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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Angela. Sie knallt den Deckel von ihrem Laptop zu, schiebt das Gerät über den Tisch und atmet lange und entnervt aus. Sie hat College-Webseiten durchforstet, weil sie auf Hilfe bei der Entscheidung hofft, auf welches College sie gehen soll. Für die meisten Leute ist das ein wichtiger Schritt im Leben, aber für Angela ist es ein Riesenschritt, der riesigste überhaupt, weil sie glaubt, in ihren Visionen das Gelände eines Colleges gesehen zu haben. Tja, wer keinen Stress hat, macht sich welchen.
    «Hast du bei eBay den antiquarischen Text nicht bekommen, den du wolltest?», fragt Christian.
    Sie wirft ihm einen wütenden Blick zu. «Sehr witzig.»
    «Tut mir leid, Ange», sage ich. «Kann ich dir irgendwie helfen?»
    «In der Vision finde ich nicht sonderlich viele Anhaltspunkte. Da sehe ich eine breite Treppe, ein paar steinerne Rundbögen und Leute, die Kaffee trinken. Das trifft auf praktisch jedes College im Land zu.»
    «Guck dir die Bäume genau an», rate ich ihr. «Ich hab da ein gutes Buch, wenn du rausfinden willst, in welcher Gegend ein bestimmter Baum wächst.»
    «Ach, na ja, hoffentlich kriege ich bald was Vernünftiges, woran ich mich orientieren kann», sagt Angela leise. «Ich muss mich schließlich bald bewerben, weißt du? Eigentlich jetzt gleich.»
    «Mach dir keinen Kopf deswegen», erklärt Christian lässig. Er guckt in sein Notebook; ich glaube, er hat gerade seine Mathehausaufgaben gemacht. «Du findest es heraus, wenn du es herausfinden sollst.» Dann schaut er wieder hoch, und unsere Blicke begegnen sich.
    «War es bei dir so?» Ich muss das einfach fragen, obwohl ich die Antwort ja kenne. «Hast du es herausgefunden, als du es herausfinden solltest?»
    «Nein», gibt er zu und lacht kurz und fast schon bitter auf. «Keine Ahnung, wieso ich das gesagt habe. Wahrscheinlich weil es mir so eingebläut wurde. Mein Onkel hat das jedenfalls immer zu mir gesagt.»
    Über seinen Onkel hat er nie viel gesprochen. Über seine Aufgabe auch nicht, außer dieses eine Mal, als er sagte: «Ich hatte Visionen von dir mitten im brennenden Wald, also dachte ich, ich soll dich retten, und jetzt weiß ich auch nicht weiter.» Einmal hat er uns gezeigt, dass er fliegen kann, ohne mit den Flügeln zu schlagen, wie Superman ist er über der Bühne geschwebt, und Angela, Jeffrey und ich haben dagestanden und ihn angestaunt wie Idioten. Ab und zu gibt er Angela eine winzige Information zum Thema Engel, damit sie mit seinem Beitrag zum Engelclub zufrieden ist. Er scheint mehr zu wissen als wir, hält sich aber meist ziemlich bedeckt.
    «Also», sagt Angela, und ihr Gesichtsausdruck macht mir ein bisschen Angst. Sie steht auf und geht zu dem Tisch, an dem Christian sitzt. «Was passiert jetzt?»
    «Was meinst du?», fragt er.
    «Du hast doch deine Aufgabe nicht erfüllt, oder?»
    Er starrt sie an.
    «Na schön», sagt sie, als er nicht reagiert. «Dann sag mir wenigstens eins: Als du deine Vision hattest, war das am Tag oder in der Nacht?»
    Eine ganze Weile blickt er ins Dunkel des hinteren Bühnenbereichs, überlegt und sieht sie dann wieder an. «In der Nacht.»
    «Du hast deine Aufgabe also geträumt?»
    «Meist ja. Außer einmal, da war ich wach.»
    Der Abschlussball. Als wir miteinander getanzt haben, da hatten wir die Vision gemeinsam.
    «Tja, Clara hat jetzt auch einen Traum», sagt Angela. Ich werfe ihr den, wie ich hoffe, wütendsten Blick zu, den ich auf Lager habe, aber sie macht sich natürlich nichts daraus. «So eine Art Traum, der vielleicht eine Vision sein könnte. Wir müssen herausfinden, was das zu bedeuten hat.»
    Christian sieht mich an, auf einmal wirkt er sehr interessiert. Ich stehe buchstäblich im Rampenlicht, also springe ich von der Bühne und gehe zu den beiden hinüber, und ich spüre, wie sein Blick mir folgt.
    «Was für eine Vision?», fragt er.
    «Es könnte auch bloß ein Traum sein», antwortet Angela an meiner Stelle. «Aber den hattest du jetzt … wie oft sagtest du, hattest du ihn schon? Zehn Mal inzwischen?»
    «Sieben Mal. Ich gehe einen Hügel rauf», erkläre ich, «durch einen Wald, aber es ist nicht wie der Hügel in meiner … in unserer Vision. Es ist ein sonniger Tag, kein Waldbrand. Jeffrey ist auch da, und aus irgendeinem Grund trägt er einen Anzug. Und auch Angela ist da – jedenfalls beim letzten Mal, als ich den Traum hatte. Und da sind auch noch ein paar andere Leute …» Ich zögere. «Und du bist da», sage ich zu Christian.
    Ich kann ihm doch

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