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Ungeahnte Nebenwirkungen

Ungeahnte Nebenwirkungen

Titel: Ungeahnte Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Pearl
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mehr miteinander.«
    »Das ist nicht dein Ernst«, warf Mirjam ungläubig ein. »Wieso denn nicht? Ihr gehört doch zur gleichen Familie!«
    »Genetisch gesehen vielleicht.« Es widerstrebte Nicole, Mirjam über die Unzulänglichkeit und die Intoleranz ihrer Sippe aufzuklären.
    »Seitdem sie wissen, dass ich nie einen Mann heiraten werde, nie in ihr hehres Gesellschaftsbild der alleinseligmachenden Heterosexualität passen werde, seitdem gehöre ich nicht mehr dazu!« Nicole wurde bewusst, wie sehr sie die Ablehnung ihrer Schwestern und auch ihrer Eltern immer noch schmerzte, obwohl sie unendlich weit weg wohnten und in ihrem Alltag überhaupt keine Rolle spielten.
    »Das tut mir leid für dich«, sagte Mirjam mitfühlend. Sie erhob sich von der Couch und setzte sich auf Nicoles Schoß.
    »Da du nicht ausgehen möchtest, können wir uns auch gern einen gemütlichen Abend hier bei dir machen«, schlug sie vor und küßte sie neckend auf die Nasenspitze.
    Nicole umarmte sie. »Zeigst du mir mal deine Wohnung?« fragte sie ganz harmlos. Ihre Warnblinkanlage leuchtete wieder in allen Farben.
    Mirjam versteifte sich sofort in ihren Armen. »Ich, äh, ich weiß nicht«, wiegelte sie ab. »Ich wohne doch erst seit ein paar Monaten in der Stadt. Meine Wohnung, also, nein, bei dir ist es viel schöner!« wies sie Nicoles Ansinnen ab.
    Immerhin weiß ich jetzt, dass sie nicht schon seit Jahren hier lebt, dachte Nicole mit einem Anflug von Triumph. Aber wo war sie denn vorher gewesen?
    Die Frage blieb ihr im Hals stecken, denn Mirjam hatte begonnen, ihr Gesicht mit leichten Küssen zu bedecken, die in ihr sofort ein erwartungsvolles Kribbeln auslösten. Sie konnte dieser Frau nicht widerstehen, nicht heute und nicht jetzt. Und ein bisschen mehr wusste sie ja jetzt über sie. Noch könnte sie niemandem wirklich erklären, wer die Frau in ihren Armen war, doch sie würde viele ganz, ganz kleine Schrittchen machen, und irgendwann wäre sie bei ihr angelangt.

~*~*~*~
    N icole schloss die Tür hinter sich. Wie jeden Abend fragte sie sich, ob Mirjam wohl auf sie wartete. Obwohl sie heute schon miteinander gesprochen hatten, wusste sie es nicht, denn Mirjam hasste es, sich festlegen zu müssen. Nicole legte ihre Jacke ab und betrat das Wohnzimmer. Sie erblickte Mirjam, die am Fenster stand und sie offenbar noch nicht gehört hatte. Nicole betrachtete ihre Geliebte. Ihren Körper kannte sie im Prinzip schon auswendig, doch sonst? Die Tage verstrichen, wurden zu Wochen, doch Mirjam gab kaum etwas von sich preis. Ich möchte durch ihre Träume gehen, dachte Nicole, um zu sehen, ob ich darin vorkomme!
    Nicole trat hinter Mirjam ans Fenster. Sie blickte auf die belebte Straße hinaus, doch sie erkannte nichts, was sie hätte fesseln können. Vorsichtig berührte sie Mirjams Schulter. Mirjam zuckte zusammen. Sie drehte sich um und schien Nicole im ersten Moment gar nicht zu erkennen. Nicole erschrak, als sie das abwesende Gesicht der Dunkelhaarigen sah. Ein Schatten lag darauf, den sie schon oft gesehen hatte, aber nie war er so tief gewesen.
    Mirjam versuchte zu lächeln. Ihre Mundwinkel bogen sich nach oben, doch das Lächeln erreichte die Augen nicht. »Hallo, schön, dass du da bist«, flüsterte sie und küßte Nicole auf den Mund.
    »Was ist mit dir?« fragte Nicole. »Was macht dich traurig?«
    Mirjam schüttelte den Kopf. Sie ließ Nicole los und trat vom Fenster weg.
    »Ich habe gekocht. Hoffentlich hast du Hunger«, lenkte sie ab.
    Hier stimmte etwas nicht, überlegte Nicole. Etwas schien ganz und gar verkehrt zu sein. Sie setzte sich an den Esstisch, wie üblich, wenn Mirjam gekocht hatte, und grübelte einmal mehr über das seltsame Verhalten ihrer Geliebten nach. Sie hätten es zusammen wirklich schön haben können, dachte sie. Doch die Beziehung mit Mirjam nahm immer mehr den Charakter einer Kneippkur an. Manchmal verbrannte Nicole fast in der brennenden Leidenschaft, die Mirjam in ihr weckte und ihr auch zukommen ließ, dann wieder hätte sie ein leistungsfähiges Heizkissen gebraucht, um die Kälte und Distanziertheit, mit der Mirjam sie bedachte, auszuhalten. Bis jetzt war es Nicole nicht gelungen, auch nur ein Wort über Mirjams Vergangenheit oder ihre Zukunftspläne aus ihr herauszubekommen.
    »Greif zu!« forderte Mirjam sie auf und stellte Salatschüssel und eine heiße Auflaufform auf den Tisch.
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Nicole, ob die hausfraulichen Qualitäten ihrer Freundin einen tieferen Grund

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