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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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verfärbte. Er vergrößerte sich und schwoll zu einer bedrohlich grellen Kugel an. Die expandierende Plasmawelle traf das Schiff und erzeugte so heftige Erschütterungen, dass Khouri sie selbst in ihrem kardanisch aufgehängten Kampfsitz spürte. Ein Datenschwall sagte ihr – obwohl sie es gar nicht unbedingt wissen wollte –, die Explosion hätte keines der Rumpfsysteme schwer beschädigt und die kurze, intensive Hintergrundstrahlung durch den Blitz sei innerhalb tolerabler Grenzwerte geblieben. Die gravimetrischen Werte seien schlagartig auf Normal zurückgefallen.
    Die Raumzeit war angestochen, auf Quantenniveau durchstoßen worden und hatte einen winzigen Blitz Planck-Energie abgegeben. Winzig im Verhältnis zu den Energien, die normalerweise im Raumzeit-Schaum brodelten. Doch jenseits der Grenzen des Normalraums wirkte der lächerlich geringe Ausstoß, als würde im Nachbarhaus eine Atombombe gezündet. Das Loch in der Raumzeit hatte sich sofort wieder geschlossen, bevor größerer Schaden entstehen konnte. Als Spuren des Geschehens blieben nur einige Rest-Monopole zurück, schwarze Löcher mit geringer Masse und andere exotische Teilchen.
    Das Weltraumgeschütz hatte katastrophal versagt.
    »Großartig«, sagte die Mademoiselle. Es klang tief enttäuscht. »Sie können wirklich stolz auf sich sein.«
    Doch Khouri interessierte sich nur für die seltsame Leere, die durch den Waffenraum auf sie zugerast kam. Sie versuchte, sich rechtzeitig zurückzuziehen, die Verbindung zu kappen…
    Aber sie war nicht schnell genug.

Dreizehn
    Im Orbit um Resurgam, 2566
    »Sitz«, befahl Volyova, als sie die Brücke betrat.
    Diensteifrig kam ein Sessel auf sie zu geschwenkt. Sie nahm Platz und schnallte sich fest. Dann steuerte sie ihn von den ansteigenden Sitzreihen weg und umkreiste die gewaltige holografische Projektionssphäre in der Mitte des Raumes.
    Die Sphäre zeigte einen Blick auf Resurgam. Zwar glaubte man eher, den eingetrockneten Augapfel einer uralten Mumie in mehrhundertfacher Vergrößerung vor sich zu haben, aber Volyova wusste, dass es sich um mehr als nur ein genaues Abbild des Planeten handelte. Das Bild war nicht nur eine Simulation aus der Datenbank des Schiffes. Resurgam wurde in Echtzeit dargestellt; eingefangen von den Kameras am Schiffsrumpf, die in diesem Moment darauf gerichtet waren.
    Niemand hätte die Welt als schön bezeichnet. Abgesehen von den schmutzig weißen Polarkappen war sie von einem einheitlichen Totenschädelgrau, das nur von einigen rostbraunen Schorfkrusten und kläglich wenigen blaugrauen Flecken nahe des Äquators unterbrochen wurde. Die größeren Ozeane lagen zum größten Teil noch immer unter einer dicken Eisschicht, und die winzigen freien Wasserflächen mussten höchstwahrscheinlich mit Thermalenergie oder durch fein abgestimmte biotechnische Verfahren künstlich erwärmt werden, um sie vor dem Zufrieren zu bewahren. Wolken gab es nur in Form von feinen Schleiern, nicht als ausgedehnte, vielfach geschichtete Formationen, wie sie bei planetaren Wettersystemen zu erwarten gewesen wären.
    Hier und da verdichteten sie sich zwar zu undurchsichtigen weißen Ganglienknoten, aber nur in unmittelbarer Nähe der Siedlungen. Dort arbeiteten die Dampffabriken, die das Polareis zu Wasser, Sauerstoff und Wasserstoff sublimierten. Nur wenige Vegetationsflächen waren groß genug, um sie ohne Vergrößerung in einem Kilometerraster erkennen zu können, auch sonst gab es kaum Spuren menschlicher Gegenwart. Nur wenn der Planet den Kameras alle neunzig Minuten seine Nachtseite zudrehte, sah man vereinzelt und weit verstreut beleuchtete Siedlungen. Sie waren selbst mit dem Zoom kaum zu erfassen, da sie – mit Ausnahme der Hauptstadt – zum größten Teil unterirdisch angelegt waren. Oft gab es außer Antennen, Landefeldern und windschnittigen Treibhausdächern an der Oberfläche kaum etwas zu sehen. Von der Hauptstadt…
    Das war das Beunruhigende.
    »Wann öffnet sich das Fenster für das Gespräch mit Triumvir Sajaki?«, fragte sie mit einem schnellen Blick zu den anderen Besatzungsmitgliedern, die ihre Sitze in lockerer Runde unter dem aschgrauen Lichtkegel des Planetenabbilds postiert hatten.
    »In fünf Minuten«, sagte Hegazi. »Fünf qualvolle Minuten müssen wir noch warten, dann wird uns Sajaki mit den jüngsten Erkenntnissen beglücken, die er über unsere neuen Kolonistenfreunde gewonnen hat. Können Sie die Spannung noch so lange ertragen?«
    »Raten Sie doch mal,

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