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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sie: »Hast du eine Ahnung, was da unten passiert ist?«
    »Nein – und ich glaube, Sajaki hat die Wahrheit gesagt, als er von sich das Gleiche behauptete. Was immer es war, es war nicht geplant. Vielleicht ein Machtkampf innerhalb der Besatzung, der auf dem Planeten ausgetragen wurde, weil die Beteiligten an Bord keine Chance dazu erhielten.« Der Gedanke klang halbwegs einleuchtend, aber er brachte ihn nicht weiter. Selbst innerhalb von Sajakis Bezugsrahmen war zu viel Zeit vergangen und Sylveste konnte seinem sonst so unfehlbaren Blick nicht mehr vertrauen.
    Er musste sehr vorsichtig sein, bis er die dynamischen Prozesse in der derzeitigen Besatzung durchschaut hatte. Vorausgesetzt, man gönnte ihm den Luxus, sich so viel Zeit zu lassen…
    Pascale kniete neben ihrem Mann nieder. Sie hatten beide die Masken abgelegt, aber nur Pascale hatte die Schutzbrille heruntergenommen. »Wir sind in großer Gefahr, nicht wahr? Wenn Sajaki zu dem Schluss kommt, dass er dich nicht gebrauchen kann…«
    »Bringt er uns unversehrt auf den Planeten zurück.« Sylveste nahm Pascales Hände. Ringsum standen Reihen von leeren Raumanzügen wie Mumien in einem ägyptischen Grabmal. Die beiden kamen sich vor wie Plünderer. »Sajaki kann nicht ausschließen, dass ich ihm in Zukunft noch einmal nützlich werden könnte.«
    »Hoffentlich hast du Recht… du bist ein großes Risiko eingegangen.« Sie sah ihn mit einem Ausdruck an, den er nur selten bei ihr gesehen hatte. Eine stille, gelassene Warnung. »Du spielst auch mit meinem Leben.«
    »Sajaki ist nicht mein Herr, und daran musste ich ihn erinnern. Er muss wissen, dass ich ihm immer einen Schritt voraus bin, auch wenn er noch so klug wird.«
    »Aber jetzt bist du in seiner Gewalt, begreifst du das nicht? Mag sein, dass er das Sim nicht hat, aber er hat dich. In meinen Augen ist er dir damit voraus.«
    Sylveste lächelte und suchte nach einer Antwort, die zugleich wahr wäre und Sajakis Erwartungen voll und ganz erfüllte. »Aber nicht so weit, wie er glaubt.«
    Sajaki und die andere Frau kamen knapp eine Stunde später mit einem hünenhaften Chimären zurück. Sylveste wusste von seinem letzten Besuch, dass das Triumvir Hegazi sein musste, aber er hätte ihn kaum wiedererkannt. Hegazi war immer ein extremes Beispiel seiner Art gewesen – sein Cyborg-Anteil war kaum geringer als der seines Captains –, aber in der Zwischenzeit hatte er seinen menschlichen Kern noch tiefer unter technischen Ergänzungen verborgen, verschiedene prothetische Teile durch neuere oder elegantere Versionen ersetzt und sich ein neues entoptisches Gefolge zugelegt. Die meisten der Figuren interagierten mit seinen Körperteilen, so dass bei jeder Bewegung ein Wasserfall von Geistergliedmaßen in allen Regenbogenfarben in der Luft hing, der erst nach einer Sekunde verblasste. Sajaki trug an Bord schlichte schmucklose Kleidung ohne Rangabzeichen, die seinen zierlichen Körperbau betonte. Aber Sylveste ließ sich nicht verleiten, den Mann zu unterschätzen, nur weil er schmächtig war und nicht mit sichtbaren Waffenprothesen prahlte. Unter seiner Haut summten ohne Zweifel genügend Maschinen, die ihm die Kraft und die Schnelligkeit eines Übermenschen verliehen. Sylveste wusste, dass er mindestens ebenso gefährlich war wie Hegazi und sehr viel schneller.
    »Ich will nicht behaupten, es wäre mir ein Vergnügen«, wandte sich Sylveste an Hegazi. »Aber ich gestehe, dass mich ein leichter Schauer der Verwunderung überläuft, wenn ich sehe, dass Sie unter dem Gewicht Ihrer Prothesen noch immer nicht implodiert sind, Triumvir.«
    »Ich empfehle Ihnen, das als Kompliment aufzufassen«, sagte Sajaki zu seinem Kollegen. »Mehr als das können sie von Sylveste nicht erwarten.«
    Hegazi strich sich den Schnurrbart, den er trotz der ausufernden Schädelprothesen nach wie vor liebevoll pflegte.
    »Mal sehen, ob er immer noch zum Scherzen aufgelegt ist, wenn Sie ihm erst den Captain gezeigt haben, Sajaki-san. Wetten, dass ihm der Anblick das Lächeln aus dem Gesicht wischt?«
    »Ohne Zweifel«, erwiderte Sajaki. »Und da wir gerade von Gesichtern reden, Dan, könnten Sie uns nicht etwas mehr von dem Ihren zeigen?« Sajaki tastete nach dem Griff der Waffe, die er in einem Halfter an der Hüfte trug.
    »Gerne«, sagte Sylveste, nahm sich die Schutzbrille ab und ließ sie klirrend zu Boden fallen. Dabei beobachtete er den Ausdruck – soweit vorhanden – auf den Gesichtern seiner Entführer, die jetzt zum ersten Mal sahen,

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