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Unfassbar für uns alle

Unfassbar für uns alle

Titel: Unfassbar für uns alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst (-ky) Bosetzky
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tschechische Waffe.»
    «Gibt es denn Hinweise darauf, daß Luise Tschupsch in irgendeiner Weise in dubiose Geschäfte verwickelt war...?»
    «Ja. Stichwort: Ikone. Auch da sind wir sehr an Hinweisen interessiert.»
    Uwe Madel wurde noch ein wenig spöttischer. «Luise Tschupsch, Opfer eines sozusagen alltäglichen Täters oder einer mysteriösen Mafia aus den Weiten Rußlands?»

8. Szene
Polizeipräsidium
    Es war alles ziemlich stressig heute. Der ganze Wirbel im Mordfall Tschupsch, die Sache mit dem ORB – und nun auch noch eine dieser dienstlichen «Andachten». Ich hätte mich lieber mit Yaiza Teetzmann und Volker Vogeley zusammen um den Mann mit der gelben Wintcrjacke gekümmert, aber einer von uns dreien hatte unbedingt dabeizusein, sonst war Koppatz wieder sauer. Der Kriminalrat Karl Ernst Koppatz war unser neuer Vorgesetzter.
    «Wie sieht’s aus mit Luise Tschupsch?»
    Ich berichtete Koppatz von unseren bisherigen Ermittlungen und der ersten heißen Spur. «... dieser Mann mit der gelben Jacke ist zunächst unsere größte Hoffnung...» Irgendwie war ich überrascht, daß ich so sachlich mit Koppatz reden konnte. Er kam von der Sektion Kriminalistik der Humboldt-Universität und hatte an dieser dubiosen Liste für die Stasi mitgewirkt, der Auflistung von Giften, mit denen man unentdeckt Feinde töten konnte. Seine Mutter, Paula Koppatz, hatte sich durch einige zwar stilistisch schlechte, aber außerordentlich staatstragende Romane einen Namen gemacht und wurde von Volker Vogeley nie anders als ‹eine dieser SED-Schriftstellerhuren› bezeichnet. Überhaupt hatte sich der Gute voll auf Koppatz eingeschossen und sang mehrmals am Tag Lieder gegen ihn – zum Beispiel: «Beim Tripper sind’s die Gonokokken / Und bei uns die roten Socken, / Die das Leben uns vergiften. / Geht doch endlich völlig stiften.» Ich selbst hielt mich immer an die Devise meiner Großmutter: «Mir geht das nichts an!» Als Vorgesetzten mochte ich Koppatz keinesfalls, aber ich hatte noch nie einen Vorgesetzten gemocht und einen von ihnen, den Dr. Weber, Vorjahren sogar beinahe erschlagen. Im Affektsturm, als er mich zu sehr gedemütigt hatte. Was mir dann etliche Monate in der Psychiatrie von Bad Brammermoor eingebracht hatte. Schon deswegen versuchte ich, was Koppatz betraf, meine Gefühle von Anfang an unter Kontrolle zu halten. Politisch war er jetzt kaum einzustufen, schwankte vielleicht irgendwo zwischen SPD und PDS. Menschlich gesehen war er ein autoritärer Kommißkopp, der – ich dachte dies immer mit einem Lieblingswort meines Vaters – nicht weiter dachte, als ein Bulle schiß. Der besten Voraussetzung, in der deutschen Polizei, wenn nicht gar allüberall in den großen Apparaten, Karriere zu machen. Trotzdem war ihm ein gewisses Charisma nicht abzusprechen. Alles, was er tat, geschah im Namen des Guten. Er hatte die Vision einer Gesellschaft ohne Aggressionen und ohne Verbrechen – und um sie zu verwirklichen, war er allzeit bereit, jede Waffe einzusetzen.
    Im Großen Sitzungssaal wartete ein Spezialist des BKA darauf, mit seinem Vortrag zu beginnen. «Aktuelle Trends der Organisierten Kriminalität in den neuen Bundesländern» lautete das Thema. Während die örtlichen Größen ihn begrüßten, lag schon eine Folie mit seiner Gliederung auf dem Overhead-Projektor.
    1. Die alten Seilschaften als quasi kriminelle Vereinigungen
    2. Die OK aus den Ländern östlich der Oder
    3. Ost-Betriebe als Möglichkeiten der Geldwäsche für die OK aus dem westlichen Ausland
    Ich konzentrierte mich ganz auf die Beine einer Journalistin, die schräg vor mir saß. Enge blaue Jeans, pralle Schenkel, Western-Stiefel. Mit der jetzt im Erste-Hilfe-Raum sein. Sie beugt sich über das Waschbecken, während ich ihr Becken...
    «Haben Sie mit diesem Schwermer schon gesprochen?» fragte mich Koppatz.
    Schwermer, Sperma, Spessartstraße... «Dem vom Puff, nein... Nachher... Soll erst um 16 Uhr aus Brüssel zurückkommen...»
    Was blieb mir, als mich auf das zu konzentrieren, was der Mann vom BKA vom Blatt ablas. Einer dieser drögen Gelehrtentypen mit Bärtchen und Brille.
    «...haben sich frühere Stützen des SED-Regimes seit der Vereinigung wie organisierte Kriminelle zusammengeschlossen, Milliardenbeträge beiseite geschafft und sich Posten und Pöstchen zugeschachert.» Ich sah Koppatz an. Der machte sich ungerührt seine Notizen. «Bis zum 24.9.1993 sind beim Landgericht Berlin 834 Ermittlungsverfahren wegen der Vereinigungskriminalität

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