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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Svinoi.«
    »Viel zu einfach«, sagte Hegazi grinsend. Zumindest gab er sich alle Mühe, so etwas wie ein Grinsen zustande zu bringen. Ein Kunststück angesichts der vielen chimärischen Prothesen, die seine Züge verdeckten. »Komisch, wenn ich Sie nicht besser kennen würde, hätte ich fast den Eindruck, Sie wären nicht übermäßig begeistert von dem ganzen Unternehmen.«
    »Wenn er Sylveste nicht gefunden hat…«
    Hegazi hob seine eiserne Hand. »Noch hat Sajaki seinen Bericht nicht abgeliefert. Also nichts überstürzen…«
    »Sie sind also überzeugt, dass er ihn gefunden hat?«
    »Das wollte ich damit nicht sagen.«
    »Wenn ich etwas hasse«, sagte Volyova und sah ihren Kollegen eisig an, »dann ist es blinder Optimismus.«
    »Kopf hoch! Es gibt Schlimmeres.«
    Ja, das musste sie zugeben. Und gerade sie war mit ermüdender Regelmäßigkeit davon betroffen. Ihre jüngste Pechsträhne war nur insofern erstaunlich, als sie mit jedem neuen Missgeschick noch weiter eskaliert war. Inzwischen war Volyova schon so weit, dass sie die Probleme mit Nagorny als harmlose Bagatelle betrachtete und sich fast danach zurücksehnte; damals hatte ihr nur jemand nach dem Leben getrachtet. Womöglich erschien ihr irgendwann auch die derzeitige Phase in rosigem Licht – eine Überlegung, die sie nicht gerade in Entzücken versetzte.
    Der Ärger mit Nagorny war natürlich nur der Anfang gewesen. Jetzt sah sie das ganz deutlich; damals hatte sie die Geschichte isoliert betrachtet, doch in Wirklichkeit war sie nur das erste Symptom weit schlimmerer Entwicklungen gewesen, ähnlich wie die Herzrhythmusstörungen vor einem Infarkt. Sie hatte Nagorny getötet – doch damit hatte sie sich jede Möglichkeit genommen, seine psychischen Probleme zu verstehen. Dann hatte sie Khouri angeworben und die Probleme waren wiedergekommen, nicht in der gleichen Form, sondern eher als Variationen eines größeren Themas, wie der zweite Satz einer tragischen Symphonie. Khouri war nicht offenkundig verrückt – noch nicht. Aber sie war zum Katalysator für einen noch verhängnisvolleren, weniger eng begrenzten Wahn geworden. In ihrem Kopf tobten Stürme von einer Stärke, wie Volyova sie noch nie erlebt hatte. Der Vorfall mit dem Weltraumgeschütz war lediglich das letzte Glied der Kette. Volyova war nur um Haaresbreite dem Tod entronnen, und nach ihr hätte das Ding vielleicht die ganze Besatzung und einen beachtlichen Teil der Bevölkerung von Resurgam getötet.
    »Höchste Zeit, mir einige Fragen zu beantworten, Khouri«, hatte sie gesagt, bevor die anderen geweckt wurden.
    »Welche Fragen, Triumvir?«
    »Hören Sie auf, das Unschuldslamm zu spielen«, verlangte Volyova. »Dafür bin ich zu müde, und irgendwie bekomme ich die Wahrheit immer heraus, glauben Sie mir. Sie haben sich in der Krise mit dem Weltraumgeschütz verraten. Falls Sie gehofft haben, ich würde einiges davon vergessen, war das ein Fehler.«
    »Zum Beispiel was?« Sie waren in eine der von Ratten verseuchten Schiffszonen hinabgestiegen; dort war man, dachte Volyova, vor Sajakis Abhöreinrichtungen sicherer als in jeder anderen Ecke des Schiffs mit Ausnahme des Spinnenraums.
    Sie stieß Khouri so heftig gegen die Wand, dass ihr für einen Moment die Luft wegblieb. Sie wollte ihr zeigen, dass es nicht ratsam war, Volyovas Kraft zu unterschätzen und ihre Geduld übermäßig zu strapazieren. »Eines sollten Sie ganz klar sehen, Khouri. Ich habe Nagorny, Ihren Vorgänger, getötet, weil er mich verraten hat, und es ist mir gelungen, das vor der übrigen Crew geheim zu halten. Machen Sie sich keine Illusionen. Wenn Sie mir genügend Gründe liefern, verfahre ich mit Ihnen ganz genauso.«
    Khouri stieß sich von der Wand ab. Sie hatte wieder etwas Farbe bekommen. »Was wollen Sie denn nun genau wissen?«
    »Zunächst einmal, wer Sie sind. Gehen wir davon aus, dass ich Sie für einen Infiltrator halte.«
    »Wie wäre das möglich? Sie haben mich doch angeworben.«
    »Schon«, sagte Volyova. Auf diesen Einwand war sie vorbereitet. »So sollte es aussehen, natürlich… aber das war Betrug, nicht wahr? Wer immer hinter Ihnen steht, hat es geschafft, mich bei der Auswahl so zu manipulieren, dass ich glaubte, ich hätte mich für Sie entschieden… dabei hatte ich im Grunde gar nichts mitzureden.« Bei sich musste Volyova zugeben, dass sie dafür keine handfesten Beweise hatte, aber es war die einfachste Hypothese, und sie war mit allen Fakten zu vereinbaren. »Also, wollen Sie das

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