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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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das Display der Anlage zum Vorfahren aufforderte, war um den gelben Mini herumspaziert, hatte Lara auf den Beifahrersitz gehievt und sich selbst ans Steuer gesetzt. Überwachungskameras gab es hier nicht. Niemandem würde es auffallen, dass beim Herausfahren jemand anderes am Steuer des Wagens saß.
    Während der Luftstrom kleine Wasserbläschen über die Frontscheibe nach oben trieb, hatte er ihren Kopf gehalten, ihr ein wenig von den K.-o.-Tropfen eingeflößt und sie dann angeschnallt. En gelber Mini Cooper verließ die Waschanlage.
Die Frau neben dem Fahrer mit der verspiegelten Sonnenbrille machte ein Nickerchen. Der Mini Cooper rangierte rückwärts dicht neben den Ford. En Zuschauer hätte vielleicht bemerkt, wie der Fahrer die Frau vom Beifahrersitz des gelben Kleinwagens auf die Rückbank des Mondeo hievte und liebevoll zudeckte. Nur gab es keinen Beobachter.
    Der Ford rollte aus der Nische und fuhr davon. Buttergelb leuchtete der verlassene Kleinwagen.
     
    Doctor Nex kehrte in die Gegenwart zurück. Lara Birkenfeld atmete so leicht, dass man es fast übersehen konnte. Sie sah rein und unschuldig aus. Die kleine Schlange. Es wurde langsam Zeit, sie zu wecken. Er hatte einiges mit ihr vor. Doctor Nex zog die Oberlippe hoch, sodass die gleichmäßig weißen Zähne hervorblitzten.

27
    Mark legte das Telefon beiseite und starrte den Terminkalender auf dem Schreibtisch an. Für den heutigen Montag waren noch zwei Nachmittagstermine offen.
    Ausgesprochen mitteilsam war Laras Kollege nicht gerade gewesen. Wenn dieser Herr Fränkel derjenige war, der den Bericht über den Serienmörder in ihrem Namen verfasst hatte, war er so oder so ein Arsch, gesprächig oder nicht. Er hätte sich den Typen zu gern selbst einmal angesehen.
    Trotz des Ärgers über den maulfaulen Journalisten kroch die Unruhe wieder in Mark hoch. Er hatte seine halbstündige Mittagspause bereits hinter sich, und Lara war noch immer »nicht zu erreichen«.

    Er versuchte, sich noch einmal an den genauen Wortlaut des gestrigen Telefongesprächs zu erinnern. Nach ihrer CT heute Morgen hatte sie ihn von der Redaktion aus anrufen wollen, damit sie beide ihren Plan, gezielt Falschinformationen zu verbreiten, um dem Schreiber des Serienmörderartikels auf die Spur zu kommen, in die Tat umsetzen konnten.
    Mark Grünthal seufzte. Womöglich hatte Lara das Handy ausgeschaltet, weil sie noch immer in der Klinik war, nachdem die Computertomografie etwas Gravierendes ergeben hatte? Würden sie ihm dort Auskunft geben, wenn er anrief und sich als Freund oder Verwandter ausgab? Zumindest ob sie noch anwesend war, mussten die Angestellten ihm mitteilen. Mark tippte Namen und Ort des Krankenhauses in die Suchmaschine und griff dann zum Hörer.
     
    »Danke. Etwa neun Uhr dreißig, sagen Sie?« Mark lauschte der Antwort, wanderte dabei im Sprechzimmer umher und strich mit der Linken unentwegt über die Fältchen an der Knopfleiste. En Psychologe musste in der Praxis nicht unbedingt einen weißen Kittel tragen, aber er fand es einfach praktisch.
    »Nein, es ist in Ordnung. Ich kann sie nur nicht erreichen, deshalb kam mir die Idee, sie sei noch bei Ihnen.« Er nickte zweimal knapp, verabschiedete sich und legte auf. Lara hatte das Krankenhaus um halb zehn verlassen. Auch wenn sie danach noch ein paar Besorgungen gemacht hatte, hätte sie spätestens um elf in der Redaktion sein müssen. Er sah zur Uhr. Vor zweieinhalb Stunden also.
    Die Sprechanlage knackte, dann ertönte die Stimme von Schwester Anneliese, die ihm verkündete, dass der nächste Patient eingetroffen sei. Doktor Mark Grünthal schaltete das Handy auf stumm und schob es in seine Kitteltasche.

     
    Regen trommelte an das Küchenfenster. Das laute Prasseln war trotz der fest geschlossenen Jalousien zu hören.
    Doctor Nex betrachtete Lara Birkenfeld. Zusammengefallen saß sie in dem klappbaren Rollstuhl, das Kinn war nach vorn auf die Brust gesunken, der Mund stand ein wenig offen. Mithilfe des Paketbandes, das Brust, Beine und Arme am Gestell fixierte, behielt der Körper seine sitzende Position. Ab und zu bewegte sie mühsam den Kopf und hob schläfrig die Lider. Vielleicht war es nicht nötig gewesen, sie zu fesseln, aber das Risiko, dass die kleine Schlange in ihrer Angst Bärenkräfte entwickelte und ihm womöglich unvermittelt ins Gesicht springen würde, war ihm doch zu groß erschienen.
    Es dauerte länger, als er gedacht hatte, sie wach zu bekommen. Vielleicht hatte er sich auch ein wenig in

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