Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
besten Freunde. Liebende. Wir bereisen gemeinsam die Welt. Wir bauen uns ein gemeinsames Leben auf, Minute für Minute, Stunde um Stunde, Tag für Tag. Wir ziehen Web als unser eigenes Kind groß, und wenn irgendwelche Probleme ins Haus stehen, stellen wir uns ihnen. Gemeinsam.
Wir gehören zusammen.
Er tritt zurück. Sein Blick sucht den meinen, die Goldtupfer in seinen Augen sind wie Funken, die mir eine Frage stellen.
«Ich …», setze ich an, aber ich habe keine Ahnung, wie ich antworten werde. Ich will ja sagen, aber irgendetwas hält mich davon ab.
Mein Handy klingelt.
Er seufzt. «Geh ran», sagt er. «Na los!»
Ich melde mich.
«Also hör zu, Kleines», sagt Billy, die sich gar nicht erst mit einer Begrüßung aufhält. «Es ist an der Zeit, dass ihr nach Hause kommt. Könnt ihr Freitagabend auf der Wiese sein?»
Ich sehe Christian an. Sollen wir wirklich nach Wyoming zurück? Hier sind wir in Sicherheit, keiner weiß, wo wir sind. Web ist in Sicherheit hier. Wir könnten auch bleiben.
«Klar, wieso nicht?», meint er, etwas zu lässig. «Was haben wir schon zu verlieren?»
So viel, denke ich da. Da ist immer noch so viel, das wir verlieren könnten.
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Clara lux in obscuro
Soweit ich es sehe, sind ohne Ausnahme sämtliche Mitglieder der Kongregation um das Lagerfeuer herum versammelt, als wir am Freitagabend eintreffen, und als wir in den Kreis treten, ich mit Web im Arm, werden alle ganz still.
So viele besorgte Gesichter habe ich noch nie im Leben gesehen.
«Tja», sagt Stephen nach einer Weile. Offensichtlich ist er bei der Veranstaltung des heutigen Abends der Redner. «Setzt euch doch, ihr beiden.»
Na großartig. Keine freundlichen Worte, kein schön, euch heil und in einem Stück zu sehen – es geht gleich mitten hinein in die Befragung.
Einige rücken zusammen, um uns am oberen Ende des Kreises Platz zu machen, und wir lassen uns im Gras nieder. Ich ziehe die Decke fester um Web, als könnte ihn das vor all den neugierigen Blicken schützen, die auf ihn gegerichtet sind. Er streckt ein winziges Händchen heraus, in Richtung des Feuers, seine goldfarbenen Augen spiegeln das Licht.
«Ehe wir diese Diskussion beginnen», erklärt Corbett Phibbs und tritt vor, «würden wir, in euren eigenen Worten, gern hören, was geschehen ist. So werden wir alle es besser verstehen.»
Ich lasse Christian erzählen. Ich gebe mir Mühe, mit unbewegtem Gesichtsausdruck zuzuhören, als er ohne jede Beschönigung von den Ereignissen berichtet, so wie wir es auf der Fahrt hierher besprochen haben, ohne allzu sehr in die brutalen Einzelheiten zu gehen. Christian hält es schlicht: Wir kamen ins Garter . Asael wollte Angelas Baby. Er befahl einem seiner Helfershelfer, Anna Zerbino zu töten, dann ging er fort, mit Angela, die anderen ließ er zurück, weil sie das Theater in Brand setzen sollten. Wir fanden heraus, wo Angela Web versteckt hatte, kämpften uns den Weg aus dem Gebäude frei und flohen. Das nackte Gerüst der Ereignisse.
Danach löchert uns die Kongregation mit Fragen, auf die Christian keine Antwort weiß. «Woher wusste Asael von dem Baby?» und «Woher wusste Angela vom Eintreffen der Schwarzflügel und dass sie das Baby verstecken musste?» und schließlich «Wie habt ihr sie bekämpfen können?»
«Mit einem Glanzschwert», erwidert Christian, was die Versammelten in derselben Sekunde den Atem anhalten lässt. Ich nehme an, es gehört bei ihnen nicht zum Allgemeinwissen, wie man ein Glanzschwert handhabt. «Mein Onkel hat es uns beigebracht.»
Die erste der Lügen, die wir heute Abend hier erzählen wollen.
Irgendwie ist es schon ziemlich blöd, vor der Kongregation nicht total offen und ehrlich zu sein, aber wenn Christian und ich eines immer wieder von unseren Eltern eingeimpft bekommen haben, dann die Regel, dass wir niemals erzählen sollen, dass wir Triplare sind. Niemals und niemandem. Wir wollen nicht mal durchblicken lassen, dass wir wissen, dass es so etwas wie Triplare überhaupt gibt. Deshalb hat Corbett uns auch aufgefordert, unsere Geschichte auf diese Weise zu erzählen, damit wir sie so drehen können, wie wir wollen, ohne uns oder Web zu erkennen zu geben. Nur Corbett und Billy kennen die Wahrheit.
«Also das tote Mädchen, das sie gefunden haben, ist nicht Angela», bekräftigt jemand. Ich mache die Quelle der Stimme aus: Julia. Die Stimme der abweichenden Meinung jedes Mal, wenn wir uns im vergangenen Jahr versammelt hatten. Nicht gerade ein
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