee und machte sich fertig.
    Keine Minute zu früh war er aufgebrochen. Jetzt, so kurz vor Weihnachten war der Verkehr zur Sunshine Coast noch dichter geworden. Lastwagen, Motorräder , Wohnmobile, Autos mit Wohnwagen, alle drängten sich auf der zweispurigen hundert Kilometer langen Strecke. Zwar fuhr er in die Gegenrichtung, doch offenbar hatte sich ein Unfall ereignet, denn kurz nach Caloundra steckte er fest. Straßenplaner forderten schon lange einen Ausbau der Verbindung, da der Verkehr von Jahr zu Jahr zunahm. Er hatte Hunger, doch zur Rast an der Tankstelle vor den Glass House Mountains würde die Zeit nicht reichen. Noch nicht einmal einen Kaugummi oder einen Keks fand er im Handschuhfach. Seufzend schlug er es zu und fand sich mit seiner Lage ab. Nach dem Treffen mit Andrew Ward würde er etwas Ordentliches essen , nahm er sich vor . Über ihm hingen dunkle Wolken, die nur darauf zu warten schienen, endlich aufplatzen und einen sintflutartigen Regen über die Blechlawine ausschütten zu dürfen.

    Als Shane endlich die Überführungen und Umgehungsstraßen bei der Einfahrt nach Brisbane hinter sich gebracht hatte, war es halb zehn und der Himmel auch

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