Unerhört reich, verboten sexy (Baccara) (German Edition)
sich nicht so vom Schmerz verschlingen lassen durfte und dass die Welt nicht nur aus kaltherzigen, harten Menschen bestand.
Vielleicht waren sie füreinander eine zweite Chance.
Sorgsam platzierte sie die Origamifigur auf dem Tisch und betrachtete kritisch ihre Arbeit. Die scharfen Kanten und komplizierten Faltungen zeigten Madison Park, Nummer eins, in Miniatur. Chases Wohnung.
Was er wohl gerade tat? Sich in einer Bar betrinken? Oder grübelte er einsam in der Hotelsuite vor sich hin, wälzte ein „Was wäre gewesen, wenn“ nach dem anderen, an denen er ohnehin nichts mehr ändern konnte? Gab er sich die Schuld? Gab es noch irgendwelche Medikamente und Behandlungen, die er hätte besorgen können? Oder quälte er sich mit der Schuld des Überlebenden?
Er sollte jetzt nicht allein sein. Vanessa sprang auf und griff nach dem Telefon. Während sie dem Klingelton am anderen Ende lauschte, schnippte sie einen Daumennagel ungeduldig gegen die Vorderzähne.
„Stella? Ich brauche deine Hilfe.“
Eine halbe Stunde später fuhr sie im Fahrstuhl hoch zu Chases Hotelzimmer und betrachtete im glänzenden Spiegel ihre entschlossenen Gesichtszüge und ernsten Augen. Gerade noch nahm sie ihre unordentlichen Haare und den fehlenden Lippenstift wahr. In ihrer Handtasche fand sich ein alter Lippenstift mit Erdbeergeschmack, den sie eilig auflegte, dann öffneten sich bereits die Fahrstuhltüren ins oberste Stockwerk.
Unschlüssig band sie die Haare zunächst zu einem Pferdeschwanz zusammen, löste sie dann jedoch wieder. Sie zuckte mit den Schultern und ging den langen Flur entlang auf die beeindruckende Tür mit zwei Schlössern zu, die jedem den Zutritt versperrte.
Wie Chase, dachte sie. Ihr Herz pochte, und sie knabberte verunsichert an einem Fingernagel.
Verdammt! Sie steckte die Hand in die Manteltasche und atmete tief durch.
Jetzt ging es um alles oder nichts.
Sie klopfte an die Tür.
11. KAPITEL
Chase hatte bereits die Hälfte des im Hotelzimmer verfügbaren Alkohols getrunken und hockte zusammengesunken auf dem Ledersofa, starrte auf den großen Fernseher, in dem gerade die Nachrichten liefen.
Wieder vibrierte sein Handy, zum vierten Mal innerhalb von zehn Minuten, und wieder ignorierte er es. Sein Herz hatte ein riesiges Loch, das auch noch so viel Alkohol und Selbstgeißelung nicht stopfen konnten. Ja, er hatte sich auf den Moment vorbereitet, hatte ihn im Kopf immer wieder durchgespielt und wusste viel zu viel über die Krankheit und über das, was man zu erwarten hatte, wenn Sams Zeit schließlich und unausweichlich käme.
Und doch war er jämmerlich unvorbereitet gewesen, als die Zeit gekommen war. Himmel, Mitch hatte sich besser im Griff gehabt als er. Hatte ihn sogar ermutigt, nach der Beerdigung nach New York zurückzugehen.
Lenk dich ab, arbeite.
All das Schreckliche, was er schon erlebt hatte, konnte damit nicht mithalten.
Welch Ironie! Ein kleiner Junge hatte ihm bewusst gemacht, wie hohl sein Leben geworden war. Er hatte jegliche Verbindung zum realen Leben verloren, bewegte sich nur noch in der Parallelwelt seines Reichtums.
Doch dank Sam hatte er sich verändert. Durch die Suche nach dem Manuskript hatte er Vanessa getroffen, und plötzlich standen ihm so viele Möglichkeiten offen. Sie und ihre kleine, genügsame Familie hatten ihm gezeigt, was wirklich wichtig war.
Vanessa. Rote Haare, grüne Augen und ein verführerischer Mund, der seine ganze Welt dominierte.
Von ihr fortzugehen hatte alles an Kontrolle von ihm gefordert, was er nur aufbringen konnte, alle verbliebene Kraft. Aber er hatte es tun müssen.
Ihre Traurigkeit zu sehen, ihr unendliches Mitgefühl für ihn hätte ihn beinahe zerbrochen. Mit Entsetzen hatte er das Brennen von Tränen gespürt.
Er weinte niemals in der Öffentlichkeit. Und ausgerechnet vor ihr zusammenzubrechen, kam gar nicht infrage. Das musste sie nicht sehen. Wenn er sich nicht zusammennehmen konnte, nutzte er niemandem.
Tief in Gedanken versunken, nahm er das Klopfen an der Tür erst wahr, als es schon ein lautes Pochen war. Durch zusammengebissene Zähne murmelte er leise Flüche vor sich hin, bis er endlich etwas nicht Beleidigendes sagen konnte.
„Gehen Sie weg!“
Das Klopfen hörte auf.
„Chase, ich bin’s. Vanessa. Mach die Tür auf.“
Er stöhnte und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Seit Tagen hatte er sich nicht rasiert, und er hatte dringend eine Dusche nötig. Doch seltsamerweise kümmerte ihn das nicht.
„Chase.“ Sie
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