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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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trug. Lose sitzende Gartenclogs aus Gummi. Sie würden mir von den Füßen fallen. Und wer barfuß um sich tritt, riskiert Knochenbrüche. Füße sind noch kümmerlicher als Hände. Außer in Karatekursen, in denen Regeln gelten. Auf der Straße gibt es keine Regeln. Außerdem ist man aus dem Gleichgewicht, sobald ein Fuß den Boden verlässt, und potenziell verwundbar. Im nächsten Augenblick liegt man tot auf dem Boden. Das hatte ich schon miterlebt. Dafür hatte ich schon selbst gesorgt.
    Ich stemmte den rechten Absatz an die Mauer hinter mir.
    Ich wartete.
    Ich rechnete damit, dass sie sich zu zweit auf mich stürzen würden. Gleichzeitige Angriffe von halb links und halb rechts. Mehr oder weniger synchron. Die gute Nachricht war, dass sie nicht versuchen würden, mich umzubringen. Das hatte ihnen Lila Hoth sicher verboten. Sie wollten einiges von mir, und Tote haben nichts zu bieten.
    Die schlechte Nachricht war, dass es viele schwere Verletzungen gibt, die keineswegs tödlich sind.
    Ich wartete.
    Leonid sagte: »Ihnen muss nichts passieren, wissen Sie. Sie können einfach mitkommen und mit Lila reden.« Sein Englisch war weniger geschliffen als ihres. Er sprach mit starkem Akzent. Aber er konnte sich deutlich ausdrücken.
    Ich fragte: »Wohin mitkommen?«
    »Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht sagen darf. Sie würden eine Augenbinde tragen müssen.«
    Ich entgegnete: »Auf die Augenbinde verzichte ich lieber. Aber euch muss auch nichts passieren. Ihr könnt einfach weiterfahren und Lila erklären, ihr hättet mich nicht gesehen.«
    »Aber das wäre gelogen.«
    »Seien Sie kein Sklave der Wahrheit, Leonid. Manchmal tut die Wahrheit weh. Manchmal beißt sie einen in den Arsch.«
    Der Vorteil eines synchronisierten Angriffs zweier Gegner liegt darin, dass es ein Startsignal geben muss. Vielleicht nur einen Blick oder ein Nicken, aber es ist immer da. So hat man eine Zehntelsekunde Vorwarnung. Ich hielt Leonid für den Chef der beiden. Wer als Erster spricht, ist meistens der Anführer. Er würde das Zeichen zum Angriff geben. Ich beobachtete seine Augen sehr aufmerksam.
    Ich sagte: »Sind Sie sauer wegen der Sache auf dem Bahnhof?«
    Leonid schüttelte den Kopf. »Ich habe mich von Ihnen niederschlagen lassen. Das war notwendig. Lila hat’s so gewollt.«
    Ich beobachtete seine Augen.
    Ich sagte: »Erzählen Sie mir von Lila.«
    »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Ich will wissen, wer sie ist.«
    »Kommen Sie mit, und fragen Sie sie selbst.«
    »Ich frage Sie.«
    »Sie ist eine Frau mit einem Auftrag.«
    »Was für einen Auftrag?«
    »Kommen Sie mit, und fragen Sie sie selbst.«
    »Ich frage Sie.«
    »Einen wichtigen Auftrag. Einen notwendigen Auftrag.«
    »Bei dem es worum geht?«
    »Kommen Sie mit, und fragen Sie sie selbst.«
    »Ich frage Sie.«
    Keine Antwort. Keine Fortsetzung des Gesprächs. Ich merkte, wie sie sich anspannten. Ich beobachtete weiter Leonids Gesicht. Sah, wie seine Augen sich leicht weiteten, bevor er mit vorgerecktem Kopf kaum wahrnehmbar nickte. Dann stürzten sie sich beide auf mich. Ich stieß mich von der Mauer hinter mir ab, presste die Fäuste an meine Brust, spreizte die Ellbogen wie Tragflächen und stürmte mit ebensolcher Wucht gegen sie an. Wie ein zusammenfallendes Dreieck prallten wir an einem Punkt zusammen, und meine Ellbogen trafen sie im Gesicht. Rechts spürte ich, wie dem Stämmigen die oberen Zähne ausgeschlagen wurden, während auf der anderen Seite Leonids Unterkiefer nachgab. Energie ist Masse mal Geschwindigkeit im Quadrat. Masse besaß ich reichlich, aber meine Füße fanden in den Clogs wenig Halt, sodass meine Geschwindigkeit geringer als theoretisch möglich war.
    Was die Aufprallenergie leicht verringerte.
    Was bedeutete, dass sie auf den Beinen blieben.
    Was mich noch etwas mehr Arbeit kostete.
    Ich warf mich sofort herum und traf den Stämmigen mit einem gewaltigen Rundschlag am rechten Ohr. Ohne Stil. Ohne Raffinesse. Nur ein gewaltiger, hässlicher Schlag. Sein Kopf schnellte zur Seite, sodass das linke Ohr die Schulter berührte. Im nächsten Moment war ich mit meinem lausigen Schuhwerk wieder auf dem Rückweg und rammte Leonid einen Ellbogen unter die Rippen. An dieselbe Stelle wie in der Penn Station, aber doppelt so stark. Dabei wäre ihm fast das Rückgrat herausgesprungen. Ich nutzte mein Zurückfedern, um mich wieder dem Stämmigen zu widmen. Er torkelte zusammengekrümmt rückwärts, schien stehend k.o. zu sein. Ich traf seine Niere mit einer tief

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