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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Eingangshalle hielten sich mehrere Hauspagen bereit. Einer von ihnen rief in Sansoms Büro an und begleitete mich dann nach oben. Die Korridore waren breit, großzügig geschnitten und verwirrend. Die einzelnen Büros sahen klein, aber elegant aus. Früher waren sie vermutlich groß und sehr elegant gewesen, aber jetzt hatte man sie in Vorzimmer und innere Räume aufgeteilt, die teils als Büros und teils wohl dem Zweck dienten, den labyrinthartigen Zutritt zu dem großen Mann wie eine Gnade erscheinen zu lassen.
    Sansoms Büro sah wie alle anderen aus. Eine vom Korridor hereinführende Tür, viele Flaggen, viele Adler, ein paar gemalte Porträts von alten Männern mit Perücken, ein Schreibtisch als Empfang mit einer jungen Frau dahinter. Vielleicht eine Angestellte, vielleicht eine Praktikantin. Springfield lehnte an einer Ecke ihres Schreibtischs. Er erkannte mich, nickte mir zu, ohne zu lächeln, stieß sich von dem Schreibtisch ab, kam mir bis zur Tür entgegen und wies mit dem Daumen nach draußen.
    »Cafeteria«, sagte er.
    Dorthin gelangten wir über eine nach unten führende Treppe. Die Cafeteria war ein großer niedriger Raum voller Tische und Stühle. Sansom war nirgends zu entdecken. Springfield grunzte, als überraschte ihn das nicht, und vermutete, Sansom sei inzwischen auf einem anderen Weg in sein Büro zurückgekehrt – vielleicht mit einem Umweg über das Büro eines Kollegen. Er sagte, das Gebäude sei ein Labyrinth, und es gebe immer Gespräche zu führen, Gefälligkeiten einzufordern, Vereinbarungen zu treffen und über Stimmen zu verhandeln. Wir gingen auf demselben Weg zurück. Springfield streckte den Kopf ins innere Büro, trat zur Seite und nickte mir zu, ich solle hineingehen.
    Sansoms Arbeitszimmer war ein rechteckiger Raum, größer als ein Kleiderschrank und kleiner als ein Motelzimmer für dreißig Dollar. Es besaß ein Fenster und holzgetäfelte Wände, die mit Fotos, gerahmten Schlagzeilen und Souvenirs auf Regalen bedeckt waren. Sansom saß in einem roten Ledersessel am Schreibtisch, hielt einen Füllfederhalter in der Hand und hatte Papiere vor sich ausgebreitet. Er war in Hemdsärmeln und wirkte abgespannt wie jemand, der seit Langem still sitzt. Er hatte sein Büro nicht verlassen. Die Tour zur Cafeteria war ein Täuschungsmanöver gewesen, vermutlich damit ein Besucher ungesehen aus seinem Büro verschwinden konnte. Ich wusste nicht, wer. Ich wusste nicht, weshalb. Ich setzte mich in den Besuchersessel und spürte, dass er noch warm war. Hinter Sansoms Kopf hing ein großer gerahmter Abzug des Fotos, das ich aus seinem Buch kannte: Donald Rumsfeld und Saddam Hussein in Bagdad. Manchmal werden unsere Freunde unsere Feinde, und manchmal werden unsere Feinde unsere Freunde . Daneben hingen kleinere Fotos, die Sansom zu zweit oder in kleinen Gruppen zeigten. Manche Aufnahmen wirkten steif und förmlich, auf anderen stand der Wahlsieger Sansom breit grinsend auf mit Konfetti bedeckten Podien. Auf den meisten war auch Elspeth zu sehen. Sie trug ihr Haar jetzt ganz anders als früher. Auf einigen erkannte ich Springfield, dessen wachsame kleine Gestalt unübersehbar war. Die Zweieraufnahmen gehörten in die Kategorie »Zupacken und grinsen«, wie Fotografen sie nannten. Einige der Abgebildeten erkannte ich, die meisten jedoch nicht. Manche hatten ihr Bild mit extravaganten Widmungen versehen, andere hingegen nicht.
    Sansom fragte: »Also?«
    Ich sagte: »Ich weiß, wofür Sie im März 1983 die DSM bekommen haben.«
    »Wie das?«
    »Wegen des AS VAL Silent Sniper. Das alte Schlachtross, von dem ich Ihnen erzählt habe, ist die Witwe des Kerls, von dem Sie es erbeutet haben. Deshalb haben Sie auf den Namen reagiert. Sie haben vielleicht nie von Lila oder Swetlana Hoth gehört, aber Sie sind damals mit einem Mann namens Hoth zusammengetroffen. Das steht fest. Das liegt auf der Hand. Wahrscheinlich haben Sie ihm die Erkennungsmarke abgenommen und übersetzen lassen. Vielleicht befindet sie sich noch heute als Souvenir in Ihrem Besitz.«
    Keine Überraschung. Kein Leugnen. Sansom sagte lediglich: »Nein, seine Erkennungsmarke ist mit dem Einsatzbericht und allem anderen weggesperrt worden.«
    Ich sagte nichts.
    Sansom erklärte: »Er hat Grigorij Hoth geheißen. Damals war er ungefähr so alt wie ich. Er hat kompetent gewirkt. Sein Beobachter etwas weniger. Er hätte uns kommen hören müssen.«
    Ich äußerte mich nicht dazu. Nun folgte langes Schweigen. Dann schien Sansom den Ernst der

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