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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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verzweifelt, sich nicht zu übergeben. «Sie wird vermutlich Verstärkung holen. Ich weiß nicht, wie lange sie zur Hölle und zurück braucht.»
    «Lucy», murmele ich.
    Er wirft mir einen scharfen Blick zu. «Woher weißt du, wie sie heißt?»
    «Sie ist Jeffreys Freundin.»
    Auf einmal wirkt Christians Gesicht noch düsterer, wenn das überhaupt möglich ist. «Und sie weiß, wer du bist? Sie weiß, wie du heißt?»
    «Ja.»
    «Dann können wir nicht nach Hause», sagt er, als ob jetzt alles klar wäre.
    Ich kämpfe gegen eine Welle von Panik an. «Wieso nicht? Es ist doch geheiligter Boden. Sowohl dein Haus als auch meins.»
    Er schüttelt den Kopf. «Die Sache mit dem geheiligten Boden wirkt gegen Schwarzflügel, nicht gegen Triplare.» Er holt tief Luft. «Wir müssen weg», sagt er gedehnt und bedächtig, weil er weiß, dass es mich aufregen wird. «Die werden uns jagen. Die werden auch das Baby nicht aufgeben. Wir müssen weit fort von hier.»
    «Aber Angela …»
    «Angela würde wollen, dass wir Web in Sicherheit bringen», sagt er.
    Ich weiß, dass er recht hat, aber in diesem Moment habe ich ein erschreckendes Gefühl von Endgültigkeit. Wenn wir jetzt gehen, wenn ich diese Stadt nun verlasse, so denke ich, werden wir nie wieder zurückkommen. Wir werden immer auf der Flucht sein. Wir werden immer Angst haben.
    «Bitte, Clara», sagt er sanft. Wir werden uns etwas überlegen, wir schaffen das. Aber jetzt im Moment musst du mir einfach vertrauen. Ich will unbedingt, dass du in Sicherheit bist.
    Ich schlucke mühsam, und nicke. Erleichtert senkt Christian einen kurzen Moment lang den Kopf, dann greift er unter seinen Sitz und zieht einen verblichenen Straßenatlas hervor. Er öffnet ihn auf einer Seite mit einer Darstellung der gesamten Vereinigten Staaten und legt ihn auf das Armaturenbrett.
    «Mach die Augen zu und tipp mit dem Finger auf irgendeine Stelle», verlangt er. «Dahin werden wir dann fahren.»
    Ich schließe die Augen und berühre mit dem Finger die Seite.
    Ich frage mich, ob ich Tucker je wiedersehen werde.

    Wir fahren die ganze Nacht hindurch. Am nächsten Morgen halten wir an einem Rasthaus, um uns zu waschen. Dann geht Christian in ein Kaufhaus, um ein paar Kleidungsstücke, einen Babysitz und ein paar Sachen fürs Baby zu kaufen. Er überrascht mich total, als er den silberfarbenen Kasten auf der Ladefläche seines Trucks öffnet und eine Fluchtausrüstung herausholt, die aus einem Actionfilm stammen könnte: ein ganzes Bündel von Unterlagen, Geburtsurkunden, gefälschte Führerscheine, etwas, das nach einer Versicherungspolice aussieht, und den dicksten Stapel Bargeld, den ich je gesehen habe.
    «Mein Onkel», bietet er als Erklärung an. «Er konnte in die Zukunft sehen – nicht nur in seine eigene, sondern manchmal auch in die Zukunft anderer. Er hat immer wieder gesagt, ich würde mich eines Tages auf die Flucht begeben müssen.»
    Sein Onkel war ein bisschen speziell. Aber damit hatte er offensichtlich recht. Wir sind auf der Flucht.
    Ich mache für Web ein Fläschchen Säuglingsnahrung zurecht, aber er will nicht trinken. Er wirft einen genauen Blick auf mich, nun da es hell ist, und fängt an zu weinen. Heftig. Nichts, was ich tue, scheint zu helfen. Ich bin nicht seine Mutter. Wo ist meine Mutter? , höre ich ihn praktisch fragen. Meine Großmutter? Was hast du mit ihnen gemacht?
    «Du solltest dich ein bisschen ausruhen», sagt Christian, als wir wieder auf der Autobahn sind und Web, von den Vibrationen auf der Straße, endlich einschläft.
    Die Möglichkeit, dass ich mich etwas ausruhe, besteht nicht. Immer, wenn ich die Augen schließe, stehe ich wieder in dem Treppenhaus im Pink Garter und höre zu, wie jemand die Mutter meiner Freundin tötet. Ich bin in dem dunklen Raum und warte darauf, dass auch ich getötet werde. Ich sehe jemanden direkt vor mir sterben. Also öffne ich die Augen wieder, greife in meine Tasche, hole mein Handy heraus und rufe Billy zum ungefähr zehnten Mal an, seit wir aus Jackson geflohen sind.
    Sie meldet sich nicht, was alle möglichen Ängste bei mir schürt, zum Beispiel, dass Lucy irgendwie bereits in der Hölle war, eine böse Armee von Untoten mobilisiert hat und auf der Suche nach mir schon bei mir zu Hause war und dabei möglicherweise über die ahnungslose Billy gestolpert ist. Immer wieder stelle ich mir das Ganze wie eine Szene aus einem Horrorfilm vor, wobei Lucy vor dem Anrufbeantworter steht und böse lacht, wenn sie meine Stimme

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