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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Aufgeregte Stille summte in der Redaktion. Niemand sprach. Sie hatten in den zwei Stunden, in denen die Spurensicherung alles auf den Kopf gestellt hatte und sie einer nach dem anderen befragt worden waren, genug Zeit gehabt, sich mit Vermutungen zu überbieten.
    In Laras Kopf wirbelte der Weinbrand Schlieren umeinander, und sie überlegte, ob die Polizisten bei der Befragung den Schnapsgeruch an ihnen allen wahrgenommen hatten. Nach einigen Sekunden der Ruhe begann Friedrich wieder zu schreiben, und Hubert tat es ihm gleich. Kurz darauf erfüllte die übliche Kakofonie aus Tastaturklappern, Druckerrattern und Telefongesprächen den Raum.
    Lara betrachtete gerade die sinnlosen Wortaneinanderreihungen auf ihrem Bildschirm, als eine Hand sie vorsichtig an der Schulter berührte. Sie drehte den Kopf und sah direkt in
Jos blaue Augen. Er wirkte etwas beunruhigt. »Kannst du mal bitte mitkommen?« Er sprach leise. »Ich muss dir etwas zeigen.«
    »Was denn?« Aus den Augenwinkeln konnte Lara sehen, dass Toms Nasenflügel neugierig bebten.
    »En Foto.« Jo umfasste ihre Schulter fester. »Von dem Brand neulich, du weißt schon.« Toms Nase hörte auf zu zucken.
    »Na gut.« Sie erhob sich und folgte dem Fotografen ins Nachbarzimmer. Er zeigte auf den Stuhl neben dem Schreibtisch, nahm selbst vor dem Computer Platz und sah Lara an. »Es geht nicht um den Brand. Die anderen sollten bloß keinen Verdacht schöpfen. Du musst dir das ansehen. Ich glaube, es geht um dich.« Jetzt war sein Blick eindeutig beunruhigt.
     
    »Was ist denn los?« Lara schlug die Beine übereinander und betrachtete Jos Strubbelfrisur.
    »Ich habe vorhin heimlich fotografiert. Als die Spurensicherung hier war.«
    »Ach was? Das hat man gar nicht gehört.«
    »Das ist eine Digitalkamera.« Jo zeigte auf das Gerät, das an den Computer angeschlossen war. »Das Klickgeräusch kann man abschalten. Es passiert ja nichts Mechanisches mehr da drin, wenn ich auslöse.«
    »Ach so.« Lara hoffte inständig, dass er ihr jetzt nicht Bilder von dem Kopf in dem Karton zeigen wollte.
    »Ich war einfach neugierig und habe dauernd auf den Auslöser gedrückt. Da die Aufmerksamkeit aller auf andere Dinge gerichtet war, hat es keiner gemerkt.«
    »Und weswegen willst du nun mit mir sprechen?«
    »Ich habe nach dem Vergrößern der Bilder etwas entdeckt.
Schau hier.« Jo klickte auf das Bildbearbeitungsprogramm. En Foto erschien, auf dem einer der Polizeibeamten ein Blatt mit der Pinzette hochhielt. »Ich habe rangezoomt.« Jo ließ das nächstfolgende Bild erscheinen. Jetzt füllte das Papier die gesamte Bildfläche aus. Das Foto war so scharf, dass man die Schrift gut entziffern konnte. Leider hatte der Spurensicherungsbeamte das Blatt leicht schräg gehalten, und so fehlte jeweils der rechte Abschnitt.
    »Das ist wahrscheinlich eine Botschaft vom Täter. Und mir gefällt nicht, was da steht.«
    Lara beugte sich nach vorn. Sie erkannte jetzt, warum Jo gerade sie hatte sprechen wollen. Und in dem Moment wurde ihr auch klar, dass der Penner vorhin keinen mysteriösen »Elbeh« gemeint hatte, sondern sie .
    »Du siehst es auch.« Jo vergrößerte das Bild noch etwas. In krakeligen Druckbuchstaben flimmerte die Schrift auf dem Bildschirm.
     
    SEHR GEEHRTER »LB«!
     
    L und B waren Laras Kürzel. Sie war gemeint. Die Botschaft war an Lara Birkenfeld gerichtet.
    »Das sind meine Buchstaben. Die Kürzel stehen unter den Artikeln, wenn der volle Name nicht ausgeschrieben wird.«
    »Das weiß ich ja. Demnach ist diese Nachricht an dich gerichtet. Und das, was in dem Paket war«, Jo vermied das Wort Kopf, »war wohl auch für dich bestimmt.«
    »Was steht da noch?« Lara wollte nicht an den Inhalt des Kartons denken, obgleich Jo sicher auch davon reichlich Fotos hatte.
    Jo vergrößerte den Bildausschnitt weiter, und beide schoben die Köpfe nach vorn, um die Blockbuchstaben zu lesen.
Der hintere Teil der Sätze fehlte jedes Mal, aber trotzdem ergab das meiste einen Sinn. Einen grausigen Sinn.
    SEHR GEEHRTER »LB«!
    SIE GLAUBEN ZU WISSEN, WIE ICH ARBEI…
SIE SCHRIEBEN IN IHRER ZEITUNG EINEN …
ÜBER MICH. DARF ICH IHNEN HEUTE MITTEI…
SIE SICH IRREN. WIE SIE SELBST FESTSTELL…
BIN ICH NICHT NUR FREITAGS TÄTIG.
UND ICH BEVORZUGE AUCH NICHT IMMER …
ZIERLICHE BLONDE MÄDCHEN, WIE SIE IN IH…
SCHRIEBEN.
WENN SIE DAS MITGESANDTE KUNSTOBJEKT …
WERDEN SIE SEHEN, DASS …
KEIN SCHLAFMITTEL ENTHALTEN. AUCH …
KOPF KANN MAN

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