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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Sie die Polizei, los!« Hampenmann zeigte auf Hubert und schwenkte den Arm dann zu Friedrich. »Und Sie machen die Tür zu!« Niemand rührte sich, und so versetzte er Friedrich einen Schlag auf den Oberarm und fügte ein scharfes »Sofort!« hinzu.
    »Und Sie  – beenden augenblicklich Ihr sinnloses Geheule! Das nützt uns jetzt gar nichts! Und hören Sie auf, Herrn Fränkels Jackett vollzusabbern!« Isabell löste sich von Tom, betrachtete die Speichelflecken auf seinem Revers und begann daran herumzureiben. Lara hatte sich abgewandt und bemühte sich, das eben Gesehene aus ihrem Kopf zu verdrängen. Sauer kamen Frühstückskaffee und Cornflakes immer wieder nach oben, und sie schluckte. Der Befehlston des Hampelmanns hatte, wenn er sie alle auch noch so wütend machte, einen Vorteil – er führte dazu, dass die Leute ohne Widerstreben taten, was er anordnete.
    »Was ist denn da drin, um Himmels willen?« Die beiden Deckelhälften waren wieder zugeklappt, und Tom versuchte, ratlos wegen des Aufruhrs, das Paket wieder zu öffnen.
    »Finger weg von dem Karton!« Hampenmann machte einen drohenden Ausfallschritt.
    Tom zuckte zurück. »Ich wollte doch nur …«
    »Lassen Sie die Hände davon, habe ich gesagt! Das überlassen wir schön der Spurensicherung!«
    »Der Spurensicherung? Aber was befindet sich denn in dem Paket, eine Bombe?«

    »Wenn es eine Bombe wäre, wäre sie längst hochgegangen, Sie Dummkopf!«
    »Ich verstehe nicht …«
    »In dem Karton ist etwas, das aussieht wie ein menschlicher Kopf! Augen, Nase, Mund, dazu jede Menge Blut, Haare und anderes Geschmier. So, jetzt wissen Sie es!«
    Tom runzelte die Stirn, sagte aber nichts mehr.
    Friedrich schlurfte heran. Seine Augen waren noch immer weit aufgerissen.
    »Haben Sie die Kripo erreicht?«
    »Ja, die kommen sofort. Wir sollen nichts verändern.«
    »Das ist ja wohl klar.« Hampenmann stellte sich neben das Paket, um es zu bewachen. Isabell zog Tom zur Seite. Lara konnte die beiden hastig flüstern hören. Wahrscheinlich erzählte sie ihm, was sie gerade gesehen hatte.
    »Vielleicht ist es ein Scherz?« Hubert flüsterte auch. »Einer dieser Karnevalsartikel, eine Maske oder etwas Ähnliches, und der Absender wollte uns nur ein bisschen foppen?«
    »Schön wär’s. Ich möchte allerdings nicht noch einmal da reinschauen, um mich zu vergewissern.« Lara kämpfte noch immer mit dem Brechreiz.
    »Das dürfen wir auch gar nicht.« Hubert sah zum Redaktionsleiter, der mit verschränkten Armen und versteinertem Gesicht das Paket beaufsichtigte. »Komm mit.« Er zog an ihrem Ärmel, und sie folgte ihm in Richtung Küche. Friedrich zögerte einen Augenblick und kam dann auch mit. Von niemandem bemerkt, war auch Jo aus einem der hinteren Räume aufgetaucht, eine seiner Kameras baumelte vor der Brust, eine zweite hatte er locker über die Schulter gehängt.
    Hubert klappte Schranktüren auf und wieder zu und murmelte dabei vor sich hin. »Da war doch noch irgendwo Weinbrand, Moment… ah, hier!« Triumphierend hob er die halbvolle
Flasche hoch, zeigte sie in die Runde, schraubte dann den Deckel ab und setzte an. Danach wanderte der Schnaps von Hand zu Hand, und jeder nahm einen kräftigen Zug. Isabell verschluckte sich und hustete. Laras Kehle brannte, aber gleich darauf breitete sich im Bauch ein warmes Glimmen aus.
    »Ob der« – Hubert, der sich für den Herrn der Flasche zu halten schien, zeigte nach draußen – »auch was will?« Sie konnten ihn nicht sehen, wussten aber alle, dass Gernot Hampenmann noch immer neben der Eingangstür stand und das Paket bewachte.
    »Frag ihn lieber nicht.« Tom löste sich von Isabell, die sich noch immer wie eine Schiffbrüchige an ihm festklammerte, und richtete seine Aufmerksamkeit auf die anderen. »Wer kann mir denn jetzt mal bitte kurz und bündig berichten, was los war?«
    »Vor ungefähr einer Viertelstunde hat ein Penner geklopft. Der hatte dieses Paket bei sich. Er teilte uns mit, dass er es hier abgeben sollte, und es sei für ›Elbeh‹.« Hubert wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Es stand die Redaktionsadresse drauf.«
    »Und er hat gesagt, der ›feine Mann‹ hätte gut dafür gelöhnt, dass er es hier vorbeibringt.« Friedrich wollte auch seinen Senf dazugeben. »Isabell hat es dann aufgemacht …«
    »Aber nur, weil Hampenmann es mir befohlen hat!« Die Praktikantin klang noch immer hysterisch.
    »Ist ja gut. Du kannst doch nichts dafür.« Lara fand, dass Tom eindeutig genervt klang,

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