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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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zuckte, bemerkte sie nicht.

19
    Dienstag, 11.7.
    Serienmörder weidet Frauenleichen aus!
    Bei der am Sonntag nahe Regensburg aufgefundenen Leiche einer jungen Frau handelt es sich nach Aussagen gut informierter Kreise um das Opfer eines Serienmörders, der bereits zwei weitere Frauen auf dem Gewissen hat.
    Der Täter schlachtet seine Opfer nach der Tötung regelrecht aus.
    Mehr dazu auf Seite fünf – Hintergründe
    Über der Nasenwurzel des Mannes bildeten sich zwei senkrechte Falten, und er ließ die Zeitung sinken. Die Schreiberlinge hatten anscheinend genauere Informationen. Er blickte zum Fenster und blätterte hastig um.
    Nach dem Fund einer weiteren Frauenleiche in einem Wald nahe Regensburg geht die Polizei von den Taten eines Serienmörders aus. Das Opfer, die Studentin Ann-Kathrin S., wurde am Sonntag gefunden. Die Leiche war nackt, und der Täter hatte ihr Organe entfernt.
    In den letzten Wochen gab es bereits zwei ähnliche Fälle: Ende Juni wurde die Leiche von Sandra G. in einem Waldstück bei Wesenberg (Neustrelitz) gefunden. Nur zwei Wochen später verschwand die 23-jährige Susann W. aus Wernigerode. Auch sie wurde kurz darauf tot aufgefunden, in einem Forst bei Wernigerode. Die Tagespresse hat herausgefunden, dass die Übereinstimmungen der Fälle dramatisch
sind: Wie wir aus sicherer Quelle erfahren haben, fanden sich bei den Opfern Male am Körper, die von einem Elektroschocker stammen könnten. Das Blut der Leichen enthielt Betäubungsmittel aus der Gruppe der K.- o.-Tropfen. Der Serienmörder hat also seine Opfer mit dem Elektroschocker willenlos gemacht und anschließend betäubt. Zusammenfassend lässt sich sagen:
    Die Opfer sind junge, hübsche, zierliche blonde Frauen.
    Die Mädchen verschwanden immer freitags.
    Sie wurden mit Elektroschocks und Schlafmitteln betäubt. Alle Leichen wurden nackt in Waldstücken gefunden.
    Den Leichen wurden verschiedene innere Organe entfernt, zum Beispiel das Herz und die Gebärmutter.
    Kleidung, Schmuck und Taschen der Opfer fehlen bis heute.
    Die Stirnfalten kerbten sich tiefer ein. Der Mann las die fett gedruckten Zeilen noch einmal. Woher hatten die von der Tagespresse das mit dem Elektroschocker? Die dritte Leiche war erst vorgestern gefunden worden, und es war nicht anzunehmen, dass die Bullen Details an die Zeitung herausgegeben hatten.
    Grell blendete das Licht der Morgensonne. In seinem Kopf pulsierte eine rote Wolke.
    Er würde den Artikel zu Ende lesen und dann, wie geplant, seine heutigen Besuche absolvieren. Auf der Fahrt konnte er in Ruhe darüber nachdenken, was zu tun war. Es bestand keine akute Gefahr.
    Wie die Tagespresse aus Polizeiquellen erfuhr, ist sich die Polizei aufgrund der gleichen Vorgehensweisen inzwischen sicher, dass es sich bei allen drei Fällen um den gleichen
Täter handelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass er weitermorden wird, ist laut Aussagen eines Profilers, der eng mit der Polizei zusammenarbeitet, sehr groß.
    Am kommenden Freitagabend sollte also keine hübsche blonde Frau allein ausgehen!
    Langsam faltete der Mann die Zeitung zusammen und legte sie dann mitten auf den Tisch. Die Tagespresse schien ja einiges zu wissen. Anscheinend hatten sie einen Informanten, der an der Quelle saß und interne Informationen ausplauderte. Sein Blick kehrte noch einmal zu dem Artikel zurück. Wer hatte den Mist eigentlich verzapft? Unter dem Text stand lediglich das Kürzel »LB«. Welcher selbstgefällige Journalist mochte sich hinter »LB« verbergen?
    In der Garage kontrollierte er seine Vertreterkoffer auf Vollständigkeit, setzte sich hinters Steuer und beobachtete, wie der Lichtstreifen beim Hochfahren des Tores immer breiter wurde.
    »LB« von der Tagespresse schien sich ja in seinen Schlussfolgerungen sehr sicher zu sein, aber dem konnte man abhelfen. »Mordet immer freitags!« Was für ein Blödsinn! Als ob sich seine künstlerische Tätigkeit auf solche Plattitüden reduzieren lassen würde.
    Je länger Doctor Nex über den Artikel nachdachte, umso mehr sah er den Verfasser vor sich: ein eingebildetes Bürschchen, von sich überzeugt, viel zu selbstsicher, narzisstisch. Die Klugscheißer irrten sich, wenn sie glaubten, ein Profil über Doctor Nex erstellen zu können.
    Am kommenden Freitagabend sollte also keine hübsche blonde Frau allein ausgehen? Wenn »LB« sich da mal nicht getäuscht hatte! Mit quietschenden Reifen fuhr der Ford Mondeo aus der Ausfahrt und preschte davon, während hinter
ihm das Tor langsam wieder

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