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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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gefangen. Dieser Geist … Er kommt hier nicht mehr heraus. Einer meiner Leute, davor war es so wie du. Befreie ihn.«
    Ich betrachtete den Untoten. Im Grau bestand er teilweise aus gelben, blauen und schwarzen Fäden, die ineinander verwickelt waren und unter einem merkwürdigen Spinnennetz aus weichen grauen Linien lagen. Das Netz erinnerte mich an das, was ich im Zugtunnel gesehen hatte. Irgendwie schienen die grauen Linien das verwesende Fleisch zusammenzuhalten. Die anderen Fäden hingegen befanden sich im Inneren des Körpers. Doch die Verwesung war bereits weit fortgeschritten, und nur noch das Netz des Grau hielt den Körper zusammen. Ich hatte schon einmal ein lebendiges graues Wesen auseinandergerissen und es durch reine Kraftanstrengung zerstört. Es war ein schreckliches Erlebnis gewesen. Als ich nun die Gestalt vor mir genauer betrachtete, konnte ich den Schatten
eines Gesichts unter den Linien aus Energie und Magie ausfindig machen.
    Es war ein Gesicht, dem sein Leid und seine Verzweiflung deutlich anzusehen waren. Das Ganze war zwar ekelhaft und abstoßend, aber mir blieb nichts anderes übrig, als das Beste aus der Situation zu machen und zu handeln. Ich wusste nicht, ob es der blaue oder der gelbe Strang war, den ich lösen musste, hielt es aber für klug, beide herauszuholen, um sie auf diese Weise leichter voneinander trennen zu können. Dieser alte Körper hätte schon lange nicht mehr über die Erde wandeln dürfen.
    Es war offensichtlich, dass der Mann vor längerer Zeit seinen Tod gefunden hatte und sich nach nichts anderem als Ruhe und Frieden sehnte. Mein Magen verkrampfte sich, und für einen Moment glaubte ich, würgen zu müssen, ehe ich mich zusammenriss und meine Hände in das verwesende Fleisch schob. Ich schickte ein Stoßgebet zu den Göttern im Himmel und konzentrierte mich dann auf meine Arbeit.
    Die Geisterfäden fühlten sich wie offene Stromleitungen an. Meine Finger begannen zu brennen. Ich stieß einen leisen Schrei aus, während ich die lebendige Energie mit beiden Fäusten packte und mit geschlossenen Augen daran riss. Mein ganzer Körper schien zu lodern. Feuer und Stromstöße wanderten meine Arme hoch und mein Rückgrat hinunter, um schließlich in meiner Brust eine wahre Feuersbrunst auszulösen. Endlich konnte ich die Fäden lösen. Ich wankte einige Schritte zurück, öffnete meine geballten Fäuste und schloss die Augen.
    Der Zombie stürzte zu Boden und löste sich noch im Fall in Staub auf. Die Energiefäden glitten auseinander, und für einen Moment sahen mich zwei Gesichter an. Ich riss den
Mund auf. Zwei? Da stimmte doch etwas nicht. Ich starrte die Gesichter an. Eines wirkte erfreut und das andere zornig. Irgendwie kam mir das wütende Gesicht bekannt vor, doch es löste sich schnell in Luft auf. Das andere Gesicht gehörte zu einem Indianer. Ich vermutete, dass es sich um den Angehörigen eines früher hier ansässigen Stammes handelte. Er sah mich voll Dankbarkeit an, ehe auch er verschwand, wobei er weder ein Wort sprach, noch lächelte oder auch nur nickte. Er löste sich einfach ganz langsam in Luft auf und wirkte dabei unendlich erleichtert.
    Ich sackte ein wenig in mich zusammen. Erschöpft atmete ich aus. Es hätte vermutlich schlimmer laufen können. Auf einmal hörte ich ein Geräusch hinter mir und drehte mich um. In der Hitze des Gefechts hatte ich für einen Moment ganz vergessen, dass Will das alles mitangesehen hatte.
    Er starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. »Du … Du hast den Mann umgebracht«, keuchte er entsetzt.
    »Mist«, murmelte ich. »Nein, Will. Er war bereits tot.« Ich ging auf ihn zu, aber er wich verängstigt vor mir zurück. Also blieb ich stehen. »Schau dir den Mann an. Schau ihn dir an.«
    Ich wies mit dem Kopf auf den verwesenden Leichnam, der vor unseren Augen immer kleiner wurde. Dann betrachtete ich meine Hände. An meinen Fingern klebte ein seltsam öliger Staub, der wohl früher einmal einen Teil des Zombiekörpers ausgemacht hatte. Als ich Wills Hände ansah, entdeckte ich dort einen verknoteten Faden aus blauer Energie, der sich um seine Arme wickelte. Offensichtlich stammte der Faden von Wills Kontakt mit dem Zombie.
    Wieder ging ich auf ihn zu und griff nach seiner Hand,
um die Energieleitung abzustreifen. Doch Will wich erneut zurück. Ungläubig starrte er erst mich und dann den Haufen aus Staub und Schmutz an, der neben der inzwischen friedlich wirkenden haarigen Gestalt lag. Ich wusste nicht, ob Will durch

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