Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ungeheuer an Bord

Ungeheuer an Bord

Titel: Ungeheuer an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
Schußlinie zu sein, wenn Mindels Energiewaffe Lesbee tötete.
    Browne begriff die Gefahr. Er lief zu seinem Pilotensitz im vorderen Drittel des Raumes. Seine vorgestreckten Hände waren noch einen Meter von der Rückenlehne entfernt, als der Druck von Beschleunigung eins seine Bewegung aufhielt. Er stand plötzlich und zitterte wie ein Mann, der gegen eine unsichtbare Wand gelaufen ist. Im nächsten Augenblick erfaßte ihn Beschleunigung zwei und warf ihn auf den Rücken. Er begann schneller und schneller über den Boden zu rutschen, und weil er geschickt war und Bescheid wußte, preßte er seine Handflächen und die Gummisohlen seiner Schuhe gegen den Boden und versuchte die Bewegung seines Körpers zu verlangsamen.
    Lesbee wußte, daß andere Leute überall im Schiff verzweifelt Halt zu finden suchten; und er ächzte, denn wahrscheinlich wurde der Mißerfolg des Kapitäns allenthalben wiederholt.
    Beschleunigung drei packte Browne, und er schoß wie von einem Katapult geschleudert auf die Rückwand zu. Sie war gepolstert und reagierte auf die Rückwand zu. Sie war gepolstert und reagierte wie Gummi, indem sie ihn ein wenig abprallen ließ. Aber das Material hatte nur momentane Elastizität.
    Die vierte Beschleunigungsstufe preßte Browne unbarmherzig in die gepolsterte Wand. Er stieß einen erstickten Schrei aus.
    »Lesbee, einen Traktionsstrahl hierher! Retten Sie mich! Ich werde es wiedergutmachen. Ich ...«
    Die fünfte Beschleunigungsstufe brachte ihn zum Schweigen.
    Die Bitte des Kapitäns verwunderte Lesbee. Er konnte nicht verstehen, daß Browne auf Gnade hoffte ... nach allem, was geschehen war.
    Aber Brownes Hilferuf hatte eine Wirkung. Er erinnerte Lesbee, daß er etwas tun mußte. Er schob seinen Arm mit einiger Mühe zur Steuerkonsole neben Brownes Schreibtisch und stelle einen Traktionsstrahl auf Mindel und den Kameramann ein; die beiden Männer waren gefangen. Seine Anstrengung war gerade noch zur rechten Zeit gekommen. Nun folgte Beschleunigung auf Beschleunigung und machte jede Bewegung unmöglich. Die Zeiträume zwischen den Stufen wurden länger. Die Minuten schienen sich zu Stunden zu dehnen. Lesbee wurde wie von stählernen Händen in Brownes Schreibtischsessel gepreßt. Seine Augen waren glasig; sein Körper hatte längst alles Gefühl verloren.
    Doch er bemerkte etwas.
    Die Beschleunigungsrate war anders als sonst. Die tatsächliche Zunahme des Beschleunigungsdrucks wurde mit jeder Stufe geringer.
    Und er bemerkte noch etwas. Seit langem waren von Dzing keine Gedanken mehr gekommen.
     
    Plötzlich fühlte er eine komische Veränderung. Der Eindruck einer leichten seitlichen Bewegung begleitete das Manöver.
    Langsam ließ der Druck auf seinen Körper nach. Das Gefühl von Betäubung machte einem Prickeln Platz. Statt einer die Muskeln zusammendrückenden Beschleunigung gab es nur noch einen stetigen Druck.
    Es war der Druck, den er in der Vergangenheit mit Schwere gleichgesetzt hatte.
    Lesbee regte sich hoffnungsvoll, und als er seine eigenen Bewegungen prüfte, wurde ihm klar, was geschehen war. Die künstliche Schwerkraft war ausgeschaltet worden. Zugleich hatte das Schiff in seiner äußeren Hülle etwas wie eine halbe Drehung gemacht. Die Antriebskraft kam jetzt von unten, ein konstanter Schub von etwa einer Erdschwere.
    Er steckte seine Hand in die Tasche und aktivierte die Fernsteuerung für den automatischen Landemechanismus. Das sollte seine Gedanken beflügeln! sagte er sich grimmig.
    Aber wenn Dzing seinen Herren Botschaften sendete, geschah es nicht länger auf der Frequenz menschlicher Gedanken. So folgerte Lesbee unglücklich.
    Der Äther war still.
    Er bemerkte noch etwas. Das Schiff roch anders: besser, sauberer, reiner.
    Er stand auf und erstieg die Estrade zum Steuerpult. Sein Blick fiel auf die Geschwindigkeitsanzeiger. Die Zahlen, die dort registriert wurden, waren unglaublich. Sie bedeuteten, daß das Schiff einen nicht unbedeutenden Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte.
    Lesbee starrte zweifelnd auf die Skalen. Das kann nicht sein, dachte er. Wie konnten wir so rasch eine so hohe Geschwindigkeit erreicht haben? Er atmete schwer, noch immer unter der Wirkung dieser anhaltenden starken Beschleunigung, und er spürte etwas von der phantastischen Realität des Universums. Während des ganzen langen Jahrhunderts ihres Fluges durch den Weltraum hatte die »Hoffnung der Menschheit« das Potential für diese unvergleichlich höhere Geschwindigkeit in sich gehabt.

Weitere Kostenlose Bücher