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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ich einen Pfeiler direkt hinter mir hatte. Ein rascher Blick nach links, einer nach rechts. Nirgends ein Zug in Sicht.
    Die Cops bewegten sich weiter. Hinter ihnen tauchten vier weitere Uniformierte auf. Von links und rechts kamen je zwei Cops unaufhaltsam durch die Wartenden auf mich zu.
    Ich streckte den Kopf vor.
    Keine Scheinwerfer in den Tunnels.
    Die Menge drängte sich um mich zusammen, weil Neuankömmlinge Platz auf dem Bahnsteig beanspruchten, das stete Vorwärtsdrängen der Cops Wellenbewegungen auslöste und die Erwartung der Fahrgäste, dass ihre U-Bahn bald kommen würde, sie näher an die Bahnsteigkante vorrücken ließ.
    Ich sah mich nochmals um, kontrollierte meine Umgebung mit einem raschen Blick nach beiden Seiten.
    Cops auf meinem Bahnsteig.
    Insgesamt acht.
    Keine Cops auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig.

56
     
    Die meisten Leute fürchten sich vor der Stromschiene. Dazu besteht kein Grund, außer man hat vor, sie zu berühren. Hunderte von Volt, die aber nicht darauf warten, einen anzuspringen. Um Schaden zu erleiden, muss man sich schon auf die Suche nach ihnen machen.
    Einfach genug zu übersteigen, auch mit miserablem Schuhwerk. Ich rechnete mir aus, dass meine Gummiclogs ihren Mangel an Standsicherheit durch erhöhte Isolierfähigkeit mehr als wettmachen würden. Trotzdem plante ich meine Bewegungen sehr sorgfältig, legte ihre Choreografie in Gedanken fest. Von der Bahnsteigkante springen, mit beiden Füßen in der Mitte des stadtauswärts führenden Gleises aufkommen, rechter Fuß auf der zweiten Schiene, linker Fuß hinter der Stromschiene, sich durch die Lücke zwischen zwei Pfeilern zwängen, rechter Fuß über die nächste Stromschiene, linker Fuß auf dem Gleis in Richtung Innenstadt, vorsichtige kleine Schritte, dann mit einem Seufzer der Erleichterung auf den Bahnsteig klettern und verschwinden.
    Alles ganz einfach.
    Leider auch für die Cops, die sofort die Verfolgung aufnehmen würden.
    Sie hatten das vermutlich schon öfter gemacht.
    Ich nicht.
    Ich wartete. Sah mich nach links und rechts um. Die Cops waren schon ziemlich nahe. Nahe genug, um langsamer zu werden, sich zu formieren und zu entscheiden, was sie tun würden, was als Nächstes getan werden musste. Wie sie vorgehen würden, ließ sich schwer abschätzen. Aber sie würden sich jedenfalls Zeit lassen. Sie wollten keine Massenpanik auslösen. Der Bahnsteig war überfüllt, und jede plötzliche Aktivität hätte zur Folge, dass Leute im Gleisbett landeten. Was Schadenersatzklagen nach sich ziehen würde.
    Ich blickte nach links, nach rechts. Nirgends ein Zug in Sicht. Ich fragte mich, ob die Cops sie angehalten hatten. Für solche Einsätze in der U-Bahn gab es vermutlich ein eingespieltes Verfahren. Ich trat einen Schritt vor. Der Raum zwischen dem Pfeiler und mir füllte sich sofort mit Menschen. Sie drückten so gegen meinen Rücken, dass ich mich leicht einstemmen musste. Der Warnstreifen an der Bahnsteigkante bestand aus gelb eingefärbten Gumminoppen. Auf diesem Belag konnte niemand ausrutschen.
    Die Cops hatten sich zu einem flachen Halbkreis formiert. Sie waren etwa zweieinhalb Meter von mir entfernt, bewegten sich nach innen, schoben Leute nach außen, verkürzten ihre Linie, kamen langsam und vorsichtig näher. Vom gegenüberliegenden Bahnsteig beobachteten uns wartende Fahrgäste. Sie stießen einander an, deuteten auf mich und stellten sich teilweise auf die Zehenspitzen.
    Ich wartete.
    Ich hörte einen Zug. Von links. Im Tunnel kam ein Lichtschein herangerast. Unsere U-Bahn. Richtung stadtauswärts. Die Menge hinter mir geriet in Bewegung. Ich hörte das Brausen der Druckwelle und das Quietschen stählerner Spurkränze. Sah den beleuchteten Steuerwagen schwankend und ruckelnd die letzte Kurve durchfahren. Ich schätzte seine Geschwindigkeit auf knapp fünfzig Stundenkilometer. Etwas über dreizehn Meter in der Sekunde. Ich brauchte zwei Sekunden Zeit. Mehr würde ich voraussichtlich nicht benötigen. Also würde ich springen müssen, wenn der Zug noch gut fünfundzwanzig Meter entfernt war. Die Cops konnten mir nicht folgen. Ihre Reaktionszeit würde ihnen die notwendige Sicherheitsspanne rauben. Und sie waren noch dazu zweieinhalb Meter von der Bahnsteigkante entfernt. Außerdem waren ihre Prioritäten andere als meine. Sie hatten Ehefrauen und Familien, Ehrgeiz und Pensionsansprüche. Sie besaßen Häuser und Gärten und ihren Rasen, der gemäht, und Blumenzwiebeln, die gesetzt werden mussten.
    Ich machte

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