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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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untergekommen sein. Ich dachte an Laptops und Breitbandverbindungen und weitere technische Neuerungen, die ich nicht ganz verstand.
    Ich behielt die Mobiltelefone in der Tasche, stand aber von der Bank auf und machte mich auf den Weg zur U-Bahn.
    Was sich als schlimmer Fehler erweisen sollte.

55
     
    Die U-Bahn-Station Union Square ist eine wichtige Verkehrsdrehscheibe. Schon ihre Eingangshalle ist so groß wie eine unterirdische Plaza. Zahllose Eingänge, zahllose Ausgänge, zahllose Linien, zahllose Gleise. Treppen, Kioske, lange Reihen von Drehkreuzen. Dazu reihenweise Automaten, an denen man Metrocards kaufen oder neu aufladen kann. Ich erstand mit Bargeld eine neue Karte. Ich führte zwei Zwanziger in den Schlitz ein und bekam dafür zwanzig Fahrten plus drei Freifahrten als Bonus. Ich zog die Karte heraus und ging davon. Die Station füllte sich allmählich mit Menschen. Der Arbeitstag begann. Ich kam an einem Zeitungskiosk vorbei. Dort gab es ungefähr tausend Zeitschriften und zwei hohe Stapel mit Boulevardblättern, die zum Verkauf bereitlagen. Dicke, hoch aufgestapelte Zeitungen. Zwei verschiedene Titel. Beide mit riesigen Schlagzeilen. Eine bestand aus drei Wörtern in Fettdruck: FEDS SUCHEN TRIO . Auch die andere kam mit nur drei Wörtern aus: FEDS JAGEN TRIO . Praktisch identisch. Trotzdem gefiel mir suchen besser als jagen . Eher passiv, weniger zupackend. Fast wohlwollend. Ich konnte mir vorstellen, dass Menschen lieber gesucht als gejagt werden wollten.
    Ich wandte mich ab.
    Und entdeckte zwei Cops, die mich aufmerksam beobachteten.
    Zwei Fehler auf einmal. Erst ihrer, der dann durch meinen verschlimmert wurde. Ihr Fehler war konventionell. Die von mir an der Station Broadway und 22nd Street abgehängten Feds hatten gemeldet, ich sei mit der U-Bahn geflüchtet. Woraus die New Yorker Polizei geschlossen hatte, ich würde weiterhin mit der U-Bahn flüchten. Bietet sich nämlich die Chance, versucht jede Polizei, eine verlorene Schlacht nochmals zu schlagen.
    Mein Fehler war es gewesen, geradewegs in ihre nachlässig gestellte Falle zu gehen.
    Weil es hier Schalter gab, gab es auch Kontrolleure und keine Ein- und Ausgänge mit raumhohen Drehkreuzen. Nur die gewöhnlichen hüfthohen Sperren. Ich benutzte meine neue Karte und ging hindurch. Die Plaza wurde zu einem langen, breiten Korridor. Pfeile zeigten nach links und rechts, oben und unten, wiesen den Weg zu verschiedenen Linien in verschiedene Richtungen. Ich kam an einem Kerl vorbei, der Geige spielte. Er hatte sich einen Platz ausgesucht, an dem die Akustik sein Spiel unterstützte. Er spielte ziemlich gut. Sein Instrument hatte einen vollen, weichen Klang. Er spielte ein trauriges altes Stück, das ich aus einem Film über den Vietnamkrieg kannte. Vielleicht nicht gerade passend für Pendler, die frühmorgens unterwegs zur Arbeit waren. In dem offen vor ihm liegenden Geigenkasten befanden sich nicht allzu viele Münzen. Ich drehte mich im Vorbeigehen halb nach ihm um und sah die beiden Cops über das Drehkreuz hinter mir steigen.
    Ich bog auf gut Glück an der nächsten Ecke ab, folgte einem schmaleren Korridor und fand mich auf einem Bahnsteig Richtung stadtauswärts wieder. Er war dicht mit Wartenden besetzt, der eine Teil eines symmetrischen Paars. Vor mir hatte ich die Bahnsteigkante, dann das Gleis, dann eine Reihe von Eisenpfeilern als Stützen für die Fahrbahn darüber, dahinter das Gleis zur Innenstadt, dann der dazugehörige Bahnsteig. Alles doppelt, auch die Berufspendler. Unausgeschlafene Menschen, die sich schweigend gegenüberstanden und darauf warteten, in entgegengesetzte Richtungen weiterfahren zu können.
    Die Stromschienen waren Rücken an Rücken auf beiden Seiten der Eisenpfeiler angeordnet und wie in allen Bahnhofsbereichen oben abgedeckt. Die kastenförmigen Abdeckungen umschlossen drei Seiten und waren nur auf der den Zügen zugewandten Seite offen.
    Weit links hinter mir drängten die beiden Cops sich auf den Bahnsteig. Ich schaute in die andere Richtung. Nach rechts vorn. Dort zwängten sich zwei weitere Cops durch die Menge. Sie waren stämmig und durch ihre Ausrüstung extrabreit. Sie schoben Leute behutsam aus dem Weg, legten ihnen dazu die Handrücken an die Schultern, machten kurze rhythmische Bewegungen, die an Schwimmstöße erinnerten.
    Ich schlängelte mich zur Mitte des Bahnsteigs weiter. Drängte mich nach vorn, bis meine Clogs auf dem gelben Warnstreifen standen. Dann machte ich ein paar Schritte zur Seite, bis

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