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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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ließen ihn nicken. Klack schlossen sich die Schlafaugen. Und öffneten sich – klack – wieder, als er den Schädel sanft nach hinten neigte. Perfekt.
    Die Blutreste aus dem langen blonden Haar der Tschechennutte hatte er vorhin schon ausgespült. Das Haar war inzwischen auch getrocknet und konnte zu niedlichen Zöpfchen
geflochten werden. An den vorderen beiden Ohren befestigte er die achteckigen Glitzersteinchen von der frechen kleinen Studentin. Wie hatte sie noch gleich geheißen? Ach ja, Ann-Kathrin.
    Das musste reichen. Es sollte nicht zu aufwändig sein, aber den begriffsstutzigen Journalisten trotzdem deutliche Hinweise auf sein Werk geben.
    Der Mann stellte die Kreation zum Abtropfen auf den Rost und ging sich umziehen. Es war noch früh am Tag, aber freitags waren die Redaktionen vielleicht nicht so lange besetzt wie sonst. Er wusste es nicht genau, wollte aber die Kreation unbedingt heute noch bei der Tagespresse vorbeibringen. Dieses Mal würde er selbst den Penner geben. Es wurde allmählich Zeit, selbst einen Blick auf Herrn »LB« zu werfen und sich ein Bild zu machen, welcher stümperhafte Schreiberling seine Informationen ignorierte. Audiatur et altera pars – Auch die andere Seite soll gehört werden! Pfeifend verschwand Doctor Nex im Badezimmer, um sich seiner Verkleidung zu widmen.
    Lara saß vor ihrem Computer und starrte auf die Tastatur. Der an »LB« adressierte Brief war inzwischen abgeholt worden. Erneut waren sie alle eingehend befragt worden, aber da das Schreiben mit der normalen Post gekommen war, hatte niemand etwas Erhellendes von sich geben können. Sie war froh, dass diesmal nicht Kommissar Stiller, sondern Kriminalobermeister Schädlich die Gespräche geführt hatte. Wahrscheinlich hatte der Blechmann Bedeutenderes zu tun. Wie Schädlich ihr nach der Unterredung gesteckt hatte, war Stillers Truppe durch die Ereignisse vom Mittwoch in die Arbeit der Sonderkommission involviert. Das bot mit Sicherheit eine ausgezeichnete Gelegenheit für den blasierten Kommissar,
sich wichtig zu machen. Doch Stiller war nicht der einzige Wichtigtuer.
    Durch Laras Kopf rotierten Toms Worte, der Text in dem Brief müsse »schnellstens von einem dieser Profiler analysiert« werden, während sie gleichzeitig darüber nachdachte, wie sie dem Verräter die Niedertracht nachweisen konnte. Anscheinend hatte der Kollege schon vor längerer Zeit beschlossen, sie beim Redaktionsleiter schlecht dastehen zu lassen, um selbst in umso hellerem Licht zu erscheinen.
    Lara beschloss, einen kleinen Spaziergang zu machen, dabei Mark anzurufen und ihn um Rat zu fragen.
    Tiefes Gebrummel einer Männerstimme schlängelte sich zwischen den Streben des eisernen Geländers nach oben. Dann gackerte eine Frau. Die Stimme gehörte zu Isabell. Lara beugte sich über den Handlauf und spähte nach unten. Von hier oben sah man, dass die Haare an Toms Hinterkopf schon dünner wurden. Der Kollege stand dicht vor der Praktikantin und drückte ihre Arme gegen die Wand. Lara hielt die Luft an und lauschte, schlich dann auf Zehenspitzen ein paar Stufen abwärts und spitzte wieder die Ohren. Satzfetzen wehten nach oben. Laras Gehirn setzte die Worte »Serienmörder«, »Bevölkerung warnen« und »Artikel schreiben« zusammen. Und noch einmal das Wort »Profiler«. Sie atmete tief durch und setzte sich wieder in Bewegung. Schäumender Zorn trieb das Blut hektisch durch ihre Adern. Dieser eitle Arsch brüstete sich doch tatsächlich mit seinen angeblichen Insiderkenntnissen vor dem naiven Blondchen.
    Isabells hysterisches Kichern hallte im Treppenhaus wider. Lara öffnete die Tür zur Toilette und ließ sie dann mit Schwung zuschlagen. Das Gackern verstummte abrupt.
    Sie begegneten sich im ersten Stock. Röte glühte im Gesicht der Praktikantin.

    »Hallo Lara. Gehst du zum Mittagessen?« Tom trug einen gleichmütigen Ausdruck zur Schau.
    »Ja. Ich bin spätestens in einer halben Stunde wieder da.« Lara richtete den Blick schnell wieder auf die Stufen und beeilte sich, an den beiden vorbeizukommen.
    Mit einem leisen Seufzen schwang die große Tür auf. Grell stach die Sonne in ihre Augen. Sie bog um die Ecke, blieb vor einem Teppichgeschäft stehen und suchte im Handymenü nach Marks Nummer.
    Fette rote Buchstaben flammten auf der Schaufensterscheibe auf.
    Ohne es zu bemerken, zuckte Lara zusammen.
    Die Schrift verblasste und strahlte gleich darauf umso heller. Serienmörder wendet sich an Zeitung!
    Heute Morgen erhielt unsere

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