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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Dinger?«
    »Ja.«
    In der Halle standen vierzig Geschütze, doch keins davon sah aus wie das andere. Nur in der Gesamtkonstruktion zeigte sich eine gewisse Verwandtschaft. Jedes Geschütz war von einem grünlich-bronzefarbenen Metallgehäuse umgeben und so groß wie ein mittleres Raumschiff, ließ aber nicht erkennen, dass es als solches diente. Die Rümpfe hatten weder Fenster noch Luken, es gab weder Hoheitszeichen noch irgendwelche Kommunikationssysteme. Manche waren mit Verniertriebwerken ausgerüstet, aber die dienten ähnlich wie ein Schlachtschiff nur dazu, die Kanonen in Position zu bringen und auszurichten.
    Denn im Grunde waren die Weltraumgeschütze nichts anderes als große Kanonen.
    »Höllenklasse«, sagte Volyova. »So wurden sie von ihren Erbauern genannt. Natürlich liegt das ein paar Jahrhunderte zurück.«
    Volyova sah, wie ihr neuer Waffenoffizier das nächste Geschütz, einen Koloss von gigantischen Ausmaßen, anerkennend betrachtete. Es hing senkrecht, die Längsachse parallel zur Schubachse des Schiffes ausgerichtet, vor ihnen wie ein Paradeschwert von der Zimmerdecke eines Kriegsbarons. Einer von Volyovas Vorgängern hatte alle Waffen in diesem Raum mit Gerüsten umgeben lassen, an denen verschiedene Kontroll-, Überwachungs- und Steuerungssysteme angebracht waren. Die Systeme standen auf Schienen – ein dreidimensionales Netz aus Geleisen und Weichen durchzog die Halle –, die weiter unten zusammenliefen und in einen sehr viel kleineren Raum eine Etage tiefer führten, der nur für ein Geschütz Platz bot. Von dort konnte die Weltraumwaffe durch die Hülle nach draußen ins All gebracht werden.
    »Wer waren denn diese Erbauer?«, fragte Khouri.
    »Das wissen wir nicht genau. Vielleicht eine der furchterregenderen Synthetikergruppen. Wir wissen nur, wo die Waffen gefunden wurden. Sie waren in einem Asteroiden um einen braunen Zwerg versteckt, der nicht einmal einen Namen hat, sondern nur eine Nummer.«
    »Sie waren dabei?«
    »Nein; das war lange vor meiner Zeit. Ich habe die Geschütze vom letzten Waffenmeister übernommen – und der hatte sie von seinem Vorgänger. Seither beschäftige ich mich damit. Bei einunddreißig von den vierzig ist es mir gelungen, auf die Kontrollsysteme zuzugreifen, und ich habe etwa achtzig Prozent der erforderlichen Aktivierungscodes herausgefunden. Aber getestet habe ich bisher nur siebzehn Systeme, und davon nur zwei in einer Gefechtssituation, wenn man so will.«
    »Das heißt, Sie haben sie tatsächlich eingesetzt?«
    »Es war nicht so, dass ich mich danach gedrängt hätte.«
    Wozu sollte sie Khouri mit einer eingehenden Schilderung vergangener Gräuel belasten, dachte sie – das hatte keine Eile. Mit der Zeit würde Khouri mit den Geschützen ebenso vertraut sein wie Volyova – vielleicht sogar noch besser, denn Khouri konnte vom Leitstand aus über ihr Neural-Interface direkt mit ihnen in Kontakt treten.
    »Wozu sind sie fähig?«
    »Einige können mühelos ganze Planeten in Stücke reißen. Bei anderen… wage ich keine Vermutungen anzustellen. Aber es würde mich nicht überraschen, wenn sie einen Stern ziemlich übel zurichten könnten. Wer allerdings ein Interesse daran haben sollte, solche Waffen einzusetzen…« Sie verstummte.
    »Gegen wen haben Sie sie denn eingesetzt?«
    »Gegen Feinde natürlich.«
    Khouri sah sie sekundenlang schweigend an.
    »Ich weiß nicht, ob ich entsetzt sein soll, dass solche Waffen existieren… oder erleichtert, dass zumindest wir den Finger am Abzug haben und niemand anderer.«
    »Seien Sie erleichtert«, sagte Volyova. »Es ist besser so.«
 
    Sylveste und Pascale kehrten zum Turm zurück und schwebten darüber. Die geflügelte Amarantin-Gestalt stand noch genauso da wie zuvor, doch nun schien sie mit herrischer Gleichgültigkeit über die Stadt zu blicken. Die Vorstellung, hier habe tatsächlich ein neuer Gott Einzug gehalten, war verführerisch – was sonst hätte zum Bau eines solchen Denkmals anregen können, wenn nicht die Scheu vor dem Göttlichen? Aber der Begleittext auf der Turmwand ließ sich sehr schwierig entziffern. »Hier ist ein Hinweis auf den Vogelmacher«, sagte Sylveste.
    »Damit steigen die Chancen, dass der Turm etwas mit dem Mythos von den Brennenden Schwingen zu tun hatte, auch wenn der geflügelte Gott eindeutig nicht den Vogelmacher darstellt.«
    »Richtig«, sagte Pascale. »Hier steht das Schriftzeichen für Feuer und daneben das für Schwingen.«
    »Was siehst du noch?«
    Pascale

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