Ungeahnte Nebenwirkungen
auf mit Denken, denn Mirjam hatte sich wieder gefangen und begonnen, Nicoles leicht abgekühlte Haut auf Betriebstemperatur zu erhitzen.
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S eltsam, das Ladenlokal präsentierte sich Nicole nach einer Woche Abwesenheit praktisch unverändert. Bei der Auslage mit den Neuheiten fanden sich zwar einige wenige Modelle eines italienischen Schuhherstellers, die Nicole noch nicht kannte, ansonsten aber entdeckte sie nichts Unbekanntes.
Etwas verwirrt versuchte Nicole ihrer Überraschung über die nicht eingetretenen Veränderungen auf die Spur zu kommen. Eine Woche war sie weggewesen, dies konnte man nicht als lange Zeitspanne bezeichnen, doch in den sieben Tagen hatte sich ihr Leben grundlegend verändert. Nicole kam es jedenfalls so vor, wenn sie daran dachte, wie unsicher und gehemmt sie sich vorher oft gefühlt hatte, wenn sie mit Mirjam zusammen gewesen war. Das hatte sich entscheidend verändert seit ihrem gemeinsamen Urlaub in Spanien.
»Das ist es«, murmelte Nicole vor sich hin, »ich fühle mich frei. Ich habe mich aus Michaelas Schatten gelöst und bin endlich wieder ich selbst!«
»Wer führt denn da Selbstgespräche?« fragte Helens Stimme direkt hinter ihr. Sie umarmte ihre Freundin stürmisch, schob sie dann ein kleines Stück von sich weg und musterte sie mit kritischem Blick. »Oh, da scheint sich jemand gut erholt zu haben!« stellte Helen lachend fest und zwinkerte Nicole verschwörerisch zu.
Nicole nickte zustimmend. »Ja, es war wirklich sehr schön«, bestätigte sie grinsend. Sie wusste, dass sich ihre Geschäftspartnerin mit dieser Aussage nicht zufrieden geben würde.
»Komm schon, erzähl!« forderte Helen sie auch schon auf. »Wie war’s? Was habt ihr so gemacht?« Ihr Lächeln wurde fast anzüglich, als sie hinzufügte: »Und vor allem, wie oft?«
Die letzte Frage beantwortete Nicole nicht, schließlich verfügte sie über Taktgefühl! Ansonsten jedoch gab sie gern über ihre Ausflüge Auskunft. Sie verschwieg auch nicht, dass sie und Mirjam sich auf eine höhere Ebene der Beziehung geschwungen hatten, wie sie es etwas blumig ausdrückte.
Helen schien erleichtert. Sie hatte bemerkt, wie Nicole oft gedankenverloren im Geschäft gestanden hatte und nicht eben einen unbeschwert glücklichen Eindruck vermittelte.
»Wir könnten nächstes Wochenende wieder mal gemeinsam ein Fass aufmachen«, schlug Helen gutgelaunt vor.
Irritiert über die Wortwahl ihrer Freundin, hier handelte es sich wohl um Konsequenzen aus dem Zusammenleben mit Anna, brauchte Nicole einen Moment, um eine adäquate, zustimmende Antwort zu formulieren.
Mirjam hätte bestimmt nichts dagegen, dachte sie, denn ihre Geliebte machte im Augenblick wieder eine schöpferische Pause und brachte nebenbei die inzwischen gemeinsame Wohnung auf Vordermann. Sie sollte ihr Domizil in dem hässlichen Block endlich ganz aufgeben, dachte Nicole, die sich im Büro mit Papieren über schadhafte Lieferungen herumschlug. Mirjam besuchte ihre Wohnung nur noch, um Kleider oder Bücher zu holen und den AB abzuhören.
Nicoles Gedanken kreisten weiter um ihre Geliebte, mit der sie heute Abend ein klärendes Gespräch zu führen im Sinn hatte.
Das Bild, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Nicole spürte, wie sich ihr Pulsschlag beschleunigte. Nein, sie wollte Mirjams Bild mit dieser unsäglichen Widmung, die ihre Eifersucht nur schon beim Gedanken daran neu entfachte, auf keinen Fall in ihren vier Wänden haben. Doch Mirjam würde sich kaum davon trennen wollen, selbst nicht nach sechzehn Jahren.
Nicole beschloss, das Gespräch auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Im Moment ging es ihr viel zu gut, und es wäre doch unverantwortlich, sich dieses erhebende Gefühl selbst madig zu machen. Wenn Mirjam es sich leisten konnte, eine Wohnung zu bezahlen, die sie gar nicht brauchte, war das ihre Sache!
Es hatte ziemlich viel detektivischen Scharfsinn gebraucht, um das genaue Geburtsdatum ihrer Liebsten herauszufinden. Nicole verstand nicht ganz, weshalb Mirjam daraus ein solches Geheimnis gemacht hatte, denn sie wusste längst, dass die Zahnärztin einige Jährchen Vorsprung auf sie aufwies. Der Altersunterschied beeindruckte Nicole nicht wirklich, sie wusste von sich, dass sie sich prinzipiell nur in Frauen verliebte, die ihr in dieser Hinsicht voraus waren.
Mirjam war im Sternzeichen des Schützen geboren, stellte sich heraus. Irgendwie erinnerte dieser Umstand Nicole an ihre Verflossene. Amanda, ein Fisch, hatte sich einen Spaß daraus
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