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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Stattdessen habe ich meinen Freund gerettet, aber es hat sich herausgestellt, dass der erste Junge sowieso nicht gerettet werden musste, weil auch er ein Engelblut ist.
    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein erster Besuch beim Therapeuten damit enden würde, dass ich mich in einer Zwangsjacke wiederfinde und mich in meiner neuen Gummizelle häuslich einrichten kann.
    «Alles in Ordnung mit dir?», fragt Tucker leise.
    Von der Hölle habe ich ihm nichts erzählt. Auch nicht von dem Schwarzflügel. Denn meine Mutter sagt, wenn man über Schwarzflügel Bescheid weiß, passiert es leichter, dass man ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkt; wie auch immer das gehen mag.
    So manches habe ich ihm nicht erzählt.
    «Mir geht es gut. Ich bin nur …» Was? Was bin ich denn? Hoffnungslos verwirrt? Total verkorkst? Auf ewig verdammt?
    Ich versuche es mit: «Ich friere nur.»
    Er nimmt mich in die Arme, reibt mir mit den Händen den Rücken, versucht, mich zu wärmen. Einen Moment lang sehe ich diesen besorgten, leicht gekränkten Blick, bei ihm immer ein sicheres Zeichen, dass er weiß, ich sage ihm nicht die ganze Wahrheit, also recke ich mich hoch und küsse ihn noch einmal, ganz sanft, auf den Mundwinkel.
    «Wir wollen uns nie mehr trennen, ja?», frage ich. «Das könnte ich nicht ertragen.»
    Sein Blick wird sanfter. «Abgemacht. Keine Trennungen mehr. Na komm», sagt er, nimmt meine Hand und führt mich an den Rand der versengten Lichtung, wo mein Wagen geparkt ist. Er hält mir die Tür auf, dann läuft er zur Beifahrerseite und steigt ein. Er grinst. «Ach, drauf geschissen, machen wir, dass wir endlich hier rauskommen.»
    Ich mag es, wie gewählt er sich beim Fluchen ausdrückt.
    Denn von Teufel und Hölle hab ich, verdammt noch mal, die Nase voll.

    Es ist ein anderes Mädchen, das am ersten Tag nach den Ferien in dem silberfarbenen Prius auf dem Parkplatz der Jackson Hole Highschool sitzt. Erstens: Dieses Mädchen ist eine Blondine, mit langem, welligem goldenem Haar, darin dezente Andeutungen von Rot. Sie hat das Haar im Nacken zu einem straffen Mozartzopf gebunden, und sie trägt einen grauen Filzhut, von dem sie hofft, dass er als cool und vintage rüberkommt und die Aufmerksamkeit ein bisschen von ihrem Haar ablenken wird. Sie sieht aus wie von der Sonne geküsst – nicht richtig gebräunt, aber mit einem deutlichen bronzenen Schimmer. Doch nicht das Haar oder die Haut sind es, die ich nicht als meine eigene erkenne, wenn ich in den Rückspiegel schaue. Es sind die Augen. In diesen großen graublauen Augen liegt ein brandneues Wissen um Gut und Böse. Ich sehe älter aus. Klüger. Und ich hoffe, das bin ich auch.
    Ich steige aus dem Auto. Der Himmel über mir ist grau. Es regnet immer noch. Es ist immer noch kalt. Ich kann nicht anders, ich mustere die Wolken, suche in meinem Bewusstsein nach einer Spur von Kummer, der bedeuten könnte, dass ein böser Engel in der Nähe ist, auch wenn meine Mutter es für unwahrscheinlich hält, dass sich Samjeeza sofort an unsere Fersen heftet. Ich habe ihn verwundet, und offenbar dauert es bei Schwarzflügeln eine Weile, bis ihre Wunden heilen, was irgendwie mit dem Vergehen von Zeit in der Hölle zu tun hat. Ein Tag sind tausend Jahre, tausend Jahre sind ein Tag oder so in der Art. Ich tue erst gar nicht so, als würde ich das verstehen. Ich bin nur froh, dass ich nicht Hals über Kopf aus Jackson weg und mein ganzes Leben zurücklassen muss. Wenigstens fürs Erste nicht.
    Keine Schwingungen böser Engel, und so schaue ich mich in der Hoffnung, Tucker zu entdecken, auf dem Parkplatz um, aber er ist weit und breit nicht zu sehen. Nun habe ich nichts anderes mehr zu tun, als reinzugehen. Ein letztes Mal richte ich den weichen Filzhut und gehe auf den Eingang zu.
    Mein zweites Jahr erwartet mich.
    «Clara!», höre ich eine vertraute Stimme, ehe ich auch nur drei Schritte gegangen bin. «Warte mal.»
    Ich drehe mich um und sehe Christian Prescott aus seinem brandneuen Pick-up-Truck aussteigen. Dieses Modell ist schwarz, wuchtig, hat silberglänzende Felgen, am Heck die Aufschrift MAXIMUM DUTY. Sein alter Truck, der silberne Avalanche, der in meinen Visionen immer irgendwo am Wegesrand geparkt war, ist auch im Wald in Flammen aufgegangen. Das neulich war definitiv kein guter Tag für Trucks.
    Ich warte, bis Christian zu mir rübergejoggt kommt. Allein bei seinem Anblick fühle ich mich seltsam, ich werde nervös, mir ist, als verliere ich mein Gleichgewicht. Das letzte Mal habe

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