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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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es mit einem Quickie? Hier unten ist es schön ruhig …«

    Quinton nahm einen Zug aus der Flasche, schluckte ihn aber nicht hinunter. »Nein, danke. Ich muss heute noch arbeiten«, fügte er gelassen hinzu und gab Jenny die Flasche zurück.
    Diese zog eine beleidigte Schnute, nahm dann aber ebenfalls einen Schluck und reichte die Flasche Tall Grass. Der war gerade damit beschäftigt, mich von oben bis unten zu mustern. Ich hockte mich zwischen Quinton und den noch immer schweigenden Dan.
    »Arbeiten«, sagte Tall Grass lachend. »Was Jenny dir anbietet, ist doch nicht anstrengend, Bruder. Das ist ein langer, herrlicher Ritt.«
    »Nicht jedes Pferd und jeder Reiter passen zusammen«, warf ich ein, als ich ein leises Schnauben zu meiner Linken vernahm. Tall Grass lachte und hörte weder das Geräusch noch fiel ihm auf, dass der alte Dan aufstand.
    Grandpa Dan war auch im Stehen gebeugt. Das Feuer erhellte sein zerfurchtes Gesicht. Nur ich schien ihn sehen zu können, denn keiner der anderen achtete auf ihn. Er starrte die Gruppe um die Tonne an und blickte dann auf die flatternden Falter und in die Dunkelheit, die sich hinter dem Feuer ausbreitete. Neugierig sah ich ihm zu, ohne auf die Unterhaltung der anderen zu achten. Auf einmal fiel mir ein silberner Schatten auf, der sich an seine Gestalt klammerte.
    »Ihr Narren«, murmelte Grandpa Dan nach einer Weile. Das Gespensterwesen neben ihm schimmerte hell auf. »Die Raben verkünden die Nähe des Todes.«
    Er starrte in die Luft und trat dann in die Dunkelheit, sodass die Falter in ihrem Flug unterbrochen wurden. Sie bildeten daraufhin seltsame Linien im grauen Nebel, die sich für einen Moment zu einer Gestalt zusammenfanden,
ehe sie sich wieder in Nichts auflösten. Das leise Flattern von Flügeln folgte dem alten Mann, und auch die schattenhaften Krähen scharten sich in der Dunkelheit um ihn.
    Ich starrte Dan nach und fragte mich, was er wohl gemeint haben konnte. Als ich plötzlich eine Hand auf meinem Rücken spürte, wurde ich abrupt aus meinen Überlegungen gerissen. Ich drehte mich zu Quinton, der mich mit gerunzelter Stirn ansah.
    »Hat er etwas gesagt?«
    Ein weiteres Rascheln von Flügeln in der Dunkelheit jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken, und ich zuckte rasch mit den Schultern, damit Quinton nichts bemerkte. »Etwas über den Tod und Narren. Ich glaube, er hält nicht viel von uns.«
    »Tall Grass, Jenny und ich haben gerade überlegt, wer alles verschwunden ist.«
    Ich hatte einige Minuten lang nicht mehr zugehört. Rasch warf ich Tall Grass und Jenny einen Blick zu. Die beiden wirkten noch benebelter als zuvor. Ich sah Quinton fragend an. Er zeigte auf die leere Flasche, die neben ihnen auf dem Boden stand.
    Jenny grinste. »Gutes Zeug, dieser Brandy.«
    »Das ist kein Brandy, das ist Kerosin«, korrigierte Quinton sie.
    »Ist trotzdem gut«, erwiderte sie und begann halb zu lachen und halb zu husten. Sie klang fast wie ein Wal mit Schluckauf.
    Tall Grass legte erneut seinen Arm um sie und zog sie an seine Brust. Betrunken gab er ihr einen Kuss auf den Kopf, wobei er vor allem die Wollmütze küsste. Er knurrte und riss sie ihr herunter, sodass ihre zerzausten braunen Locken zum Vorschein kamen. Grob packte er sie an
ihren kurz geschnittenen Haaren und riss ihren Kopf zurück, damit er sie auf den Mund küssen konnte. Die beiden fielen zur Seite. Sie versuchten sich noch an der eis überzogenen Wand festzuhalten, was ihnen aber nicht so recht gelang.
    Ich rollte mit den Augen und stand auf, wobei ich versuchte, nicht auf das schmerzende Knie zu achten. Hoffentlich würden die beiden keine Frostbeulen bekommen oder sich im Eifer des Gefechts selbst anzünden. Mehr Gedanken machte ich mir über Jenny und Tall Grass allerdings nicht.
    »Wie kommen wir hier eigentlich wieder raus?«, fragte ich Quinton.
    »Raus ist es leichter als rein.« Er nahm mich an der Hand, und wir gingen in dieselbe Richtung, die zuvor bereits Jay eingeschlagen hatte. Nach einer Weile bogen wir unterirdisch um die Ecke der Second Avenue und liefen dann eine kurze Strecke, bis wir auf eine erst in jüngster Zeit eingebaute Metalltür mit einer Druckstange stießen. Sie führte in einen winzigen Raum, in dem sich zwei weitere Türen befanden. Durch die rechte gelangte man auf eine moderne Feuertreppe, die wir hinaufstiegen, um schließlich auf der Second Avenue zwischen dem Cadillac Hotel und seinem Nachbargebäude herauszukommen.
    Wie verängstigte Tiere blickten wir

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