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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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von wenigen Millionen Jahren davon erfahren. Und die Galaxis ist zufällig ein paar Tausend Mal älter. Zugegeben, mehrere Sternengenerationen mussten entstehen und sterben, bevor endlich genügend schwere Elemente vorhanden waren, um Leben zu ermöglichen, aber selbst wenn in jeder Jahrmillion nur eine Maschinen bauende Zivilisation entstanden wäre, hätte sie Tausende von Möglichkeiten gehabt, die gesamte Galaxis zu beherrschen.«
    »Darauf gibt es seit jeher nur zwei Antworten«, sagte Pascale. »Erstens: Die Aliens sind unter uns, und wir haben sie nur nie bemerkt. Das mag vor Jahrhunderten noch denkbar gewesen sein, heute nimmt diese Theorie niemand mehr ernst, nicht mehr, seit jeder Quadratzentimeter jedes Asteroidengürtels in etwa hundert Systemen kartografisch erfasst wurde.«
    »Dann haben sie vielleicht niemals existiert?«
    Pascale nickte Khouri zu. »Diese Ansicht konnte man vertreten, so lange man nicht viel über die Galaxis wusste. Doch jetzt sieht es sogar so aus, als sei sie, wenigstens in ihren Grundzügen, besonders lebensfreundlich. Was Volyova eben erwähnte – die richtigen Sonnentypen und die richtigen Planeten an den richtigen Stellen. Und die biologischen Modelle verlangten immer noch eine größere Häufigkeit bis hinauf zu intelligenten Kulturen.«
    »Dann waren eben die Modelle falsch«, sagte Khouri.
    »Auch das trifft wahrscheinlich nicht zu.« Volyova schaltete sich wieder ein. »Sobald wir ins All gingen, sobald wir das Erste System verlassen hatten, stießen wir überall auf erloschene Kulturen. Keine hatte sich länger als bis vor etwa einer Million Jahre gehalten, und einige waren schon sehr viel früher untergegangen. Aber eines bewiesen sie alle. Die Galaxis ist früher einmal sehr viel fruchtbarer gewesen. Warum also heute nicht mehr? Warum waren wir plötzlich so einsam?«
    »Der Krieg«, sagte Khouri und alle schwiegen. Erst nach einer Weile begann Volyova zu sprechen, leise und mit einer Scheu, als rühre sie an etwas Heiliges.
    »Ja«, sagte sie. »Der Morgenkrieg – so wurde er doch genannt, oder?«
    »Soweit ich mich erinnere.«
    »Wann war das?«, fragte Pascale, und Volyova hatte plötzlich Mitleid mit ihr. Sie stand zwischen zwei Menschen, die einen kurzen Blick auf eine unglaubliche Erkenntnis geworfen hatten und nun weniger daran interessiert waren, das Ganze kurz zu umreißen, als sich gegenseitig auszuforschen und in ihren Zweifeln und Missverständnissen zu bestätigen. Während Pascale von alledem noch überhaupt keine Ahnung hatte.
    »Es war vor einer Milliarde Jahre«, begann Khouri, und Volyova ließ sie zunächst weitersprechen, ohne sie zu unterbrechen. »Der Krieg hatte alle Kulturen verschlungen und sie auch wieder ausgespuckt, aber in ganz anderer Form als vorher. Wir können wohl nicht wirklich begreifen, worum der Kampf ging oder wer, beziehungsweise was, ihn überlebte – wir wissen nur, dass es sich eher um Maschinen als um Lebewesen handelte. Sie standen so hoch über allem, was wir uns vorstellen können, wie unsere Maschinen über den Werkzeugen der Steinzeit. Aber sie hatten einen Namen – oder man gab ihnen einen –, so genau weiß ich das nicht mehr. Ich erinnere mich nur an den Namen selbst.«
    »Die Unterdrücker«, sagte Volyova.
    Khouri nickte. »Sehr treffend.«
    »Warum?«
    »Es geht darum, was sie hinterher taten«, erklärte Khouri. »Nicht während des Krieges, sondern danach. Sie hatten sich sozusagen ein Glaubensbekenntnis gegeben, eine eiserne Regel. Intelligente, organische Lebewesen waren für den Morgenkrieg verantwortlich. Sie selbst waren anders, vielleicht post-intelligent. Jedenfalls wurde ihnen dadurch vieles erleichtert.«
    »Nämlich?«
    »Die Unterdrückung. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie unterdrückten den Aufstieg intelligenter Spezies in der Galaxis, um zu verhindern, dass sich etwas Ähnliches wie der Morgenkrieg jemals wiederholte.«
    Wieder nahm Volyova den Faden auf. »Es ging nicht nur darum, alle bestehenden Zivilisationen auszulöschen, die den Krieg womöglich überlebt hatten. Sie nahmen sich auch vor, die Bedingungen zu beseitigen, unter denen neues intelligentes Leben entstehen konnte. Sie machten sich nicht an den Sonnen zu schaffen – das wäre ein zu gravierender Eingriff gewesen, der gegen ihre eigenen Grundsätze verstoßen hätte –, sie gaben sich mit weniger zufrieden. Sie brauchten die Entwicklung keines einzigen Sternes zu beeinflussen, außer in extremen Fällen – wenn sie zum Beispiel

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