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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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hört und mitbekommt, dass ich Billy warnen will.
    «Hi, Billy, hier ist Clara», spreche ich auf den Anrufbeantworter, wobei meine Stimme ganz zittrig wird, als ich meinen Namen nenne. «Ruf mich zurück. Es ist wichtig.»
    «Ich bin sicher, es ist alles in Ordnung mit ihr», sagt Christian, als ich aufgelegt habe. «Billy kann auf sich selbst aufpassen.»
    Ich denke an das Blut. An das Geräusch, als Olivias Körper auf dem Bühnenboden aufschlug.
    «Ist schon gut, Clara», murmelt Christian. «Wir sind in Sicherheit.»
    Ich drehe mich weg und schaue aus dem Fenster. Wir kommen an einer Hügelkette vorbei, auf der zahlreiche Windräder stehen: große weiße Windmühlen, deren Propeller herum- und immer wieder herumwirbeln und die Luft durchschneiden. Die Wolken lassen auf ihrem Weg zwischen Sonne und Erde Schatten zurück, die wie finstere Geschöpfe das Land durchstreifen.
    Werden wir je wieder wirklich sicher sein?, frage ich mich.
    Christian nimmt eine Hand vom Lenkrad und greift nach meiner Hand. Mit dem Daumen reibt er über meine Knöchel, und das soll mich trösten, so wie es mich immer getröstet hat. Es soll mich mit seiner Stärke erfüllen.
    Aber ich fühle mich unendlich schwach.

[zur Inhaltsübersicht]
    Familie spielen
    Der Ort, den mein Finger zufällig auf der Landkarte traf, ist Lincoln in Nebraska. Als wir ankommen, suchen wir uns ein Hotel. Die Dame an der Rezeption, eine freundlich wirkende Frau Ende fünfzig, lächelt uns an – offenbar hält sie uns für ein Ehepaar – und beugt sich vor, um einen Blick auf Web zu werfen.
    «Ach du meine Güte, der ist ja noch so winzig!», sagt sie. «Wie alt ist er?»
    «Neun Tage», antworte ich, auf einmal nervös, und ihr Gesichtsausdruck zeigt deutlich, dass sie findet, mit einem neun Tage alten Baby sollte ich nicht auf Reisen gehen, aber schließlich geht sie das ja nichts an.
    «Wir besuchen meine Eltern», sagt Christian, legt mir einen Arm um die Taille und zieht mich zu sich, als könne er nicht ertragen, dass wir auch nur fünfzehn Zentimeter voneinander entfernt sind. «Nicht gerade ideal, im Hotel zu übernachten, aber was sollen wir machen? Sie kommt mit meiner Mutter nicht so gut zurecht.»
    Wie mühelos er in diese Rolle schlüpft: hingebungsvoller Ehemann, unter Schlafmangel leidender Vater.
    «Glauben Sie mir, das verstehe ich nur zu gut», erklärt die Dame beinahe scheu. «Wir haben diese Reisebettchen für Babys, auf Rollen. Möchten Sie so etwas?»
    «Ja, vielen Dank. Sie retten uns das Leben», antwortet er, und ich schwöre, sie wird rot, als er sein typisches, extra hell leuchtendes Lächeln anschaltet. Er lässt mich nicht los, als wir aus dem Foyer gehen, aber als wir auf den Aufzug warten, wird sein Gesicht wieder grimmig.
    Wir stellen das Babybettchen neben das Bett, legen Web hinein, und er schläft sofort ein. Ich schätze, in dem Alter schlafen Babys viel. Ich wähle die Nummer der Pizzeria in Mountain View, weil ich hoffe, mit Jeffrey reden zu können, obwohl ich keine Ahnung habe, was ich ihm sagen soll. Wie bringt man seinem Bruder bei, dass seine Freundin ein mordlustiger schwarzgeflügelter Triplar ist und gerade geschworen hat, mich zu töten?
    «Der ist nicht da», sagt Jake, als ich nach Jeffrey frage. «Heute ist sein freier Tag.»
    «Aha. Können Sie ihm dann ausrichten, dass er mich anrufen soll?», bitte ich. Er gibt ein schwer zu deutendes Brummen von sich und legt auf.
    Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.
    Christian besteht darauf, dass ich als Erste dusche. Ich stehe unter dem heißen Sprühregen und schrubbe meine Haut, bis sie wund gerieben ist, wasche mir den letzten Rest von Olivias Blut herunter. Als ich vor dem dampfbeschlagenen Spiegel stehe und mir das Haar kämme, scheint mein eigenes Gesicht mich anzuklagen.
    Schwächling.
    Du hast nicht versucht, Anna zu retten oder die anderen davon abzuhalten, Angela zu verschleppen. Du hast es nicht einmal versucht.
    Feigling.
    So viele Stunden hast du damit verbracht, dich im Umgang mit dem Glanzschwert zu üben, weil dein Vater dir gesagt hat, dass du es brauchen wirst, aber als der Zeitpunkt dann kam, konntest du es nicht einmal zücken.
    Memme.
    Ich umklammere den Kamm so fest, dass meine Knöchel weiß werden, und schaue mir beim Kämmen nicht mehr in die Augen.
    Als ich die Tür aufmache, sitzt Christian im Schneidersitz auf dem breiten Bett und starrt auf das Bild an der Wand, die Zeichnung eines großen weißen Vogels mit langen Beinen und einer

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