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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Schulausbildung spielt eine wichtige Rolle, und wir sind natürlich bemüht, all unseren Schülern den College-Besuch nahezulegen, erst recht einem klugen, offensichtlich sehr begabten Mädchen wie dir. Aber es muss schließlich jeder seinen eigenen Weg gehen, ob dieser Weg nun aufs College führt oder nicht.»
    Ich mustere meine Hände. «Ich weiß im Grunde noch nicht so richtig, was ich mal machen will, ich meine, beruflich.»
    Miss Baxter nickt übertrieben ermutigend. «Das ist schon in Ordnung. Viele Schüler wissen das in deinem Alter noch nicht. Hast du dich schon ein bisschen umgesehen, hast du dir mal ein College angesehen oder die Webseiten von irgendwelchen Universitäten angeguckt?»
    «Nicht so richtig.» Gar nicht, um genau zu sein.
    «Ich glaube, das wäre für den Anfang keine schlechte Idee», sagt Miss Baxter. «Sieh dir doch gleich mal ein paar von den Broschüren an, die ich draußen ausgelegt habe, und mach eine Liste von fünf Colleges, die dir zusagen, und schreib dazu, wieso. Dann kann ich dir helfen, wenn du mit den Bewerbungen anfängst.»
    «Herzlichen Dank.» Mama steht auf und schüttelt Miss Baxter die Hand.
    «Ihre Tochter ist wirklich etwas ganz Besonderes», sagt Miss Baxter. Ich gebe mir alle Mühe, nicht die Augen zu verdrehen. «Ich bin sicher, sie wird etwas Bemerkenswertes im Leben leisten.»
    Ich nicke verlegen, und wir verlassen das Büro.
    «Sie hat natürlich recht, weißt du, auch wenn sie uns bloß ein bisschen schmeicheln wollte», sagt Mama, als wir zum Parkplatz gehen. «Du wirst wirklich Bemerkenswertes leisten.»
    «Ja, sicher», antworte ich. Ich würde ihr ja gern glauben, aber das tue ich nicht. Wenn ich im Moment mein Leben betrachte, sehe ich weiter nichts als eine vermasselte Aufgabe und dass jemand, der mir wichtig ist, in nicht allzu ferner Zukunft sterben wird.
    «Willst du fahren?», frage ich sie, um das Thema zu wechseln.
    «Nein, nein, mach du.» Sie fischt in ihrer Handtasche nach ihrer Audrey-Hepburn-Sonnenbrille, und mit der Brille, dem Tuch, das sie sich um den Kopf geschlungen hat, und dem langen, schmalen Trenchcoat sieht sie aus wie ein Filmstar.
    «Also, was ist los mit dir?», fragt sie. «Ich spüre doch, dass dich etwas quält, noch etwas ganz anderes als die Sache mit dem College. Die sich im Übrigen bald wie von allein klären wird, Clara, da musst du dir keine Sorgen machen.»
    Ich kann es nicht ausstehen, wenn sie mir sagt, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Das sagt sie nämlich meist dann, wenn ich einen verdammt guten Grund habe, mir Sorgen zu machen. Außerdem scheint es im Moment das Einzige zu sein, was ich tun kann: mir Sorgen darüber zu machen, zu wessen Grab ich in dieser neuen Vision gehe, mir Sorgen darüber zu machen, wer wohl sterben wird wegen etwas, das ich getan habe oder das ich hätte tun sollen, mir Sorgen darüber zu machen, dass die Anfälle von Kummer, die mich neuerdings heimsuchen, bedeuten könnten, dass Samjeeza ganz in der Nähe ist und nur auf die ideale Gelegenheit wartet, jemanden zu töten, den ich liebe.
    «Es ist nichts Wichtiges», sage ich.
    Wir steigen ins Auto. Ich stecke den Schlüssel ins Zündschloss. Aber dann halte ich inne.
    «Mama, was ist zwischen dir und Samjeeza gewesen?»
    Sie scheint gar nicht wütend über meine Frage zu sein, und das überrascht mich. Dann antwortet sie, was mich erst recht umhaut. «Es ist schon sehr lange her», sagt sie. «Er und ich, wir waren … Freunde.»
    «Du warst mit einem Schwarzflügel befreundet?»
    «Anfangs wusste ich nicht, dass er ein Schwarzflügel ist. Ich dachte, er wäre ein ganz normaler Engel.»
    Das kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, dass jemand Samjeeza für einen normalen Engel hält. Nicht dass ich sonderlich viele normale Engel kennengelernt hätte.
    «Aha. Hast du viele Freunde unter den Engeln?», frage ich sarkastisch.
    «Ein paar.»
    «Ein paar», wiederhole ich. Sie schafft es doch immer wieder, mich völlig aus der Fassung zu bringen. Ich meine, also mal ganz im Ernst … sie kennt ein paar Engel?
    «Nicht viele.»
    «Angela hält Samjeeza für eine Art Anführer», erzähle ich ihr.
    «Ach ja», sagt Mama und nickt. «Das Buch Henoch?»
    «Genau.»
    «So weit stimmt das auch. Er war der Anführer der Wächter, vor sehr, sehr langer Zeit.»
    Boah. Ich fasse es nicht, sie erzählt es mir doch tatsächlich.
    «Und was genau machen diese Wächter?», frage ich. «Außer irgendwelches Zeug zu bewachen, wie ich

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