Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
schlecht. «O nein. Du solltest unbedingt zum Arzt.»
«Du willst doch Ärztin werden, Clara», sagt er. «Wie wär’s, wenn du jetzt damit anfängst?»
Als die schlimmste Arbeit getan ist, fällt er in einen tiefen Schlaf, zum Teil dank des kleinen Whiskeyfläschchens aus der Hotelbar, das er geleert hat, ehe ich anfing, seine Wunde zu nähen. Unweigerlich denke ich, dass dies das Ende der Welt sein muss, dass es nur der erste Akt von etwas Entsetzlichem ist, das noch kommen wird, und ich lege mich neben ihn aufs Bett.
Ich betrachte Web, der in seinem Kinderbettchen schläft. Seine Atmung kommt mir mühsam und unregelmäßig vor, was mir Angst macht. Ich drehe mich auf den Bauch, lasse die Füße über den Bettrand hängen und beobachte, wie sich seine winzige Brust hebt und senkt. Ich habe Angst, dass sie sich plötzlich nicht mehr bewegen wird, aber das passiert nicht. Er atmet immer weiter, und schon bald schlafe auch ich völlig erschöpft ein.
Ich werde wach, als mein Handy klingelt. Einen Moment lang bin ich völlig desorientiert. Wo bin ich? Was mache ich hier? Was ist passiert? Web fängt an zu weinen, und Christian brummelt etwas, schwingt sich aus dem Bett, stöhnt und fasst sich mit der Hand an die Seite, als habe er vergessen, dass er verletzt ist. Trotzdem stolpert er weiter und nimmt Web auf den Arm.
Ich finde das Handy. Es ist Billy.
«Ach, Billy, ich hab mir ja solche Sorgen gemacht. Ist alles in Ordnung mit dir?»
«Ist alles in Ordnung mit mir ?», ruft sie. «Was ist mit dir passiert?»
Ich erzähle es ihr. Als ich fertig bin, schweigt sie eine ganze Weile. Dann sagt sie: «Das ist übel, Kleines. Überall in den Nachrichten bringen sie das vom Garter . Sie berichten, dass Anna und Angela Zerbino tot sind, Opfer von Brandstiftung.»
«Moment mal», unterbreche ich sie. «Die glauben, Angela ist tot?»
Aber dann begreife ich. Die Feuerwehrleute haben zwei Leichen im Garter gefunden: Anna und Olivia, und Olivia hat ungefähr die gleiche Größe und das gleiche Gewicht wie Angela. Schließlich sind sie Schwestern, wenn Asael die Wahrheit gesagt hat, und das glaube ich durchaus. Es ist nur eine folgerichtige Annahme. Ich frage mich, wie lange sie brauchen werden, um herauszufinden, dass sie sich geirrt haben.
«Die Kongregation berichtet außerdem davon, dass verschiedene verdächtig aussehende Gestalten gesehen wurden, die in Jackson und der Umgebung herumgelungert haben und ihre Nasen in Dinge gesteckt haben, die sie nichts angehen», fährt Billy fort. «Corbett hat sogar zwei gesehen, die ums Haus herumgeschlichen sind. Die sind ganz entschieden auf der Suche nach dir. Wo bist du?»
«In Nebraska.»
«Ach du meine Güte.»
«Wir wussten nicht, wo wir hinsollten, also haben wir den Zufall entscheiden lassen», erwidere ich und fühle mich in die Defensive gedrängt. Dies ist ganz bestimmt nicht die faszinierendste Stadt auf der Welt, aber immerhin wird hier wohl keiner nach uns suchen.
«Geht es euch auch gut?», fragt Billy. «Seid ihr unverletzt?»
Ich werfe Christian einen Blick zu. Er steht beim Fenster, hat Web auf dem Arm und redet leise murmelnd auf ihn ein. Er dreht sich um, und unsere Blicke begegnen sich.
«Wir leben», antworte ich. «Ich glaube, das ist in Anbetracht der Umstände ziemlich gut.»
«Na schön. Hör zu», sagt Billy. «Ich möchte, dass ihr zwei euch ein paar Tage lang ganz still verhaltet. Ich berufe eine Notfallsitzung der Kongregation ein, und wir werden sehen, ob wir eine Art Plan aufstellen können. Dann rufe ich dich an. Ist das in Ordnung für dich?»
«Klar. Still verhalten. Das können wir machen.»
«Ihr habt es genau richtig gemacht, aus Jackson zu verschwinden», beruhigt sie mich. «Ich will, dass ihr extrem vorsichtig seid. Ruft keinen anderen an. Das ist mein voller Ernst. Wirklich keinen. Vertraut niemandem. Ich werde mich bedeutend besser fühlen, wenn ich weiß, dass ich die Einzige bin, die euren Aufenthaltsort kennt. Ich rufe dich an, sobald wir einen Plan erarbeitet haben, ein Aktionsprogramm.»
Aktionsprogramm klingt so gut, dass ich am liebsten weinen würde.
«Passt gut auf das Baby auf, Kleines», sagt sie. «Und passt auch auf euch gut auf.» Sie seufzt schwer, dann fügt sie hinzu: «Manchmal konnte er wirklich eine richtige Nervensäge sein.»
«Wer?», frage ich.
«Walter. Er hat gesagt, dass das passieren würde. Ärgerlich, dass der Mann auch immer recht haben musste.»
Ein paar Tage lang verhalten wir uns ganz
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