Ungeheuer an Bord
schmächtiger Körper nach jedem Werktag – und es gab an Bord nur Werktage – vollständig erschöpft. Wenn er vom Dienst kam und gegessen hatte, ging er gewöhnlich in seine Koje, um zu schlafen.
Er fand nie Zeit, die komplizierte Theorie der Lenkung und Koordination zu erlernen, die den vielfältigen Operationen des gesamten Schiffsmechanismus zugrunde lag.
Sein Vater hatte viele Versuche unternommen, sein Wissen an den Sohn weiterzugeben. Aber es war mühsam, einem müden und schläfrigen Jungen komplizierte Zusammenhänge beizubringen. Lesbee fühlte sich sogar ein wenig erleichtert, als sein Vater starb. Es nahm den Druck von ihm. Seit jenen Tagen war er jedoch zu der Erkenntnis gelangt, daß die Browne-Familie ihren größten Sieg errungen hatte, indem sie dem Abkömmling des ersten Schiffskommandanten eine geringere Qualifikation aufgezwungen hatte.
Als er schließlich zum Versammlungssaal ging, fragte sich Lesbee, ob die Brownes ihn am Ende gar mit der Absicht ausgebildet hatten, ihn eines Tages mit einer undankbaren Mission wie dieser zu beauftragen?
Seine Augen weiteten sich. Wenn das zutraf, dann war seine Konspiration für Browne nur ein Vorwand. Die Entscheidung, ihn zu töten, mochte in Wirklichkeit schon vor mehr als zehn Jahren gefallen sein, und Lichtjahre entfernt ...
Als das Rettungsboot Kurs auf Alta III nahm, saßen Lesbee und Tellier in den beiden Pilotensitzen und beobachteten die gewaltige, diesige Atmosphäre des Planeten.
Tellier war dünn und intellektuell, ein Nachkomme des Physikers Dr. Tellier, der in den frühen Tagen der Reise viele Geschwindigkeitsexperimente gemacht hatte. Es war nie verstanden worden, warum Raumschiffe nicht einmal einen guten Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit erreichten, geschweige denn Geschwindigkeiten, die über der des Lichts lagen. Als der Wissenschaftler vorzeitig den Tod fand, gab es niemanden, der ausreichend qualifiziert gewesen wäre, das Testprogramm fortzuführen.
Lesbee fragte sich, ob sein Gefährte und bester Freund ein ähnlich leeres Gefühl im Innern habe wie er selbst. Dies war das erste Mal, daß er – oder irgendein anderer – außerhalb des großen Schiffs war. Aber die Begeisterung, die in seinen Wachträumen von einem solchen Augenblick immer eine große Rolle gespielt hatte, wollte sich nicht einstellen. Faszination und Verwunderung, ja. Wir sind tatsächlich unterwegs zu einer dieser riesigen Massen aus Land und Wasser, dachte er. Wir werden auf einem Planeten landen.
Während er gespannt hinausstarrte, wurde der mächtige Ball zusehends größer.
Sie kamen in einem spitzen Winkel hinunter, einer langen, schnellen Tangente, bereit abzuschwenken, sollte einer der natürlichen Strahlungsgürtel zu stark für ihre Abschirmung sein. Aber sie sanken tiefer, und die Zeiger der Strahlungsmeßgeräte pendelten weit unter der roten Gefahrenmarkierung.
Plötzlich wurde die Stille vom Schrillen einer Alarmklingel unterbrochen.
Gleichzeitig flackerte ein Bildschirm auf und verfolgte einen sich schnell fortbewegenden Lichtpunkt tief unter ihnen. Der Lichtpunkt kam in weitem Bogen zu ihnen heraufgeschossen.
Eine Rakete!
Lesbee hielt den Atem an.
Aber das glänzende Projektil scherte aus, stieg in einer hohen Schleife steil empor, erreichte eine Position mehrere Kilometer querab und begann mit ihnen zu fallen.
Lesbees erster Gedanke war: Sie werden uns nie landen lassen. Und er empfand Enttäuschung.
Ein neues Signal summte vom Steuerpult.
»Sie sondieren uns«, sagte Tellier.
Im nächsten Augenblick ging eine Erschütterung durch das Rettungsboot. Ein Feld ergriff das Rettungsboot und hielt es manövrierunfähig.
Die Technologie der Bewohner von Alta III erwies sich bereits als beängstigend fortgeschritten.
Aber das Rettungsboot bewegte sich weiter abwärts. Die ganze Mannschaft versammelte sich in der Pilotenkabine und sah zu, wie das fremde Flugobjekt näherkam. Es wurde rasch größer und erwies sich als ein massives Ding, doppelt so groß wie das Rettungsboot.
Es gab einen Stoß und ein metallisches Schlagen. Das Rettungsboot ächzte unter der Erschütterung in allen Fugen. Noch bevor die Geräusche endeten, sagte Tellier: »Sie schieben ihre Luftschleuse gegen unsere.«
Hinter Lesbee begannen seine Gefährten jene eigentümlichen Witze zu reißen, mit denen Bedrohte sich Luft zu machen pflegen. Es war eine grobe Komödie, aber der Galgenhumor durchbrach plötzlich auch seine Angst. Gegen seinen Willen fing er zu
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