Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Sichtkontakt noch möglich war, von Resurgam zu entfernen. Die Individuen mit den fortgeschritteneren Psychosen schwärmten noch weiter aus und fanden schließlich Hades und den seltsamen Planeten in seiner Umlaufbahn. Inzwischen waren die Verbannten bereits durch die gleichen philosophischen Reifen gesprungen, die Volyova und Pascale soeben kurz angedeutet hatten. Auch sie waren zu dem Schluss gekommen, dass die Galaxis nach ihren Forschungen eigentlich dichter bevölkert sein müsste, als sie es tatsächlich war, und dass die Ergebnisse infolgedessen wohl nicht stimmten. Sie hatten das gesamte elektromagnetische, gravitationelle und Neutrino-Spektrum nach Stimmen fremder Kulturen oder Schicksalsgenossen abgesucht, aber nichts gefunden. Einige besonders Abenteuerlustige – oder Geistesgestörte, das war eine Frage des Standpunkts – hatten ihre Suche sogar außerhalb des Systems fortgesetzt, konnten aber nicht von größeren Entdeckungen berichten: sie fanden hier und dort ein paar rätselhafte Ruinen und auf einigen Wasserplaneten seltsame Schleimwesen, die erste Anzeichen differenzierterer Organisationsformen aufwiesen und den Eindruck vermittelten, als hätte jemand sie dort ausgesetzt.
    Doch das verlor alles an Bedeutung, als sie den Hades-Satelliten fanden.
    Es handelte sich ohne jeden Zweifel um einen künstlichen Himmelskörper, der vor unzähligen Jahrmillionen von einer anderen Zivilisation hierher gebracht worden war. Er schien aktiv dazu aufzufordern, seine Geheimnisse zu ergründen. Also begannen sie ihn zu erforschen.
    Und damit begannen die Probleme.
 
    »Sie hatten eine Anlage der Unterdrücker gefunden«, sagte Pascale. »Das willst du doch damit sagen?«
    »Die Anlage hatte schon seit Jahrmillionen dort gewartet«, sagte Khouri. »In dieser Zeit hatten sich die Amarantin aus einer Spezies, die wir als Dinosaurier oder Vögel bezeichnen würden, Schritt für Schritt zu intelligenten Lebewesen entwickelt; sie hatten gelernt, Werkzeuge zu gebrauchen; sie hatten das Feuer entdeckt…«
    »Und die Anlage wartet«, wiederholte Volyova. Hinter ihr pulsierte das taktische Display schon seit einigen Minuten in grellem Rot. Das Shuttle befand sich jetzt innerhalb der nominellen Maximalreichweite der Strahlenwaffen des Lichtschiffes. Ein Treffer auf diese Distanz wäre schwierig, aber nicht unmöglich, und es wäre kein schneller Tod. »Sie wartet also darauf«, fuhr sie fort, »dass etwas in ihre Nähe kommt, das Intelligenz erkennen lässt – wobei sie in diesem Fall nicht blind zuschlägt und die Besucher auch nicht zerstört. Denn damit wäre das Ziel verfehlt. Sie fordert sie vielmehr auf, den Planeten zu betreten, und nützt die Gelegenheit, um möglichst viel über sie in Erfahrung zu bringen. Sie möchte wissen, woher sie kommen. Auf welchem technischen Stand sie sind, wie sie denken, wie sie kooperieren und kommunizieren.«
    »Sie sammelt also Informationen.«
    »Richtig.« Volyovas Stimme klagte wie eine Kirchenglocke. »Sie ist sehr geduldig. Aber früher oder später kommt der Moment, da ist sie mit ihrer Ausbeute zufrieden. Und dann – erst dann – handelt sie.«
    Jetzt wussten alle drei, wo sie standen. »Deshalb starben die Amarantin aus«, staunte Pascale. »Die Anlage hat sich an ihrer Sonne zu schaffen gemacht und so etwas wie einen koronalen Materieausstoß ausgelöst; gerade so massiv, dass alles Leben auf Resurgam vernichtet und der Planet über Hunderttausende von Jahren mit Kometeneinschlägen bombardiert wurde.«
    »Im Allgemeinen griffen die Unterdrücker nicht zu so drastischen Mitteln«, ergänzte Volyova. »Aber in diesem Fall war es für alles andere viel zu spät. Und natürlich genügte auch diese Katastrophe nicht; die Verbannten hatten bereits den Sprung ins All gewagt. Nun hieß es, sie notfalls auf eine Entfernung von zehn oder zwanzig Lichtjahren zu verfolgen und zur Strecke zu bringen.«
    Wieder meldeten die Rumpfsensoren die Erfassung durch einen Radarstrahl. Ein zweites Signal ließ nicht lange auf sich warten; der Verfolger schoss sich allmählich ein.
    »Zu diesem Zweck alarmierte die Anlage um Hades vermutlich weitere im All verteilte Unterdrücker-Anlagen«, erklärte Khouri und bemühte sich, die automatischen Warnungen vor einer drohenden Katastrophe zu überhören. »Sie übermittelte ihnen alle gesammelten Informationen und bat sie, nach den Verbannten Ausschau zu halten.«
    »Und das bedeutete bestimmt nicht nur, herumzusitzen und zu warten, bis sie

Weitere Kostenlose Bücher