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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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seine Schwester ein Adoptivkind war. Das lässt sich alles sehr leicht nachprüfen. Es wäre verrückt, in Bezug auf solche Dinge zu lügen. Außerdem war sie bei uns auf dem Revier und hat sich freiwillig in den Fall eingeklinkt. Und vorhin hat sie mir unaufgefordert ihren Reisepass gezeigt. Das ist das genaue Gegenteil von verdächtigem Benehmen. Das sind gewichtige Punkte, die für sie sprechen.«
    Ich zog das Handy aus der Tasche und setzte den Akku wieder ein. Als ich es einschaltete, leuchtete der Bildschirm auf. Angezeigt war ein versäumter Anruf – vermutlich der von Lila Hoth, die zehn Minuten zuvor aus ihrer Suite angerufen hatte. Ich sah, wie Lee das Handy betrachtete, und sagte: »Es gehört Leonid. Ich hab’s ihm abgenommen.«
    »Er hat Sie also gefunden?«
    »Ich habe ihn gefunden. Daher bin ich bis zu diesem Hotel gekommen.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Vermutlich zu Fuß auf dem Rückweg vom St. Vincent’s Hospital.«
    »Ist das wirklich etwas, das Sie einer Kriminalbeamtin erzählen wollen?«
    »Er ist ohnmächtig geworden. Ich habe ihm geholfen. Das war alles. Fragen Sie die Zeugen.«
    »Na, jedenfalls dürfte das bei Lila für helle Aufregung sorgen.«
    »Sie glaubt, dass man in Virginia eine Schusswaffe besitzen muss. Wahrscheinlich glaubt sie auch, dass man in New York überfallen werden muss. Sie ist mit solcher Propaganda aufgewachsen.«
    Wir verließen in der Hotelhalle den Lift und gingen zum Ausgang. Lee fragte: »Aber wieso sind Feds mit der Sache befasst, wenn alles so harmlos ist?«
    »Stimmt die Geschichte, hat sich ein amerikanischer Soldat im Kalten Krieg mit einer Politkommissarin der Roten Armee getroffen. Die Feds wollen absolut sichergehen, dass alles harmlos war. Deshalb ist die Antwort des HRC um Wochen verzögert worden. Weil politische Entscheidungen getroffen und Überwachungsmaßnahmen eingeleitet werden mussten.«
    Wir stiegen in Lees Crown Vic. Sie fragte: »Sie sind nicht ganz meiner Meinung, oder?«
    Ich antwortete: »Ist das Vorhaben der Familie Hoth wirklich harmlos, soll’s mir recht sein. Aber etwas anderes war ganz und gar nicht harmlos. Das steht fest. Und wir sagen, dass diese andere Sache bewirkt hat, dass Susan Mark zur genau selben Zeit am selben Ort war. Was ein verdammt großer Zufall wäre.«
    »Und?«
    »Wie oft haben Sie schon erlebt, dass eine Chance von einer Million zu eins eingetroffen ist?«
    »Niemals.«
    »Ich auch nicht. Trotzdem glaube ich, dass das hier passiert. John Sansom verkörpert diesen Fall, und ich glaube, dass er irgendwie in diese Sache verwickelt ist.«
    »Wieso?«
    »Ich habe mit ihm gesprochen.«
    »In Washington?«
    »Tatsächlich habe ich ihm nach North Carolina folgen müssen.«
    »Sie geben nicht auf, was?«
    »Das hat er auch gesagt. Dann habe ich ihn gefragt, ob er schon mal den Namen Lila Hoth gehört habe, was er verneinte. Ich habe sein Gesicht beobachtet und ihm geglaubt – und hatte trotzdem das Gefühl, er lügt. Beides gleichzeitig. Vielleicht hat er das wirklich getan.«
    »Wie?«
    »Vielleicht kannte er den Namen Hoth, aber nicht Lila. Dann stimmte es theoretisch, dass er den Namen Lila Hoth nie gehört hatte. Aber vielleicht kannte er den Namen Swetlana Hoth. Vielleicht war der ihm sehr vertraut.«
    »Was würde das bedeuten?«
    »Vielleicht mehr, als wir denken. Sagt Lila Hoth nämlich die Wahrheit, ist hier irgendeine verrückte Logik am Werk. Wieso sollte Susan Mark sich wegen dieser Sache so unglaublich reinhängen?«
    »Sie hatte Mitgefühl.«
    »Warum gerade sie?«
    »Keine Ahnung.«
    »Weil sie adoptiert worden war. Ein unehelich geborenes Kind, das vermutlich manchmal von seinen richtigen Eltern geträumt hat. Vielleicht wie Lila Hoth. Irgendein Kerl ist vor ihrer Geburt sehr freundlich zu ihrer Mutter gewesen? Diese Aussage lässt sich auf alle mögliche Weise interpretieren.«
    »Zum Beispiel?«
    »Bestenfalls hat er ihr im Winter einen warmen Mantel geschenkt.«
    »Und schlimmstenfalls?«
    »Vielleicht ist John Sansom Lila Hoths Vater.«

32
     
    Lee und ich fuhren geradewegs zum Revier zurück. Jacob Mark war inzwischen mit Docherty fertig. Das war offensichtlich. Und irgendetwas hatte sich verändert. Auch das war klar. Die beiden saßen sich an Dochertys Schreibtisch gegenüber. Jake wirkte heiterer. Docherty trug einen geduldigen Gesichtsausdruck zur Schau, als hätte er soeben eine Stunde vergeudet. Aber er schien deswegen nicht ärgerlich zu sein. Cops sind es gewöhnt, Zeit zu vergeuden.

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