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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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direkt neben dem Fenster zu sitzen. Will grinste mir entgegen, und ich lächelte. Auf einmal
erinnerte ich mich wieder an das Gefühl, Schmetterlinge im Bauch zu haben. Wie sehr hatte ich das verspürt, als wir uns zum ersten Mal trafen! Es war eine wunderbar wohlige Empfindung, die ich am liebsten festgehalten hätte. Stattdessen entledigte mich meiner Extraschichten und setzte mich ihm gegenüber. Ein Kellner brachte uns die Speisekarte.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Hallo, meine Schöne«, erwiderte Will.
    Ich spürte, wie ich rot wurde. Ich bin viel zu groß und burschikos, um mich als schön zu bezeichnen. Trotzdem freute mich das Kompliment, das ich in diesem Moment als ein Zeichen dafür sah, dass es vielleicht doch noch Hoffnung für uns gab.
    »Wie war dein Tag?«, fragte ich ihn.
    Er lächelte. »Eigentlich ziemlich gut. Ich habe einen Freund besucht, der mit Antiquitäten handelt, und er hat mich gebeten, mir ein paar Dinge für ihn anzusehen. Und dabei haben wir das hier entdeckt.«
    Er nahm eine weiße Plastiktüte, die neben ihm auf der Bank stand, und reichte sie mir. »Ich musste dabei an dich denken.«
    Ich runzelte die Stirn und nahm die Tüte entgegen. Sie enthielt eine Holzkugel, die etwa die Größe einer großen Pampelmuse hatte. Die Kugel strahlte etwas Seltsames aus, obwohl ich den Finger nicht darauflegen konnte. Auf den ersten Blick zeigte sich im Grau nichts Ungewöhnliches. Der Gegenstand war einfach nur … merkwürdig. Auf seiner Oberfläche befanden sich kleine Rechtecke, die mit einem Messer hineingeritzt worden waren. Als ich die Kugel drehte, rasselte etwas in ihrem Inneren. Ich entdeckte einen kleinen Zylinder aus Metall, der in das Holz
eingelassen war. Offenbar konnte man sie auf eine Stange schrauben.
    Während ich den geheimnisvollen Gegenstand betrachtete, kehrte der Kellner an unseren Tisch zurück. Für die Bestellung legte ich die Kugel beiseite. Doch sobald der Mann wieder weg war, packte mich erneut die Neugier und ich nahm sie wieder in die Hand.
    »Was ist das?«, wollte ich wissen.
    »Das ist eine Puzzle-Box«, erwiderte Will. »Charlie hat sie in einem alten Haus gefunden, das er in Leavenworth ausgeräumt hat. Irgendjemand hat zwei dieser Bälle als Schmuckstücke an die Treppenpfosten im Haus geschraubt. Weder er noch ich haben bisher eine runde Puzzle-Box gesehen. Es war außerdem ein seltsamer Ort, sie aufzuheben, und deshalb hat Charlie mich gebeten, sie mir einmal näher anzusehen. Ich konnte ihm jedoch nichts anderes sagen, als dass sie aus Teakholz zu sein scheint und dieser Metallzylinder wesentlich neuer ist als die Box selbst. Charlie hat mir eine der beiden Kugeln gegeben, und ich dachte mir, dass sie dir gefallen könnte. Sie ist irgendwie mysteriös und hübsch, und außerdem verbirgt sie im Inneren ein Geheimnis.«
    »Was ist denn da drin?«
    »Ich weiß es nicht. Wir konnten sie noch nicht öffnen. Aber weißt du …«, fügte er hinzu und blickte ein wenig schüchtern beiseite. »Ich habe inzwischen verstanden, dass man nicht jedes Geheimnis lüften muss.« Er sah mich wieder an und wurde etwas rot.
    Nun war es an mir, den Blick zu senken. Erneut betrachtete ich eingehend die runde Puzzle-Box. »Also …«, begann ich. »Dann ist das … dann ist das sozusagen eine Art Harper-Box.«

    Will sah mich so nervös an, dass ich lachen musste. Mein Lachen steckte auch ihn an, und er streckte die Hand aus, um die meine zu ergreifen und einen Kuss auf meinen Handrücken zu drücken. Diese Geste war so eindeutig romantisch und so ganz anders, als unsere Beziehung in den letzten Wochen verlaufen war, dass sie mich beinahe die Fassung verlieren ließ. In diesem Moment kehrte jedoch der Kellner zurück, sodass Will meine Verwirrung nicht bemerkte.
    Danach verlief unsere Unterhaltung recht normal. Wir plauderten entspannt und aßen, und erst als wir auf den Kaffee warteten, konnte Will seine Neugier nicht länger im Zaum halten.
    »Also«, begann Will. »Was ist eigentlich am Bahnhof passiert?« Dann fügte er rasch hinzu: »Du musst es mir natürlich nicht erzählen, wenn du nicht willst. Ich bin nur neugierig und möchte wissen, was du so den ganzen Tag getrieben hast.«
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte. Im Grunde hatte ich nichts dagegen, dass er Interesse zeigte. Ich hatte nur nicht vor, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen, und das behagte mir schon weniger.
    »Es war nicht so schlimm, solange man den Ekelfaktor vergisst«, antwortete ich. »Ein toter

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