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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Kometenbahnen veränderten, um die Planeten dem Trümmerregen länger auszusetzen als gewöhnlich. Das Leben auf den betroffenen Welten hätte wahrscheinlich Nischen gefunden, in denen es überdauern konnte – tief unter der Erde oder im Umkreis von Thermalquellen –, aber es konnten sich unter den Bedingungen keine hochkomplexen Lebensformen herausbilden. Jedenfalls keine Formen, die für die Unterdrückung eine Bedrohung dargestellt hätten.«
    »Du sagst, das war vor einer Milliarde Jahren«, wandte Pascale ein. »Und doch haben wir seither einen weiten Weg zurückgelegt – vom Einzeller bis zum Homo sapiens. Soll das heißen, wir sind durch die Maschen geschlüpft?«
    »Genau das«, sagte Volyova. »Weil das Netz nämlich zerfiel.«
    Khouri nickte. »Die Unterdrücker überzogen die Galaxis mit Maschinen, die Leben entdecken sollten, sobald es auftrat, um es dann zu unterdrücken. Lange Zeit schien alles nach Plan zu laufen – aus diesem Grund wimmelt die Galaxis heute eben nicht von Leben, obwohl die Bedingungen dafür günstig wären.« Sie schüttelte den Kopf. »Das klingt jetzt so, als wüsste ich tatsächlich Bescheid.«
    »Vielleicht stimmt das ja auch«, sagte Pascale. »Jedenfalls möchte ich hören, was du zu sagen hast. Und zwar alles.«
    »Schon gut, schon gut.« Khouri rutschte sicher aus dem gleichen Grund auf ihrer Beschleunigungsliege hin und her, aus dem Volyova das schon seit einer Stunde tat: sie suchte eine Stellung, in der ihre bereits entstandenen Blutergüsse keinem weiteren Druck ausgesetzt waren. »Die Maschinen funktionierten mehrere Hundert Millionen Jahre lang«, sagte sie. »Dann traten die ersten Pannen auf. Sie arbeiteten nicht mehr so zuverlässig, wie sie es hätten tun sollen. Intelligente Spezies, die früher schon im Ansatz unterdrückt worden wären, konnten sich entwickeln.«
    Pascales Gesichtsausdruck bewies, dass sie soeben eine Verbindung hergestellt hatte. »Zum Beispiel die Amarantin…«
    »Zum Beispiel die Amarantin«, bestätigte Volyova. »Sie waren nicht die einzige Kultur, die durch die Maschen schlüpfte, aber sie befanden sich zufällig nicht allzu weit von uns entfernt, und deshalb wurden wir von ihrem Schicksal so – stark berührt. Vielleicht wollten die Unterdrücker Resurgam mit irgendeinem Mechanismus genau beobachten, aber entweder hat dieser Mechanismus nie existiert, oder er stellte den Betrieb ein, bevor sich die Amarantin zur Intelligenz emporgearbeitet hatten. Sie errichteten also eine Zivilisation, von der sich sogar eine raumfahrende Subspezies abspalten konnte – und die Unterdrücker bemerkten es nicht.«
    »Sonnendieb.«
    »Richtig. Er führte die Verbannten ins Weltall – und veränderte sie biologisch und geistig-seelisch so weit, dass sie mit den zu Hause gebliebenen Amarantin bis auf Herkunft und Sprache kaum noch etwas gemeinsam hatten. Und natürlich erkundeten sie ihre Umgebung, zuerst ihr Sonnensystem und später auch seine Peripherie.«
    »Und dort…« – Pascale nickte dem Bild von Hades und Cerberus zu – »…fanden sie dies. Das wolltest du doch sagen?« Khouri nickte und übernahm den Rest der Geschichte. Es gab nicht mehr viel zu erzählen.
 
    Sylveste stürzte immer weiter und registrierte nur am Rande, wie die Zeit verging. Endlich hatte er mehr als zweihundert Kilometer Schacht über sich; unter seinen Füßen lagen nur noch wenige Kilometer. Dort sah er blinkende Lichter, angeordnet wie Sternbilder, und stellte sich plötzlich vor, er sei viel tiefer gestürzt, als es eigentlich möglich war, die Lichter seien tatsächlich Sterne, und er stehe im Begriff, Cerberus auf der gegenüberliegenden Seite zu verlassen. Doch von dieser Illusion verabschiedete er sich gleich wieder. Die Anordnung der Lichter war ein klein wenig zu regelmäßig, zu gezielt, verriet allzu deutlich die Hand einer planenden Intelligenz.
    Er fiel aus dem Schacht ins Leere wie schon einmal aus dem Brückenkopf. Wieder durchquerte er unermessliche Weiten, doch dieser Raum erschien ihm noch viel größer als der unmittelbar unter der Kruste. Hier wuchsen keine knorrigen Baumstämme aus dem Kristallboden, um die Decke über seinem Kopf zu stützen, und er bezweifelte, dass hinter dem Horizont solche Stämme zu sehen wären. Immerhin hatte er einen Boden unter sich, und die Decke brauchte wohl keine Stützen, sie umschloss eine Welt im Innern einer Welt und wurde groteskerweise nur vom Gegengewicht ihrer eigenen Schwerkraft oder von einer anderen Kraft

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