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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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schrecklich blau und voller Lachen sind. Am liebsten würde ich ihn schlagen.
    «Das war einfach nur idiotisch. Wir hätten beide ertrinken können.»
    «Ach wo», sagt er. «Zur Zeit ist der Fluss gar nicht so reißend. Ich hab ihn schon schlimmer erlebt.»
    Ich setze mich auf und sehe flussaufwärts zu dem Baum hin, der gut eine halbe Meile entfernt ist.
    «Ich nehme mal an, als Nächstes werden wir zu dem Baum zurückwandern.»
    Tucker lacht über die Wut in meiner Stimme. «Allerdings.»
    «Barfuß.»
    «Es ist ziemlich sandig, wirklich nicht schlimm. Ist dir kalt?», fragt er, und sofort wird mir klar, dass er, sollte mir wirklich kalt sein, nur allzu gern die Arme um mich legen würde. Aber eigentlich ist mir nicht kalt, nicht im Moment, da die Sonne scheint und das Wasser auf meiner Haut weitgehend getrocknet ist. Die Haut fühlt sich nur noch ein bisschen feucht und kühl an. Ich gebe mir Mühe, nicht an Tucker zu denken, der mir mit seinem nackten, Hitze verströmenden Oberkörper so nah ist, mir in meinem niedlichen kleinen Zweiteiler und der Gänsehaut, die mir den Bauch hinaufkriecht.
    Ich rappele mich auf und mache mich entlang des Flussufers auf den Weg. Tucker springt auf und geht neben mir.
    «Tut mir leid», sagt er. «Vielleicht hätte ich dich davor warnen sollen, dass der Fluss ziemlich reißend ist.»
    «Vielleicht», stimme ich zu, aber ich habe keine Lust, auf Tucker sauer zu sein, nachdem er mir auf dem Abschlussball zu Hilfe gekommen ist. Das habe ich nicht vergessen. Und jetzt ist er hier. «Ist schon okay.»
    «Willst du es noch mal probieren?», fragt er, und sein Grübchen kommt zum Vorschein, als er mich anlächelt. «Beim zweiten Mal ist es viel einfacher.»
    «Du willst mich wohl wirklich umbringen.» Ungläubig schüttele ich den Kopf. «Du bist wahnsinnig.»
    «Den Sommer über arbeite ich für die Crazy River Rafting Company. Ich bin dann fünf Tage die Woche, manchmal mehr, auf dem Fluss.»
    Er konnte sich also ziemlich sicher sein, dass er in der Lage sein würde, mich aus dem Wasser zu ziehen, ganz gleich, als was für eine lausige Schwimmerin ich mich erwiesen hätte. Aber was, wenn ich direkt auf den Grund gesunken wäre?
    «Tucker!», ruft jemand von weiter oben am Fluss. «Wie ist das Wasser?»
    Vom Baum aus schauen vier oder fünf Leute zu, wie wir das Ufer entlanggehen und allmählich auf sie zukommen. Tucker winkt.
    «Prima!», ruft Tucker zurück. «Herrlich sanft.»
    Als wir beim Baum sind, klettern gerade zwei andere Leute hoch und springen in den Fluss. Beide haben offenbar nicht die geringste Mühe, ans Ufer zu kommen. Als ich das sehe, bin ich sofort wieder auf dem Baum. Diesmal versuche ich, im Fallen genauso zu kreischen wie Tucker und Richtung Ufer zu kommen, kaum dass ich im Wasser bin. Bei meinem vierten Sprung habe ich überhaupt keine Angst mehr. Ich fühle mich unbesiegbar. Und genau das ist es, was Orte wie diesen so anziehend macht.
    «Du bist doch Clara Gardner, oder?», fragt ein Mädchen, das auch gerade den Baum hinaufklettern will. Ich nicke. Sie stellt sich als Ava Peters vor, obwohl ich ihren Namen kenne, da wir zusammen im selben Chemiekurs sind. Sie ist diejenige, die ich damals mit Tucker in der Skihütte gesehen habe.
    «Bei mir zu Hause ist am Samstag eine Party. Wenn du kommen magst», sagt sie zu mir. Als sei ich plötzlich in ihren Club aufgenommen.
    «Oh», antworte ich verblüfft. «Danke. Da komme ich gern.»
    Dankbar lächle ich Tucker an, der nickt. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, wir könnten vielleicht, aber auch nur vielleicht, Freunde werden.

    An dem Abend fährt Tucker zum Abendessen mit mir zu Bubba’s . Obwohl es nur ein ganz lässiger Grill ist, habe ich doch so was wie Schmetterlinge im Bauch, denn irgendwie fühlt es sich fast wie ein richtiges Date an. Das Essen ist sagenhaft, sodass ich mich entspanne und kräftig zugreife. Seit meinem Schälchen Cheerios heute Morgen habe ich noch nichts gegessen, und ich kann mich nicht erinnern, je solchen Hunger gehabt zu haben. Tucker beobachtet mich, wie ich an einem gegrillten Hähnchenflügel knabbere, als wäre es das Beste, was ich je gegessen habe. Die Soße ist irre gut. Nachdem ich ein Viertel Hähnchen verputzt habe, dazu Bohnen und eine große Portion Kartoffelsalat, schaue ich verlegen zu ihm auf. Ich rechne schon fast mit einem gehässigen Kommentar von ihm, weil ich mir so den Bauch vollgeschlagen habe. Gleich suche ich nach einer passenden Antwort, einem Grund, warum

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