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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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finden lassen. Mit bloßem Auge konnte ich keine entdecken, aber Spurensicherer der Kriminalpolizei verlassen sich nicht nur aufs menschliche Sehvermögen.
    Ich wischte das Lenkrad, den Schaltknüppel und die Türgriffe mit einem Hemdzipfel ab, ließ die Schlüssel in den nächsten Gully fallen und ging zur Second Avenue zurück, blieb an einer dunklen Stelle stehen und hielt Ausschau nach einem Taxi. In Richtung Innenstadt herrschte verhältnismäßig reger Verkehr, und jedes Fahrzeug wurde von den Scheinwerfern des nächsten Wagens ausgeleuchtet, sodass ich sehen konnte, wie viele Personen in den einzelnen Autos saßen. Dabei erinnerte ich mich an Theresa Lees Warnung vor angeblichen Taxis, die mit drei Cops besetzt auf der Tenth Avenue stadtauswärts und auf der Second Avenue stadteinwärts unterwegs waren. Ich wartete auf ein Taxi, in dem wirklich nur ein Fahrer saß, trat an den Randstein und hielt es an. Der Taxifahrer war ein Sikh aus Indien mit Turban, Vollbart und sehr geringen Englischkenntnissen. Garantiert kein Cop. Er fuhr mich nach Süden zum Union Square. Dort stieg ich aus, setzte mich auf eine Parkbank und sah den Ratten zu. Am Union Square sind sie am besten zu beobachten. Tagsüber düngen städtische Parkgärtner die Blumenbeete mit Naturdünger aus Blut und Knochenmehl. Nachts kommen die Ratten und schlagen sich damit den Bauch voll.
    Gegen vier Uhr schlief ich ein.
    Kurz nach fünf Uhr vibrierte eines der erbeuteten Handys in meiner Hosentasche.
    Ich wachte auf und überzeugte mich blitzschnell davon, dass sich niemand in meiner Nähe befand. Dann fummelte ich das Handy aus der Hosentasche. Es klingelte nicht, sondern summte nur sanft vibrierend vor sich hin. Stummschaltungsmodus. In dem kleinen Monochromdisplay auf dem Deckel stand: Vertraulicher Anruf . Als ich den Deckel aufklappte, stand auf dem großen Farbbildschirm dieselbe Mitteilung. Ich hob das Gerät ans Ohr und sagte: »Hallo.« Ein neues Wort, kürzlich erfunden. Lila Hoth meldete sich. Ihre Stimme, ihr Akzent, ihre Ausdrucksweise. Sie sagte: »Sie haben also beschlossen, uns den Krieg zu erklären. Für Sie gelten offenbar keine Einsatzregeln.«
    Ich fragte: »Wer sind Sie wirklich?«
    »Das werden Sie erfahren.«
    »Ich will es jetzt wissen.«
    »Ich bin Ihr schlimmster Albtraum. Seit etwa zwei Stunden. Und Sie haben noch immer etwas, das mir gehört.«
    »Dann holen Sie’s sich doch. Oder noch besser: Schicken Sie ein paar Ihrer Leute vorbei. Damit ich in Übung bleibe.«
    »Heute Nacht haben Sie Glück gehabt, das ist alles.«
    Ich sagte: »Ich habe immer Glück.«
    Sie fragte: »Wo sind Sie?«
    »Ich stehe vor Ihrem Haus.«
    Nun folgte eine Pause. »Nein, das stimmt nicht.«
    »Korrekt«, sagte ich. »Aber Sie haben gerade bestätigt, dass Sie in einem Haus wohnen. Und dass Sie an einem Fenster stehen. Danke für diese Informationen.«
    »Wo sind Sie wirklich?«
    »Federal Plaza«, sagte ich. »Beim FBI .«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Ihre Sache.«
    »Sagen Sie mir, wo Sie sind.«
    »Ganz in Ihrer Nähe«, sagte ich. »Third Avenue und 56th Street.«
    Sie wollte etwas antworten, unterbrach sich aber sofort selbst. So war nicht mehr als ein unvollständiger A -Laut zu hören. Ein nur gehauchter Vokal. Der Anfang eines Satzes, der ungeduldig und gereizt und etwas selbstgefällig geklungen hätte. Wie: Aber das ist nicht in meiner Nähe!
    Also hielt sie sich nicht in der Umgebung von Third Avenue und 56th Street auf.
    »Letzte Chance«, sagte sie. »Ich will mein Eigentum.« Ihre Stimme klang sanfter. »Wir können eine Vereinbarung treffen, wenn Sie möchten. Sie hinterlegen es an einem sicheren Ort, den Sie mir mitteilen. Ich lasse es dann abholen. Wir brauchen uns nicht zu begegnen. Sie könnten sogar Geld dafür kriegen.«
    »Ich suche keine Arbeit.«
    »Sind Sie darauf aus, am Leben zu bleiben?«
    »Ich habe keine Angst vor Ihnen, Lila.«
    »Das hat Peter Molina auch gesagt.«
    »Wo ist er?«
    »Hier bei uns.«
    »Lebend?«
    »Kommen Sie her und überzeugen Sie sich selbst.«
    »Er hat bei seinem Trainer eine Nachricht hinterlassen.«
    »Oder vielleicht habe ich eine vor seinem Tod gemachte Tonbandaufnahme abgespielt. Vielleicht hat er mir erzählt, dass sein Trainer beim Abendessen grundsätzlich nicht ans Telefon geht. Vielleicht hat er mir alles Mögliche erzählt. Vielleicht habe ich ihn dazu gezwungen.«
    Ich fragte: »Wo sind Sie, Lila?«
    »Das darf ich Ihnen nicht verraten«, antwortete sie. »Aber ich kann

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