Ungeahnte Nebenwirkungen
ihn nicht und seufzte ungewollt auf. Das Lächeln gegenüber wurde eine Spur breiter.
»So schlimm?« fragte Dr. Schiesser.
»Äh, nein! Eigentlich nicht«, wehrte Nicole verlegen ab.
Sie musste unbedingt etwas gegen ihre Sprachschwierigkeiten unternehmen. Wenn sie nicht bald wieder fähig war, sich in ganzen Sätzen auszudrücken, würde sie die Ärztin nicht nur was ihre Zähne betraf für zurückgeblieben halten.
»Während der ersten beiden Tage verspürte ich Schmerzen«, gab Nicole sehr konzentriert Auskunft. »Nachher aber legte sich das und ich habe die Operation schon fast vergessen.« Na, also, gratulierte sie sich im stillen, es ging doch!
Wieder nickte die Frau gegenüber zufrieden. Sie rollte mit dem Hocker nach vorn, griff nach der Akte und studierte das Röntgenbild. Nicole nutzte die Gelegenheit, sie endlich genauer zu betrachten. Heute trug ihre Lieblingsärztin eine feine Stoffhose, die leider zu weit geschnitten war, um die langen, muskulösen Beine darin erkennen zu können. Die Bluse allerdings stand wie vor einer Woche ziemlich weit offen. Gespannt überlegte Nicole, ob die andere wohl wieder einen Spitzen-BH trug. Sie würde es bald sehen. Das Kribbeln in Nicoles Bauch hatte bei diesen Gedanken ein gefährliches Ausmaß angenommen. Sie würde wohl heute noch mehr an Selbstbeherrschung aufbringen müssen, um nicht nach den noch geschlossenen Knöpfen zu greifen.
»Zuerst verabreiche ich Ihnen wieder eine Spritze zur lokalen Betäubung«, informierte sie Dr. Schiesser, die sich über Nicoles Gesicht neigte.
Oh Göttin! Nicole unterdrückte das Stöhnen. Die vollen Brüste der Zahnärztin drückten sich gegen ihre. Nicole blinzelte leicht, um einen Blick auf sie erhaschen zu können. Ihr blieb die Luft weg. Der BH, den sie erblickte, wies keine Spitzen auf, er war statt dessen transparent. Nicoles Brustwarzen hatten sich bereits bei der ersten Berührung aufgerichtet, jetzt brannten sie. Bestimmt bemerkte sie es! Nicole wusste nicht recht, ob sie das nun gut oder schlecht finden sollte.
Der Drang, nach der Frau, die inzwischen konzentriert die richtige Einstichstelle für die Spritze suchte, zu greifen, wurde übermächtig. Nicole verkrampfte sich. Sie spürte, wie die lange Nadel sich in ihr Zahnfleisch bohrte, und stöhnte auf. Diesmal tat’s auch wirklich weh!
Dr. Schiesser blickte sie mitfühlend an. »Tut mir leid, es geht nicht anders«, entschuldigte sie sich und strich Nicole dabei wie selbstverständlich über die Wange.
Feueralarm! Nicole schloss die Lider, um nicht in den blauen Augen, die fast liebevoll auf ihr ruhten, zu ertrinken. Sie fühlte die Nähe der Zahnärztin, die noch immer dicht bei ihr auf dem Hocker saß. Wollte sie nicht nach draußen gehen? Nicole brauchte etwas Abstand von ihr, um sich sammeln zu können, doch Mirjam Schiesser schien nicht daran zu denken, den Raum zu verlassen. Sie hantierte mit den Instrumenten, legte sie sich auf dem kleinen Tablett zurecht, betrachtete mit gerunzelter Stirn das Röntgenbild, so, als wollte sie es auswendig lernen. Von Zeit zu Zeit glitt ihr Blick zu Nicole, die sich bemühte, völlig unbeteiligt im Stuhl zu liegen. Jetzt könnten wir reden, schoss es ihr durch den Kopf. Aber worüber? Ihr fiel kein Thema ein, das unverfänglich genug war.
Die Zahnärztin stand endlich auf, ging zum kleinen Waschbecken und wusch ihre Hände. Sie drückte auf eine Klingel. Nun würde die Assistentin kommen, dachte Nicole enttäuscht.
Als Dr. Schiesser wieder vor Nicole trat, hatte sie den Kittel züchtig geschlossen und den Mundschutz in die richtige Position gebracht. Schade, sehr schade! Was hatte Nicole eigentlich erwartet? Dass die Zahnärztin sie heute ohne Hilfe der Assistentin operieren würde? Dass sie vielleicht den Kittel offenstehen lassen würde, um Nicoles ohnehin schon lebhafter Phantasie noch Auftrieb zu verleihen? Aber warum empfing sie ihre Patientin überhaupt mit fast aufgeknöpfter Bluse?
Während Nicole sich in ihren Gedanken verstrickte, hatte Dr. Schiesser bereits mit der Operation begonnen. Sie informierte Nicole mit ruhiger und emotionsloser Stimme, was sie gerade tat und murmelte der Assistentin die nötigen Anweisungen zu.
Das Schneiden und Bohren verlief ohne Zwischenfälle, der Zahn ließ sich nach einigen Überredungsversuchen aus seinem tiefen Bett ziehen und landete wie sein Vorgänger in der kleinen Metallschale.
»Jetzt sind’s noch zwei«, stellte die Zahnärztin unnötigerweise fest, nachdem die
Weitere Kostenlose Bücher