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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sie die Frequenz erhöhen oder verringern sollte oder verlangte nach zusätzlichen Strukturen. Der Vorgang war nach wenigen Minuten abgeschlossen, nun konnte Calvin alle servo-mechanischen Geräte der Krankenstation bedienen. Ein ganzes Bündel von Metallarmen senkte sich wie ein Medusenhaupt kopfüber von der Decke.
    »Niemand kann sich vorstellen, was das für ein Gefühl ist«, schwärmte Calvin. »Zum ersten Mal seit Jahren kann ich auf das physische Universum einwirken – die letzte derartige Gelegenheit war die Reparatur deiner Augen.« Während er sprach, begannen die funkelnden Gelenkarme zu tanzen. All die scharfen Skalpelle, Laser, Krallen, Molekular-Manipulatoren und Sensoren durchschnitten die Luft wie silbrige Blitze.
    »Sehr eindrucksvoll«, sagte Sylveste. Er spürte den Luftzug im Gesicht. »Sei bloß vorsichtig.«
    »In einem Tag könnte ich dir neue Augen machen«, sagte Calvin. »Sie wären besser als je zuvor. Ich könnte sie so machen, dass sie aussehen wie Menschenaugen – verdammt; mit dem, was hier an Geräten zur Verfügung steht, könnte ich dir ohne weiteres auch biologische Augen implantieren.«
    »Ich will aber meine alten Augen behalten«, wehrte Sylveste ab. »Sie sind im Moment meine einzige Waffe gegen Sajaki. Es genügt, wenn du Falkenders Pfusch reparierst.«
    »Ach ja – das hatte ich vergessen.« Calvin hatte sich bisher kaum bewegt, jetzt zog er eine Augenbraue hoch. »Bist du sicher, dass das ein kluger Plan ist?«
    »So lange du aufpasst, wo du herumstocherst.«
    Alicia Keller-Sylveste war Sylvestes letzte Frau vor Pascale gewesen. Sie hatten irgendwann in den langen Jahren der Planung und Vorbereitung der Resurgam-Expedition auf Yellowstone geheiratet. Bei der Gründung von Cuvier und zu Anfang der Ausgrabungen hatten sie harmonisch zusammengearbeitet. Sie war eine hochintelligente Frau, zu brillant vielleicht, um sich in seinem Dunstkreis wohl zu fühlen. Auf Unabhängigkeit bedacht, war sie zu Beginn des dritten Jahrzehnts nach der Ankunft auf Resurgam beruflich und persönlich zunehmend auf Abstand gegangen. Sie war nicht als Einzige der Überzeugung, man habe über die Amarantin genug erfahren; jetzt könne man die Expedition – eine feste Kolonie war nie geplant gewesen – beenden und ins Epsilon Eridani-System zurückkehren. Wenn man in dreißig Jahren nichts Weltbewegendes gefunden habe, sei schließlich nicht gewährleistet, dass die nächsten dreißig oder auch hundert Jahre überwältigendere Erkenntnisse brächten. Alicia und ihre Anhänger hielten ein eingehenderes Studium der Amarantin nicht für angebracht; das Ereignis sei ein Unglück ohne greifbare kosmische Auswirkungen gewesen. Eine Ansicht, die durchaus einleuchtete. Immerhin waren die Amarantin nicht die erste ausgestorbene Kultur, die der Menschheit bekannt war. In den sich ständig weitenden Räumen des erforschten Alls mochten noch andere Spezies mit einer reichen Ausbeute an archäologischen Schätzen auf ihre Entdeckung warten. Alicias Partei wollte, dass Resurgam aufgegeben würde, die besten Köpfe der Kolonie nach Yellowstone zurückkehrten und sich neuen Forschungsprojekten widmeten.
    Sylvestes Partei war natürlich aufs Schärfste dagegen. Alicia und Sylveste hatten sich auseinander gelebt, sich jedoch selbst in Zeiten tiefster Feindschaft einen kühlen Respekt für ihre gegenseitigen Fähigkeiten bewahrt. Die Liebe mochte verwelkt sein, aber eine distanzierte Bewunderung blieb.
    Dann kam die Meuterei. Alicia und ihre Anhänger taten genau das, womit sie immer gedroht hatten: sie verließen Resurgam. Als sich der Rest der Kolonie nicht von ihren Anschauungen überzeugen ließ, hatten sie die Lorean aus ihrer Parkbahn gestohlen. Die Meuterei war unblutig verlaufen, aber mit der Entführung des Schiffes hatte Alicias Partei der Kolonie indirekt doch sehr geschadet. Die Lorean hatte alle Schiffe und Shuttles für den interplanetaren Verkehr an Bord gehabt. Nun saßen die Kolonisten auf Resurgam fest. Bis zu Remilliods Ankunft Jahrzehnte später hatten sie keine Möglichkeit, ihre Nachrichtensatelliten zu reparieren oder zu modernisieren. Nach Alicias Abreise herrschte ein schmerzlicher Mangel an Servomaten, Replikatoren aller Art und Implantaten.
    Dennoch hatte Sylvestes Partei offenbar den besseren Teil erwählt.
    Alicias Geisterbild erschien auf der Brücke. »Logbuch«, sagte sie. »Fünfundzwanzig Tage nach Abflug von Resurgam. Wir haben – gegen meinen Einspruch – entschieden, vor

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