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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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deprimiere sie diese Vorstellung sehr.
    Meine Hoffnung verwandelt sich in bleierne Furcht in meiner Magengrube. «Du sagst, wir können nicht zurück. In unser altes Leben. Niemals mehr.»
    Sie lächelt mitfühlend. «Diese Entscheidung können wir euch nicht abnehmen. Doch ja, das wollte ich damit sagen. Wir stimmen alle darin überein, dass es für euch nicht sicher wäre, nach Kalifornien zurückzugehen.»
    Das war es dann also. Keine Universität mehr. Keine Träume mehr davon, Ärztin zu werden. Kein normales Leben mehr. Man erwartet von uns, dass wir ganz von vorn anfangen.
    «Ich finde, der Kleine sollte bei uns bleiben», sagt Christian. «Wir können uns gut um ihn kümmern.»
    «Aber werden die Schwarzflügel denn nicht Ausschau nach einem Paar mit Baby halten?», fragt Julia aus dem Kreis heraus.
    Ach, halt den Mund, Julia!
    «Das ist mir egal», erklärt Christian heftig. «Web bleibt bei uns.»
    Weil wir bereits eine Familie sind, denkt er. Weil wir die Verantwortung für ihn übernommen haben. Weil es das wenigste ist, was wir tun können. Für Angela.

    Danach gibt es nicht mehr viel zu sagen, und so wird die Sitzung beendet. Billy, Christian und ich schreiten durch das hohe Gras auf den Pfad zu, der zurück zum Truck führt. Der schlafende Web ruht sicher an Christians Brust in einer Babytrage, die uns jemand aus der Kongregation gegeben hat. Es ist immer Hochsommer hier, egal, zu welcher Jahreszeit, und ich will nur einen Moment lang die milde Luft, den Geruch von Gras und frischem Wasser und Sommerwildblumen genießen. Den von Wolken unbefleckten Himmel. Die über uns ziehenden Sterne.
    Mühsam schleppe ich mich vorwärts. Etwas in mir will diesen Ort nicht verlassen. Es ist, als warte ich darauf, dass noch etwas passiert.
    Ich bleibe stehen.
    «Was ist?», fragt Christian. «Was ist los?»
    Ich kann einfach nicht weitergehen. Ich weine. Die ganze Zeit, seit der Nacht, als das Garter abbrannte, seit alles zusammenbrach, war ich innerlich wie taub. Verstummt. Gelähmt. Aber jetzt heule ich ganze Sturzbäche.
    «Ach, Kleines», meint Billy, nimmt mich in die Arme und wiegt mich hin und her. «Einfach nur ruhig atmen. Das kommt alles wieder in Ordnung. Wirst schon sehen.»
    Aber das sehe ich nicht. Wie kann es in Ordnung kommen, wenn wir Angela in der Hölle lassen? Ich trete zurück und wische mir über die Augen, dann breche ich erneut in Tränen aus. Ich hatte gedacht, wir würden hier eine Lösung für unsere Probleme finden. Ich hatte gedacht, ich wäre dann endlich in der Lage, etwas an dem zu ändern, was in jener Nacht im Garter geschehen ist. Angela zu retten. Aber hier stehe ich nun und gebe auf. Gehe wieder zurück in mein Versteck. Laufe weg.
    Ich bin ein Feigling. Ein Versager. Ein Schwächling.
    «Clara», sagt Christian. «Du bist der stärkste Mensch, den ich kenne.»
    «Du musst das alles nicht allein auf dich nehmen», sagt Billy. «Ich bin für dich da, Kleines. Und Christian würde dich nie im Stich lassen. Wir sind alle im Team Clara, alle hier auf der Wiese, jeder Einzelne von uns steht im Ring in deiner Ecke, sogar Julia.» Sie zieht eine Grimasse, und ich unterdrücke ein Lachen, das als Schluchzen herauskommt. «Klar, im Moment sieht alles ziemlich düster aus. Stell uns einzeln einem Schwarzflügel gegenüber, Mann gegen Mann, und wir sind alle schwach. Wir haben Angst. Wir werden mühelos besiegt. Aber gemeinsam sind wir eine Macht, mit der man rechnen muss.»
    Ich nicke, trockne mir die Augen und versuche zu lächeln. Es ist ungerecht von mir, allzu viel von der Kongregation zu erwarten. Alle haben versucht, uns auf jede nur denkbare Weise zu helfen. Sie haben sogar angeboten, diese Woche ein paar Späher Ausschau nach Jeffrey halten zu lassen, ihn zu warnen, auch wenn ich kaum glaube, dass er auf einen von ihnen hören würde.
    «Wir müssen uns gegenseitig stützen», sagt Billy und drückt mich.
    «Danke.» Ich verlagere das Gewicht und lehne mich an sie, und sie lacht.
    «Das ist mein Mädchen. Und jetzt los. Wir wollen zusehen, dass ihr wieder auf die Straße kommt.» Sie hält weiterhin den Arm um mich gelegt, als wir zum Rand der Wiese marschieren. «Ruft mich an», sagt sie an der Stelle, an der wir Abschied von ihr nehmen sollen. «Jederzeit, Tag und Nacht. Wirklich. Ich bin immer für euch da.»
    «Wartet mal», bitte ich. Ich drehe mich zu Christian um. Ich will der Kongregation beitreten , sage ich, und ich weiß nicht, wieso es mir peinlich ist, ihm das

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