Ungeahnte Nebenwirkungen
Schuhe.
Mirjam löste sich von Nicole und rannte ein paar Schritte voraus. »Ich krieg dich!« prophezeite ihr Nicole, die hinter ihr hersetzte. Die Jagd über den feinen Sand dauerte nur kurz, denn der Strand endete ziemlich unerwartet an einer steil aus dem Wasser ragenden Felswand.
»Hab ich dich«, keuchte Nicole lachend, während sie sich breitbeinig vor Mirjam aufbaute, die nun in der Falle saß. Langsam näherte sie sich der Zahnärztin, die sie abwartend ansah.
»Was hast du vor?« fragte Mirjam flüsternd, als sich Nicole nur noch wenige Zentimeter weit weg befand. Ihre Augen glänzten verdächtig.
Sie wird doch nicht etwa . . .? Nein, das würde sie bestimmt nicht wollen! Nicht hier, unter freiem Himmel! Nicole musterte Mirjam verwirrt. Sie fühlte, wie sich zwischen ihnen eine fast greifbare Spannung aufbaute. Am liebsten hätte sie Mirjam jetzt geküsst, doch sie befanden sich an einem öffentlichen Strand, wo sie jeder auch aus größerer Distanz mühelos sehen konnte.
Mirjams Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie wartete schweigend darauf, dass Nicole den letzten, kleinen Schritt, der sie von einander trennte, machen würde. »Komm her«, forderte sie ihre Freundin schließlich heiser auf.
Nicole trat den einen Schritt nach vorn und fühlte im nächsten Moment Mirjams Lippen auf ihrem Mund. Sie schmeckten leicht salzig, bemerkte Nicole, als sie mit ihrer Zunge darüber fuhr. Die weichen Lippen öffneten sich, Mirjams Zunge kam ihrer entgegen, umschlang sie und forderte Einlass in ihren Mund. Nicole spürte die Hitze, die sich in ihrem Bauch auszubreiten begann und in ihr ein leichtes Schwindelgefühl auslöste. Sie zog Mirjam heftig in ihre Arme, küßte sie mit wachsender Leidenschaft und raubte ihrer Geliebten die Luft zum Atmen.
Mirjams Hände glitten unter das leichte T-Shirt, fuhren schnell nach oben und hielten abrupt inne.
»Kein BH?« fragte Mirjam überrascht. Ihre Stimme klang rau.
Nicole antwortete nicht, sie war zu abgelenkt durch die warme, samtweiche Haut, die sich an ihre Handflächen schmiegte. Sie hatte Mirjams Bluse aus der feinen Stoffhose gezogen und ließ ihre Finger über ihren Rücken wandern. Beim Hosenbund angekommen glitt sie mit flachen Händen nach vorn. Als sie über den Bauch ihrer Geliebten fuhr, zuckte Mirjam zusammen.
Mirjam unterbrach den sinnlichen Kuss und fragte stockend: »Wollen wir uns einen geschützten Platz suchen?«
Sie schob Nicole ein wenig von sich weg, um ihr in die Augen sehen zu können. Ihr Blick löste in Nicoles Mitte ein heftiges Ziehen aus. Oh ja, sie sollten sich wirklich ein Plätzchen suchen, wo sie sich häuslich niederlassen konnten!
Die Klippe erwies sich als vorteilhaft, denn entgegen Nicoles erster Vermutung bestand sie nicht aus einer durchgehenden Felswand, sondern gab bei genauerer Erkundung verschiedene, enge Durchgänge frei. Nicole zwängte sich durch einen solchen Durchlass.
Nun waren sie von drei Seiten von rötlich schimmerndem Felsen umgeben, der sie nicht nur vor dem Wind schützte. Vor ihnen lag das Meer, das sich zurückgezogen hatte, denn es war die Zeit der Ebbe. Der Sand, in den Nicole sich lachend fallen ließ, strahlte die Sonnenwärme ab und fühlte sich verlockend weich an.
Mirjam setzte sich neben Nicole in den warmen, feinen Sand und blickte auf das offene Meer hinaus. In ihren Augen spiegelte sich dessen mit weißen Schaumkronen bedeckte Oberfläche. Nicole beobachtete sie aufmerksam, versuchte ihre Gedanken zu lesen. Ob sie wohl an Michaela dachte, rätselte sie. Ärgerlich schüttelte Nicole den Kopf. Michaelas Name war zwischen ihnen schon lange nicht mehr gefallen, da sollte sie selbst es besser unterlassen, den Geist wieder ins Spiel zu bringen. Vielleicht hatte die Sehnsucht, die Nicole in Mirjams Blick erkannte, überhaupt keinen Namen?
Vorsichtig näherte sich Nicole der Zahnärztin. Sie berührte leicht ihre Schulter. Mirjam drehte sich zu ihr um, ihr Gesicht verlor den ernsten Ausdruck und begann zu lächeln. »Schön, dass du da bist«, sagte Mirjam leise. Sie zog Nicole in ihre Arme und küßte sie zärtlich.
Etwas überrumpelt von dieser Gefühlsäußerung hätte Nicole beinahe den Anschluss verpasst. Sie holte japsend Luft. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch, die sich zu einem Nickerchen zurückgezogen hatten, erwachten und begannen aufgeregt umherzuflattern. Das Kribbeln wanderte über Nicoles Arme, rief ein leichtes Frösteln in ihr hervor, ehe sie spürte, wie eine wohlige
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