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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Sie abholen lassen.«
    Fünfzig Meter von mir entfernt fuhr ein Streifenwagen die 14th Street entlang. Ganz langsam. Hinter der Frontscheibe ein rosa Schimmer, wenn der Fahrer oder sein Begleiter den Kopf von einer Seite zur anderen bewegte.
    Ich fragte: »Seit wann kennen Sie Peter Molina?«
    »Seit ich ihn aus der Bar abgeschleppt habe.«
    »Lebt er noch?«
    »Kommen Sie her und überzeugen Sie sich selbst.«
    Ich sagte: »Ihre Zeit läuft ab, Lila. Sie haben in New York vier Amerikaner ermordet. Das lässt keine Polizei auf sich beruhen.«
    »Ich habe niemanden ermordet.«
    »Ihre Leute haben’s getan.«
    »Leute, die das Land bereits verlassen haben. Wir sind immun.«
    »Wir?«
    »Sie stellen zu viele Fragen.«
    »Haben Ihre Leute auf Ihren Befehl gehandelt, sind Sie nicht immun. Das ist eine Verschwörung.«
    »In Amerika herrschen Recht und Gesetz. Es gibt keine Beweise.«
    »Auto?«
    »Existiert nicht mehr.«
    »Gegen mich sind Sie nicht immun. Ich spüre Sie auf.«
    »Das hoffe ich.«
    Dreißig Meter von mir entfernt bewegte der Streifenwagen sich nur noch im Kriechtempo.
    Ich sagte: »Kommen Sie raus, und treffen Sie sich mit mir, Lila. Oder sehen Sie zu, dass Sie nach Hause verschwinden. Sie haben die Wahl. Aber in beiden Fällen müssen Sie sich geschlagen geben.«
    Sie sagte: »Wir geben uns nie geschlagen.«
    »Wer ist wir ?«
    Aber ich bekam keine Antwort. Das Handy verstummte.
    Zwanzig Meter von mir entfernt kam der Streifenwagen zum Stehen.
    Ich klappte das Handy zu und steckte es wieder ein.
    Zwei Cops stiegen aus und betraten den Park.
    Ich blieb, wo ich war. Aufzuspringen und wegzulaufen wäre zu verdächtig gewesen. Lieber sitzen bleiben. Ich war im Park nicht allein. Insgesamt gab es noch etwa vierzig Personen. Einige schienen sich hier häuslich niedergelassen zu haben. Die meisten hielten sich nur vorübergehend hier auf. New York ist eine riesige Stadt mit fünf Bezirken. Die Heimwege können lang sein. Da ist’s oft besser, unterwegs eine Rast einzulegen.
    Die Cops leuchteten einem der Schlafenden mit ihren Stablampen ins Gesicht.
    Sie gingen weiter. Leuchteten dem nächsten Kerl ins Gesicht.
    Und dem übernächsten.
    Nicht gut.
    Überhaupt nicht gut.
    Aber ich schien nicht der Einzige zu sein, der zu diesem Schluss gelangte. Überall auf dem Platz standen Gestalten von Bänken auf und schlurften in verschiedene Richtungen davon. Vielleicht Leute, die mit Haftbefehl gesucht wurden, Dealer mit Stoff in ihren Rucksäcken, mürrische Einzelgänger, die nicht angequatscht werden wollten, und hilflose Paranoide, die dem System misstrauten.
    Zwei Cops, ein halber Hektar Park, ungefähr dreißig Leute noch auf Bänken, etwa zehn plötzlich in Bewegung.
    Ich sah zu.
    Die Cops kamen stetig näher. Die Lichtstrahlen ihrer Xenonlampen bewegten sich ruckelnd durch den Morgendunst und erzeugten lange Schatten. Sie kontrollierten einen vierten Mann, danach einen fünften. Und einen sechsten. Weitere Leute standen auf. Manche verließen den Park, andere wechselten nur von einer Bank zur anderen. Der Platz war voller Gestalten, die teils statisch, teils in Bewegung waren. Alles schien sich im Zeitlupentempo zu ereignen. Ein müder, träger Tanz.
    Ich sah zu.
    Die Körpersprache der Cops verriet Unschlüssigkeit. Sie wussten nicht recht, wen sie dringender kontrollieren sollten. Sie näherten sich Leuten, die noch auf Bänken saßen oder lagen. Sie wandten sich ab und richteten ihre Stablampen auf Leute, die davonschlurften. Sie gingen herum, bückten sich, sahen mal hierhin, mal dorthin. Planlos. Rein zufällig. Aber sie kamen näher. Sie kamen bis auf zehn Meter an mich heran.
    Dann gaben sie auf.
    Sie leuchteten ein letztes Mal mit ihren Lampen in einem symbolischen Kreis um sich und liefen dann zu ihrem Wagen zurück. Ich beobachtete, wie er wegfuhr. Ich blieb auf meiner Bank sitzen, atmete tief durch und fing an, mir Gedanken über die GPS -Chips in den erbeuteten Handys zu machen. Ein Teil meines Ichs sagte, Lila Hoth könne unmöglich Zugang zu Spionagesatelliten haben. Aber ein anderer Teil konzentrierte sich darauf, dass sie Wir geben uns nie geschlagen gesagt hatte. Und wir ist ein großes Wort. Nur drei Buchstaben, aber viel dahinter. Vielleicht hatten die Bösen sich beim Zerfall der Sowjetunion mehr als nur Öl- und Gasförderrechte gesichert. Vielleicht hatten sie auch andere Arten von Infrastrukturen übernommen. Das Personal des alten sowjetischen Geheimdienstapparats musste irgendwo

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