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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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die Schwester ihr Nicken überhaupt sehen konnte, und krächzte ein »O. k.« heraus.
    »Fein. Gleich haben Sie es geschafft.«
     
    »Auf den ersten Blick ist da nichts Auffälliges.« Jetzt tätschelte der Arzt Laras Hand. »Keine Tumore, keine Verkalkungen, keine Blutungen.« Er wartete kurz, aber die Patientin zeigte keine Anzeichen von Erleichterung. Vielleicht musste sie das Gesagte erst verarbeiten. »Ich schaue mir die Bilder aber noch einmal genauer durch.« Er deutete mit der Spitze des Kugelschreibers auf den Computermonitor, auf dem mehrere graue Gebilde zu sehen waren, die Lara wie aufgeschnittene, riesenhafte Walnüsse vorkamen. Er setzte noch hinzu: »Ich gehe aber nach jetzigem Stand nicht davon aus, dass Sie einen Hirntumor haben.« Noch immer keine Reaktion.
    »Gut, Frau Birkenfeld. Das war’s.« Der Arzt erhob sich. Seine Zeit war knapp. »Ich übermittle die Befunde dann an Ihren Hausarzt.«
    »Danke.« Lara öffnete die Tür und ging gedankenversunken hinaus. Die Luft im Treppenhaus roch nach Desinfektionsmittel. Auch wenn der Spezialist in ihrem Kopf nichts Anormales fand, irgendeine Ursache mussten die Halluzinationen doch haben. »Was uns wieder zu Großmutters Prophezeiungen zurückführt. Vielleicht habe ich doch das zweite Gesicht.« Lara kicherte über ihre absurden Gedanken. Das ältere Ehepaar, das ihr entgegenkam, schaute verständnislos.
     
    Der Himmel hatte sich bewölkt. Während sie im Computertomografen gelegen hatte, waren grau und mächtig dichte
Regenwolken herbeigezogen, hatten eine bleierne Decke über den Himmel gelegt, alles Sonnenlicht aufgesogen und warteten nun darauf, ihre schwere Fracht über der Erde auszuleeren.
    Lara schaute kurz nach oben und stieg dann in ihr Auto. Sie würde jetzt noch tanken und dann auf schnellstem Wege in die Redaktion fahren, um, wie vereinbart, Mark anzurufen. Drei Autos weiter hinten setzte sich ein grauer Ford langsam in Bewegung.
    »Das hat ja ewig gedauert.« Tom betrachtete die Nachricht auf dem Bildschirm und schüttelte dabei den Kopf. »Die haben nun endlich die Brandursache von dem Großbrand vor zwei Wochen in der Bahnhofstraße ermittelt.«
    »Was war es?« Isabell reckte das Kinn nach vorn.
    »En defekter Fernseher.«
    »Schreiben wir da jetzt noch was dazu?« Isabell schob unauffällig ihren Rock etwas weiter nach oben und beobachtete dabei, wie ihr Gegenüber sich unbewusst die Lippen leckte.
    »Eigentlich war das Laras Geschichte. Aber Stiller kann sie nicht leiden. Und den brauchen wir noch.« Er meinte damit, dass er ihn brauchte. Kommissar Stiller kam sehr gut mit Tom zurecht. Tom benötigte bei seiner geplanten Karriere jede Hilfe, die er kriegen konnte. Bis jetzt war alles wunderbar gelaufen. Hampenmann schätzte Toms Arbeit. Lara dagegen schien einen Fehler nach dem anderen zu machen.
    »Ich möchte nicht, dass Stiller sich wieder über sie aufregt, aus welchem Grund auch immer. Das schadet der ganzen Redaktion. Vielleicht schreibe ich nachher selbst ein paar Zeilen zum Abschluss.« Tom drehte sich mitsamt dem Stuhl und checkte dabei den Raum. »Wo ist Lara eigentlich?« Ohne hinzuschauen,
tippte er ein paar Befehle in die Tasten und richtete den Blick dann auf den Bildschirm. »Hier steht, sie sei ab halb elf wieder in der Redaktion. Das wäre vor einer Stunde gewesen.«
    »Vielleicht hat ihr Termin länger gedauert?« Isabell hatte sich erhoben und strich sich den Mini glatt.
    »Normalerweise ruft man dann an und sagt irgendjemandem Bescheid, dass es später wird.« Auch Tom stand auf. »Gehen wir ins La casa zum Mittagessen, Schönste?« Sein Arm wand sich wie von selbst um Isabells Taille.
     
    »Wir sind wieder da!« Isabell ging zwei Schritte in den Raum hinein und spähte um die Ecke. Ihr Gesicht war hochrot, so als sei sie die Treppen nach oben gerannt. »Keiner hier?« Tom folgte ihr und warf sein Leinenjackett über die Stuhllehne.
    »Doch. Ich halte die Stellung.« Hubert schlurfte aus der Küche, einen großen Kaffeebecher in der Rechten. »Gert ist zu einem Verkehrsunfall mit Straßenbahnbeteiligung, Christin zu Tisch und Friedrich beim Zahnarzt.«
    »Ah.« Tom, der gar nicht richtig zugehört hatte, saß bereits an seinem Schreibtisch und las die neuesten Meldungen. »Apropos Arzttermin: Ist Lara inzwischen aufgetaucht? Sonst schreibe ich jetzt etwas über die Brandursache beim Wohnhausbrand.«
    »Nein.«
    »Was nein?«
    »Ist sie nicht.« Hubert nahm einen Schluck und tappte zurück in die Küche. »Kommt

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