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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Projektilwaffe ihr Magazin geleert.
    Vier Greiferleinen schossen aus dem Rumpf des Spinnenraums und berührten lautlos die Spitze des Weltraumgeschützes. Am Ende der Leinen saßen Penetratoren, die sich zehn bis zwanzig Zentimeter tief in ihr Opfer hineinbohrten und dann auseinander klappten. Wenn sie erst zugebissen hatten, waren sie nicht mehr zu lösen. Die Führungsleinen glänzten im Schein der Triebwerke. Sie waren jetzt straff gespannt. Der Spinnenraum zog sich an das Geschütz heran, obwohl es seine schwerfälligen Ausweichmanöver fortsetzte.
    »Großartig«, sagte Khouri. »Ich war so weit, das Drecksding abzuschießen – was mache ich jetzt?«
    »Sie schießen, wenn Sie die Chance bekommen«, sagte Volyova. »Wenn Sie die Druckwelle nicht gerade auf mich lenken, habe ich eine Chance – der Spinnenraum ist besser gepanzert, als Sie glauben.« Sie schwieg einen Moment lang, dann rief sie: »Gut! Jetzt gehörst du mir, du mieses Stück Schrott.«
    Die Beine des Spinnenraums hatten sich um die Spitze gelegt. Das Geschütz machte offenbar keinen Versuch mehr, ihn abzuschütteln. Das mochte seine Gründe haben. Khouri stellte fest, dass Volyova mit ihrem Husarenstück nicht viel erreicht hatte. Der Spinnenraum konnte das Weltraumgeschütz sicher nicht entscheidend behindern.
    Inzwischen war der Kampf um die Kontrolle der Rumpfwaffen aufs Neue entbrannt. Gelegentlich spürte Khouri ein leichtes Nachlassen, wenn die Systeme der Mademoiselle für einen Moment ins Hintertreffen gerieten, aber diese kleinen Ausrutscher waren immer zu kurz, um zielen und schießen zu können. Wenn Sonnendieb sie unterstützte, so spürte sie nichts davon, wobei auch das womöglich nur ein Beweis für seine unglaubliche Gerissenheit war. Ohne Sonnendiebs Gegenwart hätte sie den Kampf wohl längst verloren. Hätte er die Mademoiselle nicht abgelenkt, sie hätte die zerstörerische Sprengkraft des Geschützes bereits entfesselt. Doch im Moment spielte das kaum eine Rolle. Sie hatte soeben begriffen, was Volyova tatsächlich vorhatte. Der Spinnenraum zündete jetzt alle seine Triebwerke und stemmte sich damit gegen die Bewegung des größeren, aber schwerfälligeren Weltraumgeschützes.
    Volyova zog das Geschütz zum Heck der Unendlichkeit, auf den nächstgelegenen, bläulich weiß sprühenden Antriebsstrahl des Lichtschiffes zu. Sie wollte das verdammte Ding zerstören, indem sie es in den glühend heißen Abgasstrom des Synthetiker-Triebwerks bugsierte.
    »Ilia«, sagte Khouri. »Haben Sie sich das… gut überlegt?«
    »Überlegt?« Das war unverkennbar ein leises Lachen, auch wenn es nicht ganz echt klang. »Es ist das Unüberlegteste, was ich jemals getan habe, Khouri. Aber ich sehe im Moment nicht viele Alternativen. Jedenfalls nicht, wenn Sie Ihre Rumpfwaffen nicht verdammt schnell feuerbereit kriegen.«
    »Ich… arbeite daran.«
    »Dann strengen sie sich noch etwas mehr an und stören Sie mich nicht. Mir geht gerade ziemlich viel im Kopf herum, wie Sie sich vielleicht denken können.«
    »Wahrscheinlich sieht sie ihr Leben an sich vorüberziehen.«
    »Ach, Sie schon wieder.« Khouri beachtete die Mademoiselle nicht weiter. Sie hatte inzwischen erkannt, dass ihre Kommentare nur geschickte Ablenkungsmanöver waren; sie griff damit aktiv in den Kampf ein und stand keineswegs so unbeteiligt daneben, wie sie behauptete.
    Noch knapp fünfhundert Meter, dann hätte Volyova es geschafft, das Geschütz in die Flammen zu zerren. Es sträubte sich jetzt, indem es wahllos seine Triebwerke zündete, brachte aber insgesamt nicht so viel Schubkraft auf wie der Spinnenraum. Das leuchtet ein, dachte Khouri. Als seine Erbauer den Hilfsantrieb konstruierten, der es bewegen und in Position bringen sollte, hatten sie nicht in erster Linie darauf Wert gelegt, dass es sich in einem Ringkampf behaupten konnte.
    »Khouri«, sagte Volyova, »in etwa dreißig Sekunden lasse ich das Svinoi los. Wenn ich mich nicht verrechnet habe, kann dann kein noch so starker Korrekturschub mehr verhindern, dass es in den Strahl getragen wird.«
    »Das ist doch gut so?«
    »An sich schon. Trotzdem sollte ich Sie warnen…« Volyovas Stimme schwankte stark, der Empfang war gestört. Sie kam den brodelnden Energien des Antriebsstrahls näher, als es für organische Lebewesen eigentlich ratsam war. »Mir ist eben Folgendes eingefallen: Selbst wenn es mir gelingen sollte, das Geschütz zu zerstören… könnte ein Teil der Explosionsenergie – vielleicht in Form von

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