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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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springe und mich verlegen in ihre Umarmung begebe. Sie drückt mich ganz fest, und ich fühle mich wie ein kleines Kind. Sicher. Gut. Als hätte während ihrer Abwesenheit ein Stück Normalität gefehlt.
    Sie macht einen Schritt zurück und mustert mich von oben bis unten. «Du siehst älter aus», sagt sie. «Siebzehn sein bekommt dir.»
    «Ich fühle mich auch älter. Und stärker seit einiger Zeit, keine Ahnung, wieso.»
    «Ich weiß. Du solltest dich jetzt mit jedem Tag stärker fühlen, je näher du deiner Aufgabe kommst. Deine Macht wächst.»
    Es entsteht ein verlegenes Schweigen. Was genau ist eigentlich meine Macht?
    «Ich kann jetzt fliegen», platzt es auf einmal aus mir heraus. Zwei Wochen sind vergangen seit dem Tag am Inspiration Point, es gab hundert Bruchlandungen und etliche Kratzer und Schrammen, aber jetzt endlich habe ich den Bogen raus. Ich finde, dass sie das wissen sollte. Ich ziehe mein Hosenbein hoch, um ihr die Schramme auf meinem Schienbein zu zeigen, die ich mir zugezogen habe, als ich zu dicht über dem Wipfel einer Kiefer geflogen bin.
    «Clara!», ruft sie, und sie gibt sich alle Mühe, zufrieden auszusehen, aber ich spüre, dass sie enttäuscht ist, weil sie nicht dabei war, wie eine Mutter, die die ersten Schritte ihres kleinen Kindes verpasst hat.
    «Es fällt mir leichter, wenn du nicht zuschaust», erkläre ich. «Weniger Druck oder so.»
    «Na ja, ich wusste, dass du es schaffen würdest.»
    «Ich bin total verliebt in das Kleid, das du mir geschenkt hast», sage ich und versuche, das Thema zu wechseln. «Vielleicht könnten wir ja heute Abend etwas essen gehen, dann ziehe ich es an.»
    «Hört sich gut an.» Sie lässt mich los, nimmt ihren Koffer und schleppt ihn den Flur runter in ihr Schlafzimmer. Ich gehe ihr hinterher.
    «Wie war die Arbeit?», frage ich, als sie ihren Koffer aufs Bett legt, die oberste Kommodenschublade aufmacht und nach und nach ihre Unterwäsche und Socken ordentlich einräumt. Ich schüttle den Kopf, als ich sehe, was für ein Ordnungsfanatiker sie ist; sie legt die Höschen akkurat zusammen und ordnet sie nach Farben in einer Reihe. Eigentlich unwahrscheinlich, dass wir beide, sie und ich, tatsächlich verwandt sind. «Hast du alles klären können?»
    «Ja. Jedenfalls läuft es wieder einigermaßen. Ich musste einfach mal hin.» Sie macht sich ans Einräumen der nächsten Schublade. «Aber es tut mir leid, dass ich an deinem Geburtstag nicht hier war.»
    «Ist schon okay.»
    «Was hast du denn gemacht?»
    Irgendwie habe ich mich die ganze Zeit schon davor gefürchtet, ihr von Tucker zu erzählen, von dem Baum am Fluss und von der ganzen Zeit, die ich in dieser einen Woche mit ihm verbracht habe, ihr vom Wandern, vom Heidelbeerpflücken, von der Wildwasserfahrt zu erzählen und davon, dass ich in seiner Gegenwart mit fremden Leuten koreanisch gesprochen habe. Vielleicht habe ich Angst, dass sie Tucker als das bezeichnen wird, was er – und das weiß ich wohl – in Wirklichkeit ja auch ist: eine Ablenkung. Sie wird mir sagen, dass ich mich schleunigst wieder an die Rette-Christian-Mission begeben soll. In dem Zusammenhang werde ich ihr dann gestehen müssen, dass ich, obwohl ich mich in letzter Zeit stärker fühle und ja endlich auch fliegen kann, die schwere Reisetasche immer noch nicht vom Boden hochbekomme. Und dann wird sie mich wieder mit diesem gewissen Blick ansehen, und ich werde mir einmal mehr diese gewisse Rede über Leichtigkeit und Stärke anhören und mir sagen lassen müssen, wie viel ich schaffe, wenn ich mich nur ordentlich anstrenge. Das alles will ich mir einfach nicht antun. Im Moment jedenfalls nicht. Aber irgendwas muss ich ihr natürlich erzählen.
    «Wendy hat mir ihren Bruder und ein Paar Wanderschuhe geliehen, und er hat mich zu einem Platz geführt, zu dem alle aus der Schule gehen und in den Hoback River springen», sage ich in einem Atemzug.
    Argwöhnisch sieht Mama mich an.
    «Wendy hat dir ihren Bruder geliehen?»
    «Tucker. Du hast ihn kennengelernt, als er unser Auto aus dem Schnee gezogen hat, weißt du noch?»
    «Der Junge, der dich vom Abschlussball nach Hause gefahren hat», sagt sie nachdenklich.
    «Genau, das ist er. Und danke auch, dass du das Thema wieder aufwärmst.»
    Eine Weile schweigen wir beide.
    «Ich hab dir was mitgebracht», sagt sie schließlich. «Ein Geschenk.»
    Sie zieht den Reißverschluss an einer der Innentaschen ihres Koffers auf und holt etwas aus dunkelviolettem Stoff heraus. Es ist eine

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