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Ungeheuer an Bord

Ungeheuer an Bord

Titel: Ungeheuer an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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werde ich Sie mit dem Traktionsstrahl gegen die Wand hämmern, bis Sie keinen ganzen Knochen mehr im Leib haben. Es ist mein Ernst!«
    Browne blickte ihn blaß und unsicher an. »Wollen Sie mich töten? Das ist alles, was ich wissen möchte. Hören Sie«, fuhr er eindringlich fort, »wir brauchen nicht mehr zu kämpfen. Wir können umkehren. Sehen Sie es nicht? Diese ganze lange Verrücktheit wird enden. Niemand braucht zu sterben.«
    Lesbee zögerte. Was der Kapitän sagte, war zumindest teilweise wahr. Vierundzwanzig Jahre waren immer noch eine lange Zeit, aber verglichen mit der jahrhundertlangen Reise, die einmal die einzige Möglichkeit gewesen war, erschienen sie als eine kurze, überschaubare Periode.
    Er dachte: Werde ich ihn töten?
    Es war nicht leicht zu glauben, daß er es unter den Umständen tun würde. Aber wenn nicht Tod, was dann? Er saß und grübelte. Die wichtigen Sekunden vergingen, und er konnte keine Lösung sehen. Schließlich dachte er ratlos: Ich werde einstweilen nachgeben müssen.
    Er raffte sich auf und sagte laut: »Ich werde Ihnen dies versprechen: Wenn wir eine befriedigende Lösung finden, wie ich mich in einem von Ihnen befehligten Schiff sicher fühlen kann, dann werde ich Ihrem Plan Beachtung schenken. Und nun reden Sie!«
    Browne nickte. »Ich gebe mich mit diesem Versprechen zufrieden. Was wir hier erleben, ist die Lorenz'sche Kontraktionstheorie. Nur ist sie keine Theorie mehr. Wir erleben sie in der Realität.«
    »Aber wir benötigten nur einige Stunden, um auf ein gutes Drittel der Lichtgeschwindigkeit zu kommen«, argumentierte Lesbee. »Und unsere Geschwindigkeit nimmt weiter zu, wenn auch nicht mehr so schnell.«
    »Je mehr wir uns der Lichtgeschwindigkeit nähern«, sagte Browne, »desto mehr verkürzt sich der Raum, desto mehr kontrahiert die Zeit. Was uns wie ein paar Stunden erschien, wären in der normalen Raumzeit Tage gewesen.«
    Es war keine Zeit, technische Details zu diskutieren. Lesbee akzeptierte die bemerkenswerte Realität und Brownes Auslegung und sagte schnell: »Ja, aber wo ist Dzing?«
    »Meine Vermutung«, sagte Browne, »ist, daß er nicht mitgekommen ist.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Raumzeitverkürzung betraf ihn nicht.«
    »Aber ...«, fing Lesbee an.
    »Hören Sie«, sagte Browne mit wiedergewonnener Selbstsicherheit, »fragen Sie mich nicht, wie er es getan hat. Meine Vorstellung ist, daß er im Käfig blieb, bis die Beschleunigungsphase vorüber war. Dann befreite er sich von den elektromagnetisch verschlossenen Handschellen, stieg heraus und ging in irgendeinen anderen Teil des Schiffes. Er brauchte sich nicht zu beeilen, denn inzwischen operierte er – nun, sagen wir, fünfhundertmal schneller als unser Lebensrhythmus.«
    »Aber das würde bedeuten«, sagte Lesbee, »daß er seit Stunden frei ist – nach seiner Zeit. Was kann er beabsichtigt haben?«
    Browne gab zu, daß er darauf keine Antwort hatte.
    »Aber Sie können sehen«, sagte er, »daß es mir mit meinen Worten von der Rückkehr zur Erde ernst war. Wir haben in dieser Gegend des Kosmos nichts verloren. Diese Lebewesen sind uns wissenschaftlich und technologisch weit voraus.«
    Offenbar wollte er überreden. Er ist wieder bei unserem persönlichen Kampf, dachte Lesbee. Das ist ihm viel wichtiger als irgendein Schaden, den der wirkliche Gegner anrichten mag.
    Vage Erinnerungen kamen in ihm auf, Geschichten über die unaufhörlichen Machtkämpfe in der ganzen historischen Epoche der Menschheit. Wie Männer mit Intrigen und Gewalt um die Vorherrschaft rangen während die Heere fremder Völkerschaften schon die Tore berannten. Browne war ein echter Abkömmling all dieser verrückten Leute.
    Langsam wandte sich Lesbee ab und überflog die Anzeigeskalen und Bedienungsinstrumente auf dem Steuerpult. Was konnte man gegen ein Wesen machen, das sich fünfhundertmal schneller bewegte als man selbst?
     
7.
     
    Er hatte eine plötzliche Empfindung von Ehrfurcht, eine Vorstellung ... In jedem gegebenen Augenblick war Dzing ein vorbeiwischender Schemen. Ein Lichtpunkt. Eine Bewegung, der das Auge nicht mehr folgen konnte.
    Trotzdem brauchte auch Dzing seine Zeit, um das große Schiff von einem Ende zum anderen zu durchlaufen. Zwanzig, sogar fünfundzwanzig Minuten waren die normale Gehzeit für einen Menschen, der den als Mitte A bezeichneten Hauptkorridor durchwanderte.
    Hin und zurück würde der Karn volle sechs Sekunden benötigen. In einer Weise war das eine bedeutsame Zeitspanne, aber

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