Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
entlang.
    »Mir scheint, als hätten Sie nie etwas anderes getan, als in der Nacht über den See zu tuckern.«
    »Ha, da kennen Sie mich aber schlecht.«
    »Das glaube ich Ihnen gern.«
    Mrs. Gumm hatte sich mit Stiefeln, Jeans und Windjacke so gekleidet, daß ihr Wind und Wetter nichts anhaben konnten. »Wir können gehen, Mister Conolly.«
    »Gut.«
    Gunda Gumm schloß ab. Die Außenleuchte löschte sie nicht. Das Licht schien einem einsamen Wanderer den Weg zu weisen.
    »Wo haben Sie das Boot liegen?«
    »Am Steg.«
    »Ach, das ist ja nicht weit.«
    Sehr bald bewies Gunda Gumm, wie gut sie sich auskannte. Sie führte den Reporter durch den Wald und über Wege hinweg, die Bill unbekannt waren. Sie erreichten den Steg in Rekordzeit. Als er in ihren Sichtbereich geriet, faßte Bill die Frau am Arm und hielt sie zurück.
    »Was ist denn?«
    Bill war stehengeblieben. »Ich muß mich zuerst umschauen«, flüsterte er. »Tun Sie das. Aber warum?«
    »Ich habe diesen Flecken nicht in bester Erinnerung. Es könnte sein, daß man uns auflauert.«
    »Okay.«
    Bill bewegte sich vorsichtig und in Deckung bleibend auf den Steg zu. Der Wald hier sah in der Dunkelheit anders aus als am Tage. Die Bäume hatten sich verwandelt. Aus ihnen waren düstere, starre Gespenster geworden, nur ab und zu durch einen Windstoß in zittrige Bewegungen versetzt. Der See lag als geheimnisvolle und an manchen Stellen schillernde Fläche vor ihm. Ein bedeckter Himmel lag über dieser kleinen Welt. Sterne funkelten, ein blasser Halbmond sah etwas traurig aus und hing wie eine hochkant gestellte Gondel am Himmel. In seiner Nähe schien die Luft mit feinem Puder durchweht zu sein. Bill fand nichts Verdächtiges. Am Steg blieb erstehen und schaute auch unter ihm nach.
    Das Schlauchboot war noch vorhanden.
    Er richtete sich wieder auf und winkte mit einer weit ausholenden Handbewegung zurück. Mrs. Gumm hatte sein Zeichen gesehen. Sie kam schnell heran.
    »Alles okay?« fragte sie.
    »Ja, wie es aussieht.«
    Sie hatte sich gebückt, sah das Boot und fragte, ob sie helfen könnte.
    »Sicher. Ich schiebe es ins Wasser. Gehen Sie schon hinein. Ich taue es los und komme nach.«
    »In Ordnung.«
    Gunda Gumm bewies in den folgenden Minuten, daß sie praktisch veranlagt war. Sie klagte nicht, sie arbeitete und tat genau das, was Bill gewünscht hatte. Er taute das Boot los, und nach einem großen Schritt hatte er es ebenfalls geentert.
    Gunda schaute sich um. Sie hatte ihre Hände auf die Gummiwülste des schwankenden Gefährts gelegt. »Es hat ja einen Motor«, stellte sie mit leiser Stimme fest.
    »Stimmt.« Bill lächelte. Er griff nach den Paddeln und drückte der Frau eins in die Hand. »Nur werden wir uns auf ihn nicht verlassen. Wir rudern.«
    »Sie wollen keinen stören, wie?«
    »Nicht unnötig«, erklärte er.
    »Wie Sie meinen.«
    »Können Sie das?«
    Ihr Blick war beinahe wütend, den sie Bill zuwarf. »Fragen Sie einen Bäcker auch, ob er Brötchen backen kann?«
    »Nein, das nicht.«
    »Ich kenne mich hier aus.«
    Das glaubte er ihr aufs Wort. Gunda Gumm überraschte ihn immer mehr. Es war auch kein Wunder. Um hier bestehen zu können, mußte die Frau ihren Mann stehen. Da gehörte das Lenken von Booten ebenso dazu wie die Handhabung des Kochlöffels.
    »Haben Sie ein bestimmtes Ziel?« fragte Gunda, als sie den Uferstreifen verlassen hatten.
    »Nein, nicht direkt. Wie Sie wissen, werden wir nicht allein auf dem See sein. Ich möchte nur das Boot der Freunde des Wassers unter Kontrolle halten, denn daß sie etwas vorhaben, steht fest.« Bill verzog säuerlich das Gesicht. »Leider weiß ich nicht, was sie genau beabsichtigen.«
    »Es steht aber außerhalb der Gesetze, denke ich.«
    Bill wiegte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Nageln Sie mich darauf bitte nicht fest.«
    »Weshalb sind Sie dann hier?«
    Bill holte tief Luft und räusperte sich. »Ich kann es Ihnen nicht genau sagen.«
    »Wollen Sie es nicht?«
    »Weiß ich nicht. Nur soviel. Ich bin hier, um sehen zu können, ob Märchen wahr werden.«
    »Aha.«
    »Das reichte Ihnen aber nicht?«
    »Nein.«
    »Würde mir auch nicht reichen. In diesem Fall allerdings müssen Sie umdenken.« Bill enthielt sich einer weiteren Erklärung und faßte wieder nach dem Paddel.
    Er und Gunda Gumm saßen auf der mittleren der drei Bänke. Die beiden anderen befanden sich am Heck und am Bug. Der See lag vor ihnen eingehüllt in eine traumhafte nächtliche Stille. Das Mondlicht verwandelte die Oberfläche an

Weitere Kostenlose Bücher