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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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wirkende Gestalten auf, die auf der Suche nach freien Taxis einzeln oder in kleinen Gruppen auf den Broadway hinausspähten.
    Die Männer in dem Wagen bewegten sich. Einer kippte nach links, einer nach rechts, wie es zwei Leute tun, die gleichzeitig ihre Autotüren öffnen.
    Ich behielt das Lüftungsgitter im Gehsteig vierzig Meter südlich von mir im Auge.
    Keine Bewegung. Kein Luftzug. Der Müll lag still.
    Die beiden Männer stiegen aus. Beide trugen dunkle Anzüge. Ihre Jacketts hatten im Rücken tief unten eine Querfalte von den Autositzen. Der Beifahrer kam vorn herum und blieb mit dem Fahrer neben der Motorhaube des Crown Vic im Rinnstein stehen. Sie waren auf gleicher Höhe mit mir, aber durch den ungefähr sechs Meter breiten Gehsteig von mir getrennt. Ihre Plaketten hatten sie bereits mit Clips an ihren Brusttaschen befestigt. FBI , schätzte ich, obwohl das aus der Entfernung nicht deutlich zu erkennen war. Für mich sehen alle diese zivilen Plaketten gleich aus. Der Beifahrer rief: »Federal Agents!« Als ob das nötig gewesen wäre.
    Ich gab keine Antwort.
    Sie blieben am Rinnstein. Traten nicht auf den Gehsteig. Ein unterschwelliger Verteidigungsmechanismus, vermutete ich. Der Randstein glich einer kleinen Bastion. Er bot keinen wirklichen Schutz, aber wer ihn überschritt, würde Farbe bekennen müssen.
    Das Lüftungsgitter der U-Bahn blieb still und stumm.
    Der Beifahrer rief: »Jack Reacher?«
    Ich gab keine Antwort. Hilft sonst nichts mehr, stellt man sich am besten taub.
    Der Fahrer rief: »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Meine Clogs bestanden aus Gummi und saßen viel lockerer als mein sonstiges Schuhwerk. Und dennoch spürte ich das erste schwache Vorausecho einer heranrumpelnden U-Bahn durch ihre Sohlen. Ein Zug, der in der 28th Street in Richtung Innenstadt abfuhr oder von der 14th Street stadtauswärts unterwegs war. Die Chancen standen fifty-fifty. Eine U-Bahn zur Innenstadt nützte mir nichts, denn dafür war ich auf der falschen Straßenseite. Ich brauchte eine U-Bahn, die stadtauswärts fuhr.
    Ich beobachtete weiter das Lüftungsgitter.
    Der Müll lag still.
    Der Beifahrer rief: »Lassen Sie Ihre Hände dort, wo ich sie sehen kann!«
    Ich steckte eine Hand in die Tasche. Teils um meine Metrocard zu finden, teils um zu sehen, was als Nächstes passieren würde. Ich wusste, dass die Ausbildung in Quantico großen Wert darauf legte, keine Unbeteiligten zu gefährden. Agenten haben Anweisung, nur im äußersten Notfall zur Waffe zu greifen. Manche ziehen ihre Dienstwaffe nie, vom Examen bis zur Pensionierung nicht, kein einziges Mal. Überall in der Nähe gab es Unbeteiligte. Direkt hinter mir lag das Foyer eines Apartmentgebäudes. Das Schussfeld war voller potenzieller Kollateralschäden. Passanten, Verkehrsteilnehmer, Babys, die in Erdgeschosswohnungen schliefen.
    Beide Agenten zogen ihre Waffen.
    Zwei identische Bewegungen. Zwei identische Waffen. Pistolen von Glock, die glatt und leicht und schnell aus Schulterhalftern gezogen wurden. Beide Männer waren Rechtshänder.
    Der Beifahrer rief: »Keine Bewegung!«
    Weit links von mir begann sich der Müll auf den Lüftungsgittern zu bewegen. Ein stadtauswärts fahrender Zug, der in meine Richtung unterwegs war. Mit einer Bugwelle aus aufgestauter Luft, die vorauseilte, Druck aufbaute, ein Ventil fand. Ich stand auf und ging um die Klinkermauer herum zum Treppenabgang. Nicht schnell, nicht langsam. Ich stieg eine Stufe nach der anderen hinunter. Hinter mir hörte ich, wie die Agenten die Verfolgung aufnahmen. Harte Ledersohlen auf Beton. Sie hatten bessere Schuhe als ich. Ich drehte die Metrocard um und zog sie richtig herum aus der Tasche.
    Die Sperre war raumhoch. Gitterstäbe vom Boden bis zur Decke wie in einer Gefängniszelle. Es gab zwei Drehkreuze, eines links, eines rechts. Beide waren ziemlich enge mannshohe Zylinder. Sie brauchten nicht überwacht zu werden. Dieser Eingang kam ohne Personal aus. Ich steckte meine Karte in den Schlitz – das Restguthaben ließ ein grünes Lämpchen aufleuchten –, setzte das Drehkreuz in Bewegung und ging hindurch. Hinter mir machten die Agenten abrupt halt. Ein gewöhnliches Drehkreuz hätten sie im Sprung überwunden, aber die unbemannte raumhohe Sperre machte das unmöglich. Und sie hatten selbst keine Metrocards. Wahrscheinlich wohnten sie auf Long Island und pendelten mit dem Auto. Verbrachten ihre Tage am Schreibtisch oder am Steuer. Sie standen hilflos hinter dem Gitter. Auch für gebrüllte

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